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Der Albatros / L'Albatros // Baudelaire
Der Albatros / L'Albatros // Baudelaire
in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 13.04.2016 19:47von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
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Der Albatros / L'Albatros // Baudelaire
Oftmals, zum Amüsement, erbeuten die Matrosen
den Albatros, den Aar des weiten Ozeans,
der lässig als Begleiter folgte, ruhelosen,
dahinschiffenden bittren Abgründen des Wahns.
Gefangen, tief auf glatten Planken abgelagert,
beschämter Flieger hält ganz ungeschickt
die großen bleichen Schwingen dürr und abgemagert,
rundum begafft, zu linkisch Rudern umgeknickt.
Der einst auf Flügeln reisend, stakt bloß plump auf Gabeln!
Vor kurzem Schönling, nun ganz hässlich anzuschaun!
Der eine klopft ihm laut die Pfeife vor den Schnabel,
der andre äfft und schubst von hinten wie ein Clown!
Der Dichter ist dem Aare jener Weiten ähnlich,
er trotzt Orkanen, fliegt vor Bogenschützen her;
doch exiliert und unter Volkes Umfeld schmählich
die Riesenflügel hindern - nützen ihm nichts mehr.
L'Albatros / Charles Baudelaire
Souvent, pour s'amuser, les hommes d'équipage
Prennent des albatros, vastes oiseaux des mers,
Qui suivent, indolents compagnos de voyage,
Le navire glissant sur les gouffres amers.
A peine les ont-ils déposés sur les planches
Que ces rois de l'azur, maladroits et honteux,
Laissent piteusement leurs grandes ailes blanches
Comme des avirons traîner à côté d'eux.
Ce voyageur ailé, comme il est gauche et veule!
Lui, naguère si beau, qu'il est comique et laid!
L'un agace son bec avec un brûle-queule,
L'autre mime, en boitant, l'infirme qui volait!
Le Poète est semblable au prince des nuées
Qui hante la tempête et se rit de l'archer;
Exilé sur le sol au milieu des huées,
Ses ailes de géant l'empêchent de marcher.
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RE: Der Albatros / L'Albatros // Baudelaire
in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 14.04.2016 20:03von Sneaker • | 86 Beiträge | 171 Punkte
Mein Französisch ist nicht besonders aber ich habe mich auch mal an eine Näherung gemacht, mehr wird's bei mir wohl nicht werden. Deine Übertragung wirkt sperrig auf mich, ich nehme das unterstreicht das Los des Vogels, der zum Gehen und Gefangensein verdammt ist? Hat mir das Lied von KArat wieder in Erinnerung gerufen. Hier mein Versuch:
Es fangen die Matrosen oft zum Spaß,
den Albatroß, den Herrn der Meere ein
der sorglos folgte, wenn das Schiff allein
den Kurs verfolgte durch das bittere Naß.
Kaum liegt er auf den Planken ist es dass,
was König im Azur war fade wirkt und klein
mit schweren Schwingen, linkisch ungemein,
nur Krücken noch. Wie wirkt der Herrscher blass,
wie steif und lahm der nur ein Flieger war:
Hier foppt man mit der Tabakspfeife ihn,
da hinkt dem Krüppel einer etwas vor.
Dem Dichter gleich, zog er im Flug dahin
durch Sturm und Tod, doch auf der Erde bar
der Grazie, die er im Lehm verlor.
RE: Der Albatros / L'Albatros // Baudelaire
in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 14.04.2016 22:51von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Sneaker
danke für deinen Kommentar. für mich kulminiert der Text im Vergleich Albatros versus Dichter. im Umkehrschluss kann der Poet nur im Fluge kunstvoll sein. ansonsten ist er zu nichts nutze und taugt nur noch als Exponat.
Baudelaire verwendet ja in seinem Original saubere französische Alexandriner, mit wechselnder Kadenz. das wären also sechshebige Jamben mit einer Zäsur in der Mitte.
