#1

Kein rechter Glauben - in meinem Herz : Spaltvers-Sonett

in Philosophisches und Grübeleien 31.03.2017 20:40
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Kein rechter Glauben - in meinem Herz

es ist kein rechter glauben - in meinem herz zu finden
in diesem ganzen land - sucht ihr vergebens trost
frag nicht wer ihn noch fand - an klippen, sturmumtost
wind ließ die wüste stauben - da suchen noch die blinden

verräter sah ich oft - ich trug wohl augenbinden
entdeckte sie beim handeln - das hat mich stets erbost
die wollten sich verbandeln - ich wurd ganz lieb gekost
die hinterlist war soft - das ziel war mich zu schinden

ich konnte knapp entrinnen - gleich bin ich ausgerissen
sie konnten doch nicht wissen - voll hoffnung zu gewinnen
was nornen für mich spinnen - ich hab mich durchgebissen

gewebe wurd verschlissen - ließ sand durch finger rinnen
die trauer mag beginnen - in allem ungewissen
trotz licht in glaubensrissen - ich such nach kraft dort drinnen

zuletzt bearbeitet 31.03.2017 21:10 | nach oben

#2

RE: Kein rechter Glauben - in meinem Herz : Spaltvers-Sonett

in Philosophisches und Grübeleien 01.04.2017 09:55
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte

Guten morgen,

das gefällt mir sehr gut. Es wirkt ausgewogen und gut durchdacht. Die Verbindung beider Seiten äußert sich am stärksten in den seitengleichen -innen Reimen in den Terzetten.

Ich habe dazu ein paar Anregungen, denn es wirkt auf mich noch nicht ganz glanzpoliert:

- Ich empfehle den Titel zu abstrahieren. Der jetzige wirkt wie ein Arbeitstitel bzw. nimmt die Entdeckung beider Stränge durch den Leser vorweg. Ein einfacher Titel wie "Glaubensrisse" oder etwas in der Art, abgeleitet aus Conclusio oder völlig abstrahiert, würde mir besser gefallen. Evtl. "im Licht von Glaubensrissen".

- S1 V1/2 "In meinem Herz zu finden / sucht ihr vergeblich Trost". Inkohärenz - die mir gefällt, denn suchen trifft auf finden. Sie kommt gleich zu Beginn und trübt die Spaltvers-Erwartung aus dem Titel. Ich sehe da sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche, doch da die Aussagen zentral sind, fällt mir da kein sinnvoller Vorschlag ein.

Nur evtl.

es ist kein rechter glauben - in meinem herz zu finden(,)
in diesem ganzen land - verbitte ich mir Trost

Dies wirkt zwar geschustert, passt aber satzbautechnisch besser.

S1V4

wo Wüsten Sande stauben

frag nicht wer ihn noch fand - an klippen, sturmumtost
wo Wüstensande stauben - da suchen noch die blinden

hier würde ich unbedingt mit wo statt find beginnen, in Verbindung zu fand passend.

Evtl. besser "Wo Winde Wüsten rauben." (Dünen /Sandsturm etc. Impression)


S2V4 soft ist nicht mein Lieblingswort. Evtl. "Es war nicht unverhofft"?

Oder noch lieber wäre mir hier statt in S2V1/V4 oft / soft der /auben Reim aus S1?

Alternative:

Verräter tragen Hauben - ich trug wohl augenbinden (Hauben und Binden korrelieren gut)
entdeckte sie beim handeln - das hat mich stets erbost
die wollten sich verbandeln - ich wurd ganz lieb gekost (stark, bzw. beinahe mit Augenzwinkern)
Mit Scharren und mit Schnauben (oder etwas mit rauben) - das ziel war mich zu schinden

was nornen für mich spinnen - ich hab mich durchgebissen (stark bzw. wieder mit Augenzwinkern)

trotz licht in glaubensrissen - ich such nach kraft dort drinnen (wieder stark, evtl. besser:

Im Licht von Glaubensrissen? - such ich nach Kraft dort drinnen


Bin gespannt ob du da noch was ändern möchtest, oder ob du prinzipiell zufrieden bist. Ein Spaltvers ist sicherlich eine komplexe Angelegenheit und DIE perfekte Lösung gibt es nicht,




E-LITEratum: reimt Laute - traut Meile - Mut elitaer - eitel Armut - Traum leite - Eile tut Arm - Reimtet lau - Laut Metier - Maul eitert - Team Urteil
zuletzt bearbeitet 01.04.2017 10:02 | nach oben

#3

RE: Kein rechter Glauben - in meinem Herz : Spaltvers-Sonett

in Philosophisches und Grübeleien 02.04.2017 12:53
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Zitat von der.hannes im Beitrag #1
Kein rechter Glauben - in meinem Herz

es ist kein rechter glauben - in meinem herz zu finden
in diesem ganzen land - sucht ihr vergebens trost
frag nicht wer ihn noch fand - an klippen, sturmumtost
wind ließ die wüste stauben - da suchen noch die blinden

verräter sah ich oft - ich trug wohl augenbinden
entdeckte sie beim handeln - das hat mich stets erbost
die wollten sich verbandeln - ich wurd ganz lieb gekost
die hinterlist war soft - das ziel war mich zu schinden

ich konnte knapp entrinnen - gleich bin ich ausgerissen
sie konnten doch nicht wissen - voll hoffnung zu gewinnen
was nornen für mich spinnen - ich hab mich durchgebissen

gewebe wurd verschlissen - ließ sand durch finger rinnen
die trauer mag beginnen - in allem ungewissen
trotz licht in glaubensrissen - ich such nach kraft dort drinnen

hier schlägt mein Herz eindeutig Links! für mich ist die linke Spalte eindeutig am stärksten, weil sie mir wie ein geläufiges, stimmiges, authentisches Glaubensbekenntnis daherkommt, mit nur einer Stelle die mich viel zu „soft“ störte.

hallo Hannes

würde dir auch empfehlen nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, also nicht zuviel in der Überschrift preiszugeben. nehme mir auch gleich die Freiheit nach meinem Gusto alle Bindestriche zu eliminieren, die Überschrift zu vereinfachen und die „softe“ Stelle aufzurauen:

Kein rechter Glauben in meinem Herz

es ist kein rechter glauben in meinem herz zu finden
in diesem ganzen land / sucht ihr vergebens trost
frag nicht / wer ihn noch fand / an klippen / sturmumtost
wind ließ die wüste stauben / da suchen noch die blinden

verräter sah ich häufig / ich trug wohl augenbinden
entdeckte sie beim handeln / das hat mich stets erbost
die wollten sich verbandeln / ich wurd ganz lieb gekost
die hinterlist war läufig / mit ziel: mich selbst zu schinden

ich konnte knapp entrinnen / bin gleich ausgerissen
sie konnten doch nicht wissen voll hoffnung zu gewinnen
was nornen für mich spinnen / ich hab mich durchgebissen

gewebe wurd verschlissen / ließ sand durch finger rinnen
die trauer mag beginnen in allem ungewissen
trotz licht in glaubensrissen: ich such nach kraft dort drinnen

nimm dir davon was du möchtest, oder lass es links liegen

Gruß
Alcedo


e-Gut
zuletzt bearbeitet 02.04.2017 12:55 | nach oben

#4

RE: Kein rechter Glauben - in meinem Herz : Spaltvers-Sonett

in Philosophisches und Grübeleien 02.04.2017 22:23
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Vielen Dank für die Rückmeldungen, ich werde Eure Vorschläge durchdenken und das Gedicht überarbeiten. Dazu brauche ich aber noch Zeit, die ich jetzt am Wochende nicht gefunden​ habe, leider.

Herzliche Grüße

Hannes

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