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Der Tod vertagt
Es schlängelt eine Träne aus dem Trichter,
dem schwarzen, der ins Nichts zu führen scheint.
Er hat noch nie und nimmer nicht geweint
beim Blick, sekundenschnell, in die Gesichter.
Er hat auf jedes Betteln noch verneint.
Was hält ihn ab, der sonst an allem nagt?
Was rührt ihn so? Was macht ihm solche Blicke?
Ihr Blau im All? Ihr tägliches Geticke?
Er stöhnt beherzt und murmelt nur „vertagt“,
der nimmersatte Meister der Geschicke.
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Warum macht der Tod um manche Menschen immer und immer wieder einen Bogen? Diese Frage stellte ich mir auch schon. Du hast das Thema berührend verarbeitet. Mir gefallen die meisten Formulierungen und Bilder. Dennoch habe ich ein paar Anmerkungen, insbesondere zur Wahl von Verben und Adjektiven:
Kann eine Träne schlängeln? Flüssigkeit folgt immer der Falllinie und ein Trichter hat eine ziemlich glatte Oberfläche.
'auf etwas verneinen' - sagt man das? Es heisst doch "etwas verneinen" oder "zu etwas nein sagen" oder "auf etwas negativ reagieren". 2x "noch" so kurz hintereinander ist eh auch nicht so schön.
"beherzt" und "stöhnen" passt für mich nicht zusammen. Mutiges Stöhnen ergibt mMn keinen Sinn.
Und letzte Frage noch zum Titel: Warum "der" und nicht "den" Tod vertagt?
Es sickert eine Träne aus dem Trichter,
dem schwarzen, der ins Nichts zu führen scheint.
Er hat noch nie und nimmer nicht geweint
beim Blick, sekundenschnell, in die Gesichter.
Er hat ein jedes Betteln stets verneint.
Was hält ihn ab, der sonst an allem nagt?
Was rührt ihn so? Was macht ihm solche Blicke?
Ihr Blau im All? Ihr tägliches Geticke?
Er stöhnt besiegt/verstört/verwirrt und murmelt nur „vertagt“,
der nimmersatte Meister der Geschicke.
RE: Der Tod vertagt
in Natur 18.08.2018 21:07von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat von gugol im Beitrag #2kommt auf Neigung, Struktur und Spannung an.
Kann eine Träne schlängeln? Flüssigkeit folgt immer der Falllinie und ein Trichter hat eine ziemlich glatte Oberfläche.
Zitat
'auf etwas verneinen' - sagt man das?
ja
Zitat
"beherzt" und "stöhnen" passt für mich nicht zusammen. Mutiges Stöhnen ergibt mMn keinen Sinn.
Er stöhnt beherzt beinhaltet Vitalität.
Ich bedanke mich für die Rückmeldung, Gugol.
Gruß
Alcedo
Eine Träne kann durchaus "schlängeln". Wenn die Oberfläche "gefettet" ist. Denkt an die Wassertropfen an den Fenstern eines fahrenden Zuges. Und sie fließt dort nicht senkrecht ab, beeinflusst von der Geschwindigkeit des Zuges (sagt der Schlauberger).
RE: Der Tod vertagt
in Natur 19.08.2018 13:06von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hallo liebe Dichter,
dieser Trichter setzt Zeit und Raum ausser Kraft, schubst aber weder Grammatik noch Rechtschreibung
vom Thron. Wo kämen wir hin? Andererseits war da mal was vonwegen dichterischer Freiheit und wie kjub
einmal sagte: wir müssen nicht dudenkonform schreiben.
Läßt lyrische Hochsprache die Tropfen schlängeln, darf symbolische Auffassung greifen, abgesehen von physikalischen Möglichkeiten.
Übrigens wäre ein "den Tod vertagt" in meiner Textauffassung religiös, da der Gevatter nicht personifiziert ist und
nicht selbst handelt, sondern angewendet wird im Sinne eines veränderten Aggregatzustandes von einem anderen - höheren - Ordnungsprinzip.
Reicht jetzt. Ich höre auf. Schönes Restwochenende - mcberry
An mcberry: "Veränderter Aggregatzustand" - > je nach Religion:
Christentum: "Der Tod ist der Sünde Sold" >Fegefeuer, Hölle oder Paradies mit Manna und Hosiannah?
Judentum: Hoffen auf den wahren Messias und ein Paradies auf Erden?
Islam: 71 Jungfrauen beglücken täglich den toten Märtyrer im Paradies. Was bleibt dem weiblichen M. ?
