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HYMNE AN DEN STAU
in Humor und Fröhliches 15.07.2016 17:32von Jenno Casali • | 55 Beiträge | 33 Punkte
HYMNE AN DEN STAU
Oh du,
Der du uns die Weite des Raumes erahnen lässt,
Die Unendlichkeit des Universums,
In hoffnungsvollem Ersten-Gang-Getucker
Über ach so profan-irdischen Asphalt!
Oh du,
Der du uns die Substanz der Zeit zu genießen gönnst,
In all ihrer Dichte und komplexen Fülle,
Zuvörderst bei allsommerlicher Urlaubsfahrt
In Hallelujas auf dem Hintersitz!
Oh du,
Der du sie uns alle wieder bestaunen lernst,
Die Anmut und Vielfalt von Gottes Schöpfung,
Federwolke für Federwolke,
Hain für Hain - ja, Ähre für Ähre!
Oh du,
Der du uns, dieser Spezies Rudeltier,
Beharrsamkeit, Stolz und Willenskraft verleihst
Trotz allem & unbeirrt & immer wieder
Irgendwo irgendeinem Rudel die Ehre zu erweisen!
Oh du,
Der du unser soziables Wesen neu entfachest
Von interaktiver Glück auf!-Geste
Bis Plausch und Small-Talk
Mit den auf ewig getreuen Nebenspurlern!
Oh du,
Der du uns befreiest aus der Hast der Hektik,
Aus dem Würgegriff des Alltags
Hin zur meditativen Stille,
Zur existentiellen Sinnfrage:
Wer-bin-ich? und Wo-denn-nun-überhaupt?
Oh du,
Der du uns hier und jetzt
In der Gnade der richtigen Richtung geleitest,
Bleiben doch der Gegenfahrbahn
All diese Privilegien, diese Gourmandisen
Des Auf-Erden-Daseins versperrt und verwehrt …
© Jenno Casali
www.jennocasali.jimdo.com
RE: HYMNE AN DEN STAU
in Humor und Fröhliches 20.07.2016 22:49von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat von Jenno Casali im Beitrag #1hallo Jenno
HYMNE AN DEN STAU
Oh du,
Der du uns die Weite des Raumes erahnen lässt,
Die Unendlichkeit des Universums,
In hoffnungsvollem Ersten-Gang-Getucker
Über ach so profan-irdischen Asphalt!
Oh du,
Der du uns die Substanz der Zeit zu genießen gönnst,
In all ihrer Dichte und komplexen Fülle,
Zuvörderst bei allsommerlicher Urlaubsfahrt
In Hallelujas auf dem Hintersitz!
Oh du,
Der du sie uns alle wieder bestaunen lernst,
Die Anmut und Vielfalt von Gottes Schöpfung,
Federwolke für Federwolke,
Hain für Hain - ja, Ähre für Ähre!
Oh du,
Der du uns, dieser Spezies Rudeltier,
Beharrsamkeit, Stolz und Willenskraft verleihst
Trotz allem & unbeirrt & immer wieder
Irgendwo irgendeinem Rudel die Ehre zu erweisen!
Oh du,
Der du unser soziables Wesen neu entfachest
Von interaktiver Glück auf!-Geste
Bis Plausch und Small-Talk
Mit den auf ewig getreuen Nebenspurlern!
Oh du,
Der du uns befreiest aus der Hast der Hektik,
Aus dem Würgegriff des Alltags
Hin zur meditativen Stille,
Zur existentiellen Sinnfrage:
Wer-bin-ich? und Wo-denn-nun-überhaupt?
Oh du,
Der du uns hier und jetzt
In der Gnade der richtigen Richtung fahren lässt,
Bleiben doch der Gegenfahrbahn
All diese Privilegien, diese Gourmandisen
Des Auf-Erden-Daseins versperrt und verwehrt
© Jenno Casali
das ist mir eine ausgiebige, langatmige, Überwindung beim Lesen kostende Ode an den Stau geworden: 7 Strophen á vier Zeilen plus je eine zusätzliche in den letzten zwo, von der zweisilbigen Anapher, "Oh du", mal abgesehen. das lässt jetzt zwar Rückschlüsse auf Länge und Dauer des Auslösers zu, ging mir aber erheblich gegen den Lesegenuss.
mein Highlight war S2Z3 gewesen. bei Ähre für Ähre hattest du mein Lächeln. Ehre, wem Ehre gebührt klingt da natürlich mit an. das ist handwerklich stark! wegen der Parallelismus-Repetitionen mit dem allmählichen hinunterzoomen von den Wolken bis ins kleinste Detail (Ähre). hier in der D-Stauhauptstadt Stuttgart hatte mal jemand, vor Jahren, über eine der Brücken einer Einfallstraße gesprayt: „Blumen pflücken während der Fahrt verboten!“ das kam alles hoch während ich deine Ähren las, Jenno.
danach hab ich bloß durchgehalten bei der Lektüre, weil ich dazu eine Kritik schreiben wollte.
S4 ist mir am ehesten redundant. die könnte nach mir komplett gestrichen werden. nicht nur wegen "Ehre" sondern auch wegen dem doppelten Rudel und wegen den drögen Aufzählungen.
bei dieser Zeile:
In der Gnade der richtigen Richtung fahren lässt,
lassen die letzten zwei Worte assoziativ auch eine Flatulenz zu. das wäre, denke ich, aber doch zu albern für diese erhaben-humorige Eloge. so zum Beispiel ließe sich das vielleicht vermeiden:
In der Gnade der richtigen Richtung geleitest,
ach ja, bezüglich des Ersten-Gang-Getuckers in der ersten Strophe: nicht jeder fährt einen Diesel.
Gruß
Alcedo
RE: HYMNE AN DEN STAU
in Humor und Fröhliches 22.07.2016 14:57von Jenno Casali • | 55 Beiträge | 33 Punkte
Hallo Alcedo,
Danke für deinen ausführlichen Kommentar – und dies nach langer „stauiger“ Lektüre ...
Die S4 finde ich keinesfalls überflüssig, beschreibt sie doch (ironisch, natürlich), dass viele - trotz besseren Wissens, aber gezwungenerweise - immer wieder zur selben Zeit in dieselben Staus geraten. Von daher auch die „drögen“ Wiederholungen.
Zur letzten Zeile: damit niemand mehr auf den Gedanken einer Flatulenz kommt (was nun wirklich nicht beabsichtigt war), übernehme ich dankend deinen Vorschlag (..... geleitest).
LG
Jenno C.
www.jennocasali.jimdo.com
RE: HYMNE AN DEN STAU
in Humor und Fröhliches 22.07.2016 19:32von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat von Jenno Casali im Beitrag #3
Danke für deinen ausführlichen Kommentar – und dies nach langer „stauiger“ Lektüre ...
gern geschehen, Jenno. du schaffst es halt immer mich bei der Stange zu halten! bei deiner „stauigen Lektüre“ hab ich jetzt auch ganz breit gegrinst, merci.
merci auch für die Erläuterungen zu S4.
und jepp, die letzte Strophe liest sich jetzt definitiv besser.
Du, sag mal, Jenno, hast du überhaupt mitgekriegt dass hier bei uns eine ABSTIMMUNG läuft, wo ja auch ein Text von Dir mit im Rennen ist?
würde mich freuen wenn du auch hier mit abstimmst: ABSTIMMUNG Frühlingsgedicht 2016
Gruß
Alcedo
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