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Der Bernstein
Er dümpelt vor sich hin in einem Priel,
der sich gebildet hatte nach der Flut.
Er fällt nicht auf, zeigt nichts von seiner Glut.
Den kleinen, braunen Klumpen ziert nicht viel.
Und dennoch nehme ich ihn deutlich wahr,
weiss auf der Stelle, dass es diesmal passt,
weil mich bei seinem Anblick Glück erfasst.
Sein Leuchten seh ich vor mir, hell und klar.
Ich quäle ihn, zerbrech die Kruste ganz,
behandle ihn mit Feilen, hart wie Stahl.
Am Ende folgt die feine Politur,
dann braucht es einen kleinen Zauber nur:
Ich halte ihn in einen Sonnenstrahl
und er, er dankt es mir mit hellem Glanz.
Dänemark, im Juli 2017
Zitat von gugol im Beitrag #1
Der Bernstein
Er dümpelt vor sich hin in einem Priel,
der sich gebildet hatte nach der Flut.
Er fällt nicht auf, zeigt nichts von seiner Glut.
Den kleinen, braunen Klumpen ziert nicht viel.
Und dennoch nehme ich ihn deutlich wahr,
weiss auf der Stelle, dass es diesmal passt,
weil mich bei seinem Anblick Glück erfasst.
Sein Leuchten seh ich vor mir, hell und klar.
Ich quäle ihn, zerbrech die Kruste ganz,
behandle ihn mit Feilen, hart wie Stahl.
Am Ende folgt die feine Politur,
dann braucht es einen kleinen Zauber nur:
Ich halte ihn in einen Sonnenstrahl
und er, er dankt es mir mit hellem Glanz.
Dänemark, im Juli 2017
ist der schön, dachte ich sogleich als ich ihn zuerst las, diesen Text, noch ein kleiner, feiner handwerklicher Schliff in den Terzetten, analog zum inhaltlichen und der gibt einen literarischen Glanz ab, der sich gewaschen hat.
nun ist ja schwerer zu begründen was man so denkt und Handwerk war noch nie leicht gewesen, aber ich will es mal versuchen:
es gibt da ein Gefälle im Text, nach meinem Bauchgefühl, wohlgemerkt: bis zu und inklusive Zeile sieben: stark! starke, gute Lyrik. danach rutscht es mir ab ins Triviale. jetzt kommt das Schwierigere: es zu begründen, warum.
Z8: das lyrische Ich wähnt, denkt, ein Leuchten zu sehen - sein Leuchten. das kommt mir zu früh, das schwächt Erwartung und Finale. es trägt zur Minderung des Lesegenusses bei. ich frage mich, ob sich Z8, ohne das explizite „Leuchten“ schreiben ließe und ohne „Sein“, oder ohne das S im Sein. „Ein Leuchten“, oder was schwächeres, „Ein Schimmern“ wären für mich an der Stelle stärker, eindeutig stärker im Effekt. und kein explizites „sehen“ sondern ein Vorschweben, ein Wähnen, würde die Einbildung vielleicht Einbildung bleiben lassen, meinst du nicht auch Gogol?
Z9: hier passt mir das Zerbrechen nicht. es wird ja keine wirkliche Kruste aufgebrochen, keine Panade, kein Ei aus der Schale gepellt. wir haben da eine matte, Zehntel- bis Hundertstel-Millimeterdicke Patina zu beseitigen, mehr nicht. und das müsste doch auch für die intendierte zweite Ebene passen, will ich mal hoffen. 😀
Z10: dass Stahl hart ist, weiss jeder. die Feile muss fein sein, wegen der dünnen Patina, um möglichst wenig vom kostbaren Innern zu bewahren. stimmts?
also an die Stelle gehört für mich das Adjektiv „fein“. was du jetzt vor die Politur in Z11 setzt, ist nunmehr dein Part, Gogol
Z12 ist einsame Klasse! zusammen mit Z13 sehr stark in allen Ebenen: den zweien die ich erfasse und sicher auch in allen die mir womöglich entgehen - so muss Lyrik! bravo! ja, mehr braucht es nicht, nur diesen kleinen Zauber. trefflich grandios in ihrer Schlichtheit sind sie, diese Verse, ja.
und die letzte Zeile läse ich am liebsten so:
und er, er dankt es mir mit seinem Glanz.
denn das Helle brauchst du wahrscheinlich noch fürs Quartett und ich, Leser, ich Rezipient, ich Konsument solcher Lyrik, brauche es bei diesem starken Finale nimmer. heller kann es für mich bald nimmer leuchten, einfach so, ganz ohne Adjektiv. das ist alleine Sein Verdienst, der des Steines, der eigentlich kein Stein ist. und Deiner, Autor, deiner.
Chapeau
Alcedo
achja, und Tagebuchvermerke, wie Datum und Örtlichkeiten halte ich bei solch zeitloser Lyrik nicht für notwendig. es stört mich. alleine optisch schon, als fremdartig wirkendes Anhängsel.
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