Die Ballade vom Zehner
Zwei junge Männer kamen vom Bierfest angewankt,
Sie hatten den Abend schon wacker im Zelt getankt.
Es war recht düster, kein Mond noch Sterne zu sehen.
Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr,
Nahmen sich beide das nächtliche Schwimmbad vor.
Die Freunde kniffen im Nu ein Loch in den Zaun.
„Du traust dich doch nie vom Zehner, du feiges Kind!
Dort drüben steht der Turm, wo die drei Pappeln sind!“
Ein Lachen, ein Johlen – im Baum, da riefen die Dohlen.
Und es roch nach altem Urin und nach kaltem Chlor,
Verwirrte Glühwürmer schwirrten die Leitern empor.
Die alten Pappeln, sie zitterten und wisperten.
Beider Blick war vernebelt, die Sinne benommen,
Bald waren sie in bedrohliche Höhen gekommen.
Tief unten, da grinste blau ein lauerndes Becken.
„O-le-Ooo-leeee!“ So dröhnte fröhlicher Mutgesang,
Aus gekachelter Tiefe ein hohles Echo erklang.
Ein Anlauf, ein Rudern – zwei nackte Körper, sie flogen!
Ein Klatschen, ein letztes Blitzen der Synapsen in Rot,
Kein kühlendes Nass empfing sie, sondern der Tod.
Ihr Blut kroch über die Fliesen, als man sie morgens fand.