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Lyrische Archäologie
in Folgegedichte 19.06.2016 17:41von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Tief unter einem breiten Berg
liegt eine unsichtbare Stadt,
die einen Musentempel hat,
zu ihrer Zeit ein Wunderwerk.
Dort wandelten einst Minnesänger,
bewiesen sich in allen Lagen,
um einen Wettstreit auszutragen,
rund um den Mond und manchmal länger.
Hoch auf der alten Galerie
da sassen vornehm holde Damen.
Und fiel ein Vortrag aus dem Rahmen,
dann lachten sie und eine schrie
und forderte, den zu bestrafen,
der sie gelangweilt und gekränkt.
Das hat Poeten sehr bedrängt,
weshalb sich Mutige nur trafen,
zu höchster Leistung angetrieben.
Ein Jahr lang probten sie und sangen,
bis ihre Weisen laut erklangen
und klar, wie Göttinnen es lieben.
So haben sie sich Ruhm erworben.
Nie kannten sie ein ander Leben,
als nach Vollkommenheit zu streben.
Inzwischen sind sie ausgestorben.
Hi Mac,
nehmen wir uns deinen Bänkelsang mal vor:
S1 versuchsweise nach der Melodie von:"Im Mohrenland gefangen war" heruntergesungen funktioniert es.
Wunderwerk geht zwar, macht aber m. E. mäßig viel Sinn, weil es auch architektonisch aufzufassen wäre.
In S2Z1 läge die Betonung auf wandelten. Und der Rest der Strophe passt nicht auf die Melodie.
Hier mal eine singbare Version von S3.
Auf der hohen Galerie/ saß die holde Damenwelt. /Wessen Vortrag hier misfällt, /den verlachten sie und er schrie.
Danach schlugen sie ihm wahrscheinlich den Kopf ab, wie? Schweigt da des Sängers Höflichkeit?
Oder fand ich die richtige Melodie nicht? Dann teile die Vertonung bitte mit. Grüße von Yaya
RE: Lyrische Archäologie
in Folgegedichte 24.06.2016 09:05von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Super Idee, liebe Yaya,
den Text an eine Melodie anzupassen. Damit sollte ich die Zeilen noch mal überarbeiten. Muß auch
nicht unbedingt Mozart sein, obwohl dieser Song aus der "Entführung aus dem Serail" eine meiner
Lieblingsweisen ist. Die Betonung auf der vierten Silbe muß inhaltlich funktionieren. Das geht schon
in S2 nicht mehr. Deine Version von S3 mag ich leiden samt dem schreienden Interpreten. HG - mcberry
RE: Lyrische Archäologie
in Folgegedichte 02.07.2016 08:21von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo mc
zuerst dachte ich du meinst den neuen Tunnel, den die Schweizer durch die Alpen gebuddelt haben. dachte die Unbekannte Stadt sei eine Umschreibung für Kalkstein und versteinerte Korallenriffe. aber ab Strophe 4 wird diese Möglichkeit ausgeschlossen, weil es am Riff nun mal keine Poeten gab und gibt.
=> missfallen, ein s mehr bitte
ja, was ist es denn nun für mich, das Ganze? es ist mir zu einer langatmigen Melange aus Mittelalternostalgie und Mondsüchtigkeit geraten, gepflanzt in ein unterirdisches weltabgeschiedenes Nirgendwo, mit der Conclusio: „Dulce est pro patria mori“ & „Errare humanum est“ & last but not least: "Am Anfang hieß es "lebe lang!", das Ende klang wie Grabgesang." das ist mir ein wenig zu viel auf einmal.
am besten hat mir gefallen, dass ich nach den letzen drei Zeilen dachte: ah, also doch so wie versteinerte Korallen!
Gruß
Alcedo
RE: Lyrische Archäologie
in Folgegedichte 08.07.2016 06:19von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
nein, mc,
die Überschrift ist Klasse! sie war mir auch sofort als fescher Blickfang aufgefallen: die wird sicher häufig angeklickt. beim Text an sich, sollte man noch nachlegen, um mit ihr mithalten zu können.
spontan kam mir so ein Beginn in den Sinn:
Der Ammonit vom Wendelstein,
der wollte einmal Dichter sein,
er pulste Lyrik in die Fühler,
bewarb die Damen mit dem Kühler
bis hin zur hohen Galerie -
sie liebten ihn, er warb um sie.
# Kalk
# Schalk
#
Inzwischen isser ausgestorben.
sorry, es gerät mir zum Teil albern. spontan, halt.
Gruß
Alcedo
RE: Lyrische Archäologie
in Folgegedichte 10.07.2016 12:43von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Sehr schön, den nehmen wir mit.
Die Beiträge der Dichter zu entfalten, der Gedanke liegt nahe.
Der Text entstand übrigens anläßlich eines Treffens: Jeder übernahm eine Rolle und spielte je nach Gusto
eine hochnäsige Dame oder über motivierten Bänkelsänger mit Einlagen von Kammblasen und Pantomime.
In der Umsetzung war dieser Beitrag beileibe nicht so langweilig wie es hier scheint. Dankend grüßt - mcberry
Sie sangen von rauhen Kasachen,
Gemetzel um Ehre und Ruhm,
bezeugten auch fliegende Drachen,
Legenden mit Heldentum.
Treu dienten sie mächtigen Scheichen
und warben um manch schöne Maid.
Doch nie konnte einer erreichen
und halten, worum er gefreit.
So schrieben sie sehnsüchtig Lieder,
vergangene Zeit zu beschwören,
als käme die Chance je wieder,
und möchte sie doch noch erhören.
Jetzt versteh ich glaub ich das Prinzip. Hier mein Beitrag:
2 Sopranisten aus Wien
verfehlten das hohe C.
So sehr sie sich mühten + schrien,
es tat in den Ohren echt weh.
Dann trafen Tenöre aus Essen
nur selten den richtigen Ton.
Wir können ihr Leid kaum ermessen:
Die Henker, sie warteten schon!
RE: Lyrische Archäologie
in Folgegedichte 28.02.2018 11:20von alba • | 645 Beiträge | 720 Punkte
vier singende kater aus flandern
beschlossen gen Süden zu wandern
gepäck schien entbehrlich
die reise beschwerlich,
gar bald schon kam eines zum andern
sie schmeichelten bürgen und dieben
und wären gern länger geblieben
in vielen geschäften
sie maunzten nach kräften
doch wurden sie meist schnell vertrieben
erreichte sie schließlich die kund
vom minnesang in königsmund
vier zogen erfreut
und sie haben bereut
denn dort kamen sie schnell auf den hund
inzwischen uralt und vergessen
so finden sie dennoch zu fressen
genug mausefallen
in all den hallen
der wettstreit scheint längst ausgesessen
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