Souvent, pour s'amuser, les hommes d'équipage
xXxXxX xXxXxXx
bei meinem Versuch hab ich zwar die Sechshebigkeit und die Reime halten können, die Zäsuren aber nicht. auch deshalb wirkt es wohl sperriger als intendiert.
deine Verse verdichtest du zur sonetten Fünfhebigkeit, ohne Alternation, durchgehend hart endend.
Es fangen die Matrosen oft zum Spaß,
xXxXxXxXxX
das bricht sich ziemlich flott runter, ohne begaffen, aber mit foppen und angerissener Belustigung. der Lehm erschien mir unpassend im maritimen Kontext.
ich finde es interessant dass du so sehr straffst. Baudelaire hatte ursprünglich die dritte Strophe auch nicht veröffentlicht. erst in seinen Blumen des Bösen hatte er sie eingebaut. sie hat was redundantes, sadistisches in der Ausführlichkeit der Schilderung.
Gruß
Alcedo
RE: Der Albatros / L'Albatros // Baudelaire
in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 15.04.2016 08:08von Sneaker • | 86 Beiträge | 171 Punkte
Es sind weniger die Zäsuren, sondern die umgestellten Satzkonstrukte, die ich als sperrig empfinde.
Oftmals ...die MAtrosen den Albatros erbeuten. Diese Inversionen hemmen (für mich ) den Lesefluss und -spaß.
Deswegen finde ich diesen Absatz gelungen und flüssig zu lesen.
Der einst auf Flügeln reisend, stakt bloß plump auf Gabeln!
Vor kurzem Schönling, nun ganz hässlich anzuschaun!
Der eine klopft ihm laut die Pfeife vor den Schnabel,
der andre äfft und schubst von hinten wie ein Clown!
Bezüglich des "Lehms". Der sollte en Erdbezug darstellen. Ich hätte "an Land" verwenden können, aber das war mir zu wenig maritim. Wäre "zu Fuß" besser?
lG
Sneaker
RE: Der Albatros / L'Albatros // Baudelaire
in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 16.04.2016 08:19von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
verstehe, Sneaker. will versuchen die erste Strophe umzuschreiben.
bisherige 1. Strophe:
ZitatOftmals, um sich zu amüsieren, die Matrosen
den Albatros erbeuten, Aar des Ozeans,
der lässig als Begleiter folgte, ruhelosen,
dahinschiffenden bittren Abgründen des Wahns.
so, die Inversionen sind gestrichen. wie weiter?
mit dieser ersten Zeile lande ich auch bei der Fünfhebigkeit:
Zum Spass erbeutet oftmals die Besatzung
xXxXxXxXxXx
das gefällt mir aber so nicht. auf Besatzung find ich keinen Reim. Spass sagt mir weniger aus als Amüsment.
das Oftmals will ich zu Anfang behalten, als Reverenz vor Baudelaires jambischen „Oft“, Souvent=Jambus.
Oftmals, zum Amüsement, erbeuten die Matrosen
den Albatros, den Aar des weiten Ozeans,
der lässig als Begleiter folgte, ruhelosen,
dahinschiffenden bittren Abgründen des Wahns.
xXxXxX xXxXxXx
xXxXxX xXxXxX
xXxXxXxXx XxXx
xXxXxXxXxXxX
so die Inversionen sind raus. in Z1 und Z2 sind jetzt sogar auch die Zäsuren an der richtigen Stelle. das klingt deswegen auch schon viel schöner (oder bilde ich mir das nur ein?).
das gefällt mir. das baue ich oben so ein. danke, Sneaker!
zu deinem letzten Terzett:
Dem Dichter gleich, zog er im Flug dahin
durch Sturm und Tod, doch auf dem Boden bar
der Grazie, die er an Bord verlor.
so fände ich es stimmiger. oder so:
Dem Dichter gleich, zog er im Flug dahin
durch Sturm und Tod, doch auf den Planken bar
der Grazie, die er zu Fuß verlor.
ja, das „zu Fuß“ ist viel stärker an der Stelle. eindeutig.
Gruß
Alcedo
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