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Ein Glotzen hockt am Straßenrand
und scheint leicht übernächtigt.
Der Zufall will, daß ein