#1

Märzwinter

in Natur 09.03.2016 21:09
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

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Märzwinter



Den dunklen Teer des Nachbarhauses
ziert Zucker noch bis Ende März,
das Helle dieses Augenschmauses
erfreut mein Frühlingshasserherz.

Die Kelche aller Wiesenblumen
eint durch den Schnee Geschlossenheit,
die wenig angetauten Krumen
vertrocknet Ostwind vor der Zeit.

Vom Schmelz des Mittags bleibt Asphalt
am Nordhang überfroren,
von zwei Optionen hat der Wald
sich Harren auserkoren.

Halbhoch im Süden glimmt ein Glanz
durch Wolken und durch Nebelscheiden.
Es zuckt mit seinem Seidenschwanz
ein Fitis stumm durch Weiden.

.
.


e-Gut
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#2

RE: Märzwinter

in Natur 10.03.2016 09:31
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Guten Morgen, Alcedo,

du läufst zu alter Form auf, will mir scheinen. Zeitgemäße Beschreibung von Inhalten, welche deutsche
Romantik schon ausführlich zu ihrer Zeit besang, das war noch nie wirklich einfach. Von überzuckertem
Teer bis schmelzendem Asphalt, alles kommt irgendwie passend aus. (Na, bis auf den Daktylus in S4Z2.)

Superzeilen hast du abgeliefert, welche unsere Lebenssituation zwischen Natur und Straßenplanung auch
atmosphärisch wiedergeben. Und wie so oft mit Wappentier: Fitis
................................................................................................. Schmelzwassergrüße von mcberry

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#3

RE: Märzwinter

in Natur 10.03.2016 12:58
von salz (gelöscht)
avatar

Mir gefällt das Frühlingshasserherz des Eisvogels,

mit Ausharren vor überfrorenen Eishängen kenne ich mich auch gut aus. Dieses "auserkoren" kommt
fast witzig bei mir an, als wäre es an die romantische Liebeslyrik angelehnt und nähme sich selbst auf
den Arm.
Den Klassetext nominiere ich gerne. Damit kannste glatt auch noch die Spring Competition für dich
entscheiden. Dann mache ich mir mal gleich einen Knoten ins Notizbuch, um im Juni zum Abstimmen
rechtzeitig rein zu klicken. Ich bin zur Zeit nicht so oft und nur passiv unterwegs. Salzige Grüße XXX

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#4

RE: Märzwinter

in Natur 11.03.2016 12:44
von alba | 645 Beiträge | 720 Punkte

also zucker auf teer soll mir egal sein
und wems zu kalt is bleibe eben drinn

aber stumm zuckende Seidenschwänze durch weiden wie geht das
hat Fitis die unverfrorene jägerin bemerkt und piept weniger laut solange er unter Beobachtung steht
oder lassen inzwischen welch zwitscherndes wort virtuelle user auch ihr objekt verstummen. weißt dus - miau alba

zuletzt bearbeitet 11.03.2016 12:48 | nach oben

#5

RE: Märzwinter

in Natur 16.03.2016 23:37
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

@mcberry:
merci fürs Zeitgemässe & Passende.
ein Daktylus in S4Z2?
ist doch alles jambisch, dachte ich. hab mir das jetzt nochmal angeschaut:

durch Wolken und durch Nebelscheiden.
xXxXxXxXx
das Bindewort „und“ hat eine schwächere Betonung als die ersten Silben von Wolken & Nebel. das meinst du also wahrscheinlich.
ich hatte bei der Zeile auch ein „wie“ in Erwägung gezogen, so:

durch Wolken wie durch Nebelscheiden.

hier würde die Betonung etwas stärker ausfallen als beim Bindewort. aber ich nahm es nicht, weil ich dadurch den dunklen Vokal des unds klanglich vermisste. ich hatte deshalb auch das in Erwägung gezogen, wegen des langen Us in den Buchen:

durch Buchen wie durch Nebelscheiden.

jetzt möchte ich mir das noch in Ruuhe überlegen was an der Stelle besser ist: die duunklere Klangfarbe, oder die stärkere BetónUng, mit oder ohne die Buuchen, die ich an der Stelle zuerst leicht deplatziert fand, weil sich vielleicht nicht sofort Blickrichtung und Hanglage erschließen.

guter Hinweis, mc. ist ne Überlegung wert.
ha, hab grad nen Einfall! vielleicht mach ich das, weil ich jetzt eh ne weile überlegen muss welche der drei Varianten geeigneter ist. also, wie ich mich kenne, mindestens eine Woche.


@salz:
danke für das bestärken des „auserkoren“ und es freut mich, dass du hier regelmässig reinschaust und sogar kommentierst. somit bist du für mich sicherlich aktiv und nicht passiv, salz.
ob man eine Abstimmung hier gewinnt, bleibt traditionell offen im E-LITEratum wie im ehemaligen Worttümpel. es ist weder LITE / light / leicht noch vorhersehbar. d a s Topic dürfte zu schlagen sein.


@alba:
das Zucken ist auch dem Zucker der ersten Strophe geschuldet, als lautmalerische Anspielung, und auch wegen des Us. sonst könnte es auch ein Wippen sein. es ist ein typisches Wesensmerkmal dieser kleinen Laubsänger, eben diese zuckende Schwanzbewegung (das ist wohl auch ein optischer „hierbinich“ für Artgenossen), wie sie selbst auch andauernd in Bewegung sind. die Kontaktlaute bei Kälte bleiben entweder aus, oder sind sehr viel leiser, so dass sie nicht mehr gehört werden können. sie wirken stumm. stummer als sonst. auf Katzen reagieren sie kaum, weil sie zu sehr mit Nahrungsaufnahme beschäftigt sind, meist in 2 bis 8 Stern Höhe und fast nie auf den Boden kommen, ähnlich wie Goldhähnchen. sie weichen Störungen einfach aus. aber es ist durchaus möglich dass sie auch in der Nähe von Beutegreifern verstummen.

Grüße
Alcedo


e-Gut
zuletzt bearbeitet 16.03.2016 23:40 | nach oben


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