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Flehen (eine Sestine)
Ich lag in Krämpfen, würde fantasieren
und Gründe für den Kauf von Gift fingieren,
entschlossen, Gott für Heroin zu schmieren,
doch blieb ich clean und würde schwitzen, frieren
und kotzen, bald den Körper hart trainieren
und nie mehr gegen Dope und Alk verlieren.
Ein Rückfall hiesse, alles zu verlieren:
Bei Ärger nicht von Drogen fantasieren,
Probleme lösen kann man echt trainieren,
wie auch das Niemals-Wehgeschrei-Fingieren.
Die Nächte ohne Zuversicht, das Frieren,
sind unvermeidbar beim Gemüt-neu-Schmieren.
Hier half, die Dinge um mich rum zu schmieren,
den Dreck, die Bars, die Heimat zu verlieren
und in ein Bett zu fallen. Schluss mit Frieren!
Ich liebe heut die Wahrheit, Fantasieren
ist meist nur gut fürs Dichten – (und/das) Fingieren
genauso; Anstand lässt sich leicht trainieren.
Ich bleibe dran, die Grösse zu trainieren
- vergesse aber nie, das Bike zu schmieren -
und werde nie mehr irgendwas fingieren,
denn ich will nicht mein neues Ich verlieren
und darf nun über Liebe fantasieren -
im Wissen um mein Leid und jenes Frieren.
Ich war zuvor im Innern am Erfrieren.
Die Menschen würden ihre Kids trainieren,
von einer schönen Zukunft fantasieren,
die Türscharniere ihrer Häuser schmieren,
dann aber ihre Kindlichkeit verlieren
und Treue und Familienglück fingieren.
Ich musste letztlich Gottesfurcht fingieren,
um Hilfe schreien: “Lass mich nicht erfrieren!”
Er sprach: “Es gilt das Leben zu verlieren,
damit es neues gibt. Du sollst trainieren
und standhaft beten, Geist und Körper schmieren.”
Geschafft! Das ist bestimmt kein Fantasieren!
Auf der Gitarre fantasieren, Frieren
ist out! Sich eine schmieren, nicht fingieren!
Trainieren, nie die Richtung zu verlieren.
Schönen Gruß, LAF
Nicht jedem wird gefallen, was hier litaneiartig zum Reim hingebogen wurde. Auch ich gehöre zu diesen.
Wenn versehentlich ein Konzept aus Jugendtagen eingestellt wurde, dann wäre das auch kein Malheur.
Wenn es bewusst als Produkt eines Fixers, der den Anschein geben will, er wäre auf Entzug, darstellen soll, sind mir solche Produkte zu langweilig.
ich denke, derartige Produkte, ob jetzt konstruiert oder nicht, lassen sich von jedem halbwegs phantasiedurchdrungenen Schreiber fabrizieren.
Ich warte mit Interesse auf Deinen nächsten Beitrag.
Prolet
RE: Flehen (eine Sestine)
in Gesellschaft 07.09.2018 18:10von gugol • | 248 Beiträge | 130 Punkte
Zitat Prolet: "...derartige Produkte, ob jetzt konstruiert oder nicht, lassen sich von jedem halbwegs phantasiedurchdrungenen Schreiber fabrizieren."
Okay Prolet, da bin ich also gespannt, wie ein "Produkt" aus deiner Feder aussieht, denn soeben stelle ich fest, dass du in diesem Forum bislang nur kommentiert aber nichts eigenes eingestellt hast. Eine Sestine wirkt stets etwas konstruiert aufgrund der sich wiederholenden Vers-Endwörter. Hier wurden diese gar gereimt gewählt, und da finde ich schon, damit muss man erst mal eine sinnvolle Geschichte hinkriegen, was ich bei "Flehen" als gelungen erachte. LG gugol
hahahahaha, kann mich nicht erinnern, weshalb ich "Blut" schrieb. Hi Prolet, dieses Ding flutschte zumindest mir nicht so einfach aus der Feder, aber dir und anderen mag das leichter fallen, danke fuers Lesen, MfG, Lorenz, es beschreibt einen ehemaligen Drogensuechtigen, richtig, und seine Erfahrungen auf Entzug usw.
Habe meinen alten Beitrag soeben gestrichen. Das System einer Sestine habe ich jetzt kapiert.
6 Versblöcke zu jeweils 6 Zeilen, die mit 6 Worten enden, die immer dieselben sind, blockübergreifend miteinander verschränkt. Kommt mir wie ein 6-eckiger Käfig vor, umgrenzt an jeder Seite von 6 verschiedenen, aber auf jeder Seite sich wiederholenden Stangen. Innen muss der Gefangene leben, darf sich auch austoben, Unsinn machen, Unlogisches verrichten. . . .Würde mich da wie ein US-Amerikanischer Zum-Tode-Verurteilter fühlen, auf den Tag der Hinrichtung wartend. Hier: auf die Kritik der e-LITEratur-Community: Beifall, Daumen-runter oder Korrektur-Vorschläge. Das Gerüst ist wichtiger als der Inhalt des ausgeklügelten Konstrukts. Gedanken-Vergnügen, Spielerei. Für mich: >Zeit-Verplemperung. Aber - wie schon gesagt: Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Gut LAF, dann bin ich richtig gelegen mit meiner Annahme.
So eine Litanei ist zugegeben immer Arbeit,
lässt sich ohne Denken nicht schreiben.
Es ist eine ganz faszinierende Gedichtsform,
die insbesonders bei Aufrufen und gut vorgetragen besonders publikumswirksam sind, oft mit phrenetischem Applaus.
Wenn ich eine freie Stunde habe,verspreche ich ehestmöglich auch eine Selestine hereinzuschreiben. Schon alleine auch um gugol, der sich über meine Schreibffaulheit beklagt, etwas zu zeigen, was er bisher verabsäumte.
Prolet
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