#1

Äschen (Haiku)

in Minimallyrik 18.09.2017 21:45
von Artbeck Feierabend | 119 Beiträge | 72 Punkte

Auf Sommermoos
gebettet: Glåma-Äschen;
Duft nach Thymian.

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#2

RE: Äschen (Haiku)

in Minimallyrik 21.09.2017 10:05
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Diese Äschen habe ich zu googeln versucht, Artbeck

und fand Links zum Fliegenfischen. Kannst du uns noch etwas dazu schreiben?

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#3

RE: Äschen (Haiku)

in Minimallyrik 22.09.2017 09:46
von Artbeck Feierabend | 119 Beiträge | 72 Punkte

Guten Morgen, mcberry!

Ja, gerne! Vor einigen Jahren habe ich am längsten Fluss Norwegens, der Glomma, eine paar dieser herrlichen Fische fangen können.

Die Äschen (aber nicht nur die norwegischen) duften fangfrisch tatsächlich leicht nach Thymian und das fand ich schon erstaunlich. Daher auch ihr lateinische Name Thymallus thymallus. Der Geruch verfliegt aber so schnell wie ein schöner Augenblick. Wie intensiv dieser Geruch wahrgenommen wird, bleibt natürlich subjektiv – abhängig auch vom „Betrachter“. Ähnlich, wie ein schottischer Single Malt im Urlaub auf Islay anders riechen mag als auf dem heimischen Balkon.

Äschen haben eine bunt gemusterte Rückenflosse, die auch „Fahne“ genannt wird. Anders, als die Stinte, die nach Gurken „stinken“, riecht die Äsche also gut, obwohl sie immer eine „Fahne“ hat…

Gruß,
Artbeck

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#4

RE: Äschen (Haiku)

in Minimallyrik 24.09.2017 07:59
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Zitat von Artbeck Feierabend im Beitrag #1
Auf Sommermoos
gebettet: Glåma-Äschen;
Duft nach Thymian.

hallo Art

leider hatte ich sie noch nie in der Hand, eine dieser Äschen. jedenfalls sicher kein adultes Exemplar.
an diese Rückenflossen-Fahne würde ich mich erinnern: der Fisch sieht ja fast schon aus wie eine Süsswasser-Miniatur eines blauen Marlins (ohne Speer natürlich): https://www.blinker.de/angelmethoden/mee...orn-des-meeres/

ich weiß jetzt auch warum: meine Kindheit und Jugend verbrachte ich am Unterlauf der Marosch, da kommen die Viecher nicht vor. das Wasser dort war für sie viel zu schmutzig und zu warm. habe gelesen, dass sie in der sogenannten Salmonidenregion der europäischen Flüsse zu finden sind, also in Gebirgsbächen in kaltem Wasser, und zwar unterhalb der Forellen. es gibt sogar eine sogenannte Äschenregion in der Längszonierung der Fließgewässer. wahrscheinlich habe ich ihn da schon gesehen, schwimmend vor mir. bin mal stundenlang in einer enger Klamm in den Westkarpaten hoch- und runtergewatet (mit breiterem Auslauf). wahrscheinlich habe ich sie damals für Forellen gehalten, trotz der großen auffälligen Schuppung und der rötlichen Fahne, die schwimmend sicher nicht immer aufgerichtet ist. werde demnächst bei Gelegenheit genauer hinschauen, wahrscheinlich in den Alpen.

zurück zum Text: der diakritische Kreis, der sogenannte Kroužek, über dem Glåma-A war mir sofort als Wassertropfen auf dem Moos, oder auf dem Körper des frischgefangenen Fisches ins Auge gefallen: sehr schön. herrlich auch die Bettung der Fischleiber in der Mittelzeile, zwischen Moos und olfaktorischem Stimulus: da bekomme ich ja regelrecht Hunger.

weniger gefällt mir, dass diese Fische dort oben in Norwegen eigentlich nichts verloren haben. die wurden anscheinend zur Ankurbelung des Tourismus dort ausgesetzt. verdrängen sie dort eigentlich indigene Arten? oder wirken sie sich irgendwie negativ auf das Ökosystem aus? dann müsst ihr Watangler eigentlich noch einen Zahn zulegen - um die dortigen Gewässer zu schonen. wahrscheinlich ist aber solch eine Entwicklung, solch eine Besiedelung kaum umkehrbar. und einheimische Arten weichen halt in höher gelegene Bachregionen aus, wo die Äschen nimmer hinkommen.

das „Sommermoos“ ist mir eine Spur zu explizit für das Kigo. da frage ich mich, ob bei der genauen ichtyologischen und geographischen Spezifizierung, nicht auch eine für das Moos vorgenommen werden könnte. kann aber dazu botanisch wenig bis nichts beitragen. eventuell liesse sich mit der Farbe des Mooses auf die Jahreszeit hindeuten. ansonsten bist Du, Art, höchstwahrscheinlich der erste der mit diesem originellen Fliegenfischerkigo (die Hochsaison an der Glåma) arbeitet in Verbindung mit Thymallus thymallus, gratuliere! 😀

Fazit: ein gelungenes Haiku, das Lust macht auf mehr.

Gruß
Alcedo



europäische Äsche: http://www.fliegenfischer-forum.de/ffotos6/norweg10.jpg

Stint: https://de.wikipedia.org/wiki/Stint

blauer Marlin: https://www.blinker.de/angelmethoden/mee...orn-des-meeres/


e-Gut
zuletzt bearbeitet 24.09.2017 08:05 | nach oben

#5

RE: Äschen (Haiku)

in Minimallyrik 28.09.2017 17:30
von Artbeck Feierabend | 119 Beiträge | 72 Punkte

Hallo, Alcedo!

Herzlichen Dank für die vielen Links und Zusatzinfos sowie deine Kritik und das Lob gleichermaßen! Freut mich sehr.

Ehrlich gesagt, mir war nicht bewusst, dass es sich bei der Europäischen Äschen in Norwegen gar nicht um eine indigene Art handelt. Es ist schon verrückt; hier in Deutschland ist ihr Bestand sehr gesunken, aber in der Glomma kommen sie recht häufig vor. Heimisch ist wohl nur die Arktische Äsche weiter nördlich in Flüssen mit Mündungen zum Polarmeer… wieder etwas dazugelernt.

Über deinen einleuchtenden Einwand mit dem „zu expliziten“ Kigo („Sommermoos“) werde ich noch in Ruhe nachdenken. Auf den Gleichklang „Sommermoos“ – „Glåma“ müsste ich dann verzichten, was aber auch eher im Sinne eines Haikus wäre.

Gruß,
Artbeck

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#6

RE: Äschen (Haiku)

in Minimallyrik 29.09.2017 09:26
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

ach, „Glommah“ wird das ausgesprochen? kannste mal sehen - der Alcedo ist im Skandinavischen Banause. ich berauschte mich alleine an der Optik der Lettern, vom Klang hatte ich keine Vorstellung. das heißt aber jetzt für mich im Gegenzug auch, du müsstest den Text jetzt mal einsprechen, Art, damit ich, wir, das Klangliche beurteilen können.

Zitat
Auf den Gleichklang „Sommermoos“ – „Glåma“ müsste ich dann verzichten,

von wegen! das wäre für mich jetzt der einzige Grund ihn zu belassen, Art. Haikus sind last but not least immer auch schon Klangkunstwerke gewesen: sowohl im Land der Aufgehenden Sonne, als auch im Abendland.

Gruß
Alcedo


e-Gut
zuletzt bearbeitet 29.09.2017 09:27 | nach oben


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