Ganz nackt lag sie in ihrem Garten
An einem Bach. Und die Gedichte
Schrieb sie französisch, auch die zarten.
Sie kamen ihr beim Mondscheinlichte
Eins nach dem andern auf die Bütten,
Und danach viele Ungezählte,
Die sie mit alten neu vermählte.
Sie fand das herrlich, höchst gelungen:
Poetin zwischen welken Nelken.
Sie hat ums Blümchen gern gesungen,
Weil keins der Blüten durfte welken.
Im Dorfe war sie stets Ausgebuchte.
Man sagte, diese Auserwählte,
Die ohne Ende sang, Verruchte,
War die, der Orpheus sich vermählte.
Doch eines Tages kam der Regen
Den Liedern auf die reinen Blätter,
Zerronnen. Seelchen lächelte verlegen.
So nicht, schalt sie bei schlechtem Wetter.
Seitdem kanns Liebchen nicht mehr schreiben.
Bei früh schon duftverlornen Rosen
Sucht sie nach Worten, die ihr bleiben.
Jetzt liebt sie Disteln, will sie kosen.
Und träumt von Versen und Geschichten.
Sie fand sich göttlich. Nach Berichten
Blieb sie die süße Unbekannte,
Früh dorfgeschändet. In Gedichten
Die Unvollendete, die niemand nannte.