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In mir trag ich blauende Landschaft,
Fernen, nichts als Fernen, Lärchenwälder.
Ich gebe mich der Stadt zurück,
den Schnellstraßen, dem Laternenlicht,
den streunenden Katzen.
Der graue Nacken hiesigen Himmels
trotz aller Verheerungen schön.
Ich wüsste nicht, was mich abhielte,
ihn zu lieben, ich mag die Melancholie
lautloser Wolkengebirge,
die stillen Morgen ohne Fernsehen,
den Blick in das Halblicht der Straße.
Stadt, die mich nicht vergisst, die ihre Häupter
zusammenhält, wo die Tage ihre Trauer
verbergen, als gehöre sie sich nicht.
RE: Hier und niemand
in Gesellschaft 22.10.2016 18:18von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Antigone
Zitat
Der graue Nacken hiesigen Himmels
trotz aller Verheerungen schön.
hier fehlt das Verb (ist). wenn diese Verknappung Absicht ist, dann vielleicht Kommas einbauen damit es funktioniert:
Der graue Nacken hiesigen Himmels,
trotz aller Verheerungen, schön.
in der letzten Strophe haut mich die triviale Glotze raus: muss das sein mit der Flimmerkiste?
ginge es nicht so auch?:
die stillen Morgen ohne Fernweh,
den Blick in das Halblicht der Straße.
Stadt, die mich nicht vergisst, die ihre Häupter
zusammenhält, wo die Tage ihre Trauer
verbergen, als gehöre sie sich nicht.
ansonsten funktioniert die beschworene stille „Melancholie lautloser Wolkengebilde“ von den fernen Lärchenwäldern über die Schnellstrassen, Laternen und Halblichtern der Stadt übers Netz bis zum Leser, zu mir. das hat mich spontan zu einem eigenen Text inspiriert.
Gruß
Alcedo
Lieber Alcedo,
nein, das einschließende Komma wäre grammatikalisch falsch. Es ist schlicht überflüssig. Ein Komma vor "trotz" nur dann, wenn dieses Satzteil nachgestellt wäre, um es zu betonen. Ist es aber nicht.
Was hast du gegen die Erwähnung der Glotze? Wo mindestens die Hälfte aller Deutschen morgens MoMa sehen, damit sie sich schon am frühen Morgen "informiert fühlen", das heißt, "heimisch" fühlen? Nein, die gehört dahin, unbedingt. Das ist ein wesentlicher Ausdruck heutigen Lebens.
Danke fürs Reinschauen und den Kommentar.
Lieben Gruß, Antigone
RE: Hier und niemand
in Gesellschaft 23.10.2016 11:33von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Der graue Nacken hiesigen Himmels (ist)
trotz aller Verheerungen schön.
wenn keine Kommata, dann vielleicht so:
Der graue Nacken hiesigen Himmels
trotz aller Verheerungen: schön.
kann mir da nicht helfen, Antigone, aber ohne Strukturierung fehlt mir hier in diesem Satz etwas, nicht nur das Verb.
die Trivialität einer Glotze findet ja Innen statt. der Blick des Ichs ist aber ins Weite gerichtet, hinaus oder zum Himmel. deshalb erscheint es mir unpassend den Kitsch überhaupt zu erwähnen.
Gruß
Alcedo
Lieber Alcedo,
man muss nicht immer davon ausgehen, wie man es selbst machen würde. Nein, ich will weder Doppelpunkt noch Komma, es ist meine Art, mich ohne Fisimantenten auszudrücken. Musst du respektieren, ich sehe bei dir auch über einiges Ungeschickte hinweg, weil ich deinen Entwicklungsstand respektiere und hoffe, dass du irgendwann von selbst dahinterkommst. Als Nachtrag, ich habe es ja schon einmal geschrieben: Das fehlende Hilfsverb sein ist ausgelassen, weil es sprachlich stören würde, man nennt diese Wortfigur Ellipse, das gehört aber ins Handwerkliche. Nicht so dein Fall, hm?
Es hat doch mit Kitsch nichts zu tun, wenn ich auf eine dumme Gewohnheit eingehe, schon am Morgen fernzusehen, weil ja sonst nichts passiert. Was ja nur darauf hinweist, wie entleert die heutige Gesellschaft ist. Apropos Kitsch. Der ist was anderes: Lies mal Herta Müller, dann weißt du ganz genau, was Kitsch ist, bei ihren Büchern hast du den in Reinkultur.
Lieben Gruß, Antigone
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