Buddhismus: Seelenwanderung bis ins Nirwana?
Hinduismus: Der Hindu dient in seiner Kaste weiter?
Shintoismus: Samurai-Dienst für die toten Kaiser?
Agnostiker: Er weiß es nicht, kann es nicht wissen?
Atheist: Wiedereinschleusung seiner Atome in den Kreislauf der Elemente dieser Erde?
RE: Der Tod vertagt
in Natur 22.08.2018 19:01von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Hajo,
hallo Mc
danke fürs Feedback.
jeder behilft sich mit seiner eigenen Gewissens-Krücke.
es gibt ja zig Szenarien …
https://www.youtube.com/watch?v=mhFZg5zxza4
Gruß
Alcedo
Hallo Literaturfreund Alcedo
und Kommentatoren,
> Er hat noch nie und nimmer nicht geweint <
Also hat er immer geweint, das ist die logische Aussage.
Einer, der ständig weint, das muss man dich vorstellen. Aber das muss so sein, damit es
mit 'scheint' und 'verneint' reimt.
Ich neige zur Annahme, der personifizierte Tod, der unbarmherzig, gierige, hat doch einmal eine Ausnahme gemacht und seinen Zugriff vertagt.
Ob hier eine Lebenssituation des Schreibers Inspiration war, könnte nur eine Vermutung sein.
Besseres Deutsch wäre verständlicher.
Warum den Tod so fürchten? Ihn zu personifizieren, als Fremden und Feind des Lebens darzustellen? "Er" ist das Ende eines individuellen Lebens. Gäbe es "ihn" nicht, wäre die "E"Volution stagniert. Schild"kröten" sollen angeblich 200 Jahre alt werden. Wer von den nach möglichst langem Leben strebenden Menschen möchte so träge und unbeholfen wie eine Schildkröte sein? Manche Leute - unter ihnen auch seriöse Wissenschaftler - vermuten, Menschen hätten das Potential, 160 Jahre und älter zu werden.Was würde das für unser "Sozial"system bedeuten?
Nach etwa 40 Jahren bezahlter Arbeit in Rente gehen und erwarten, das dies noch 100 Jahre so weiter von den nachfolgenden Generationen finanziert wird? Utopie! Man wird die "Blutsauger" erschlagen. Nur Millionäre könnten sich die medizinischen Dienste für ein längeres Leben leisten.
Unsere Mediziner sollten das Sterben erleichtern und dem Tod nicht ins "Handwerk" pfuschen. Der Film "Soilant Green" hat dies Thema ergreifend dargestellt. Man sollte ihn öfter zeigen.
HajoHorst
Eben weil dem qualvoll Dahinsterbenden keine Hilfe gegeben wird, ist Sterben ein fürchterlich grausames Geschehen. Wie sollten jene den Tod nicht fürchten, die von höchsten Schmerzen ums Leben gebracht werden. Nicht jeder schläft friedlich ein.
RE: Der Tod vertagt
in Natur 23.08.2018 17:50von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat von Prolet im Beitrag #8niemand zwingt dich.
Besseres Deutsch wäre verständlicher.
Zitat von HajoHorst im Beitrag #9danke für dein Feedback. meintest du „Soylent Green“. der Beitrag wäre womöglich in einem Cineastik-Thread besser aufgehoben.
Warum den Tod so fürchten? Ihn zu personifizieren, als Fremden und Feind des Lebens darzustellen? "Er" ist das Ende eines individuellen Lebens. Gäbe es "ihn" nicht, wäre die "E"Volution stagniert. Schild"kröten" sollen angeblich 200 Jahre alt werden. Wer von den nach möglichst langem Leben strebenden Menschen möchte so träge und unbeholfen wie eine Schildkröte sein? Manche Leute - unter ihnen auch seriöse Wissenschaftler - vermuten, Menschen hätten das Potential, 160 Jahre und älter zu werden.Was würde das für unser "Sozial"system bedeuten?
Nach etwa 40 Jahren bezahlter Arbeit in Rente gehen und erwarten, das dies noch 100 Jahre so weiter von den nachfolgenden Generationen finanziert wird? Utopie! Man wird die "Blutsauger" erschlagen. Nur Millionäre könnten sich die medizinischen Dienste für ein längeres Leben leisten.
Unsere Mediziner sollten das Sterben erleichtern und dem Tod nicht ins "Handwerk" pfuschen. Der Film "Soilant Green" hat dies Thema ergreifend dargestellt. Man sollte ihn öfter zeigen.
Gruß
Alcedo
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