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Zeit zu gehen
in Düsteres und Trübsinniges 27.08.2018 20:41von gugol • | 248 Beiträge | 130 Punkte
Mein Kinderteller wurde niemals leer,
die Mutter und der Vater gaben ihr
wohl Bestes und das Allerletzte her
für mich, ich war ihr Lebenselixier.
Doch irgendwann, da engte mich das ein,
mein Elternhaus erschien mir plötzlich klein,
ich sehnte mich nach einem grossen Saal.
Am Ende blieb mir keine andre Wahl:
Es kribbelte vom Kopf bis zu den Zehen,
das spürte ich zum wiederholten Mal,
und eines Tages war es Zeit zu gehen.
Ich mochte meine neue Freiheit sehr,
genoss in vollem Mass das Jetzt und Hier.
So ging das sieben Jahre ungefähr,
dann wuchs ein neues Leben ran in mir.
Der Kleine war mein heller Sonnenschein.
Die Jahre flogen! Kann das möglich sein?
Es waren bald schon achtzehn an der Zahl,
ein junger Mann, sein Körper hart wie Stahl.
Als Mutter konnte ich das gut verstehen,
es ist naturgegeben und banal:
Für alle Kinder kommt die Zeit zu gehen.
Das Glück beschenkte mich danach noch mehr;
du wolltest mich und ich vertraute dir,
wir lachten viel, verbrachten unbeschwer-
te Stunden – du und ich, perfektes Wir.
Doch unvermutet traf das Schlimmste ein,
man sah von Weitem deine grosse Pein:
Der Kopf war aufgedunsen und ganz kahl,
die Wangen leichenblass, die Lippen schmal.
Da halfen auch nicht Beten oder Flehen,
das Leben war für dich die reinste Qual,
und eines Tages war es Zeit zu gehen.
Seit jenem Abschied ist mein Alltag schal,
mir fehlen Liebe und ein Sonnenstrahl.
Gleichwohl, ich sollte es gelassen sehen:
Alsdann folgt auch für mich das letzte Mahl,
und eines Tages wird es Zeit zu gehen.
(Chant Royal, zweiter Versuch)
RE: Zeit zu gehen
in Düsteres und Trübsinniges 28.08.2018 06:32von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Sehr schön getextet, Gogol,
die Zeilen kommen rhythmisch und inhaltlich überzeugend. Der Kreis wird sich schliessen, wenn wir folgen. Ein ewiges Thema.
Warum es ein royaler Gesang ist bleibt mir noch verborgen. HG- mcberry
Danke! Und hier ein Link: chantroyal
RE: Zeit zu gehen
in Düsteres und Trübsinniges 28.08.2018 10:54von ugressmann • | 942 Beiträge | 929 Punkte
Der Himmel tief blau
Die Sonne strahlte warm. Die
Luft kam, weich wie Samt.
Alt, krank und allein.
Er wollte nicht mehr bleiben.
War es leid zu sein.
Hat eine Katze.
Liebkoste sie. Zog dann die
Kabelschlinge zu.
Ihr Todeskampf war
schrecklich. Er legte den Leib
noch warm auf die Brust.
Zitterte, schluchzte,
fror. Nahm die Überdosis,
wachte nicht mehr auf.
Macht nichts, Gogol. Antwort brauche ich nicht. Vielleicht etwas Empathie mit dem Katzenbesitzer und seinen Gefühlen. - im Kontrast zu dem schönen Tag des ersten Haikus. Ich nehme doch an, mein Gedicht gehört zum Thema "Düsteres und Trübsinniges" LG HajoHorst
RE: Zeit zu gehen
in Düsteres und Trübsinniges 30.08.2018 18:02von gugol • | 248 Beiträge | 130 Punkte
Ja klar gehört es in diese Rubrik. Aber warum stellst du es denn nicht als eigenes Gedicht ein, sondern hängst es hier quasi an? Jedes Gedicht sollte für sich besprochen werden können. Das ist aber schwierig, wenn da auf einmal zwei davon ineinander geschachtelt sind, die nichts miteinander zu tun haben, ausser dass sie in die Rubrik passen. LG gugol
hallo Gugol, das habe ich jetzt nicht verstanden. Wo siehst du ZWEI Gedichte? Mein Gedicht besteht aus 5 Haikus, nacheinander zu lesen. H1 steht nur im abrupten Kontrast zu H2, mit voller Absicht! Vielleicht überraschend, denn man könnte eine Weiterführung des Gedankens von H1 in Richtung Naturschilderung erwarten isses aber nich! Kapiert? LG HajoHorst
RE: Zeit zu gehen
in Düsteres und Trübsinniges 31.08.2018 02:34von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, gugol!
Ein Thema, sogar mehrere, die unter die Haut gehen können. Viel gäbe es dazu zu schreiben, nur nicht immer ist die richtige Zeit dazu.
HajoHorst hat es sicher gut gemeint. Er hätte, wie von Dir schon bemerkt, in einem eigenen Faden posten sollen. Als Kommentar ist ein Gedicht nicht aufzufassen; es ist nicht ganz ideal, stellvertretend für einen Kommentar ein Gedicht einzustellen. Ein Riesenmalheur ist es nicht, nur ein kleiner Tritt ins Fettnäpfchen, der mir früher in jüngeren Jahren auch passiert ist. Vielleicht lässt er den Text noch in eine passende Rubrik verschieben damit mehr Platz ist, Deinen Beitrag zu würdigen und dieser unter fremden Texten nicht beeinträchtigt wird.
Schönen Morgen wünsche ich:
Joame
Hallo, Arbeiter im Weinberg der (e)-Literatur. Wenn ich etwas nicht richtig verstanden habe und ein "Fettnäpfchen" zielsicher traf: Bitte um Entschuldigung!
Aber: Muss denn ein Gedicht, das als erstes hier vorgestellt wird, bis zum geht nicht mehr NUR kommentiert werden? Obwohl der Titel (allgemein?) vorschreibt: "Zeit zu gehen. Düsteres und Trübsinniges". Also - wenn ich nicht kommentieren möchte, sondern nur etwas zum Thema vorbringen möchte - lieber schweigen soll. Meine Haikus waren nicht als Kommentar gemeint.
Vielleicht sollte man ein Thema spezieller fassen, präzisieren, einengen, nicht flächendeckend den Zutritt für ähnliche Äußerungen zur Thematik sperren.
Sorry. LG HajoHorst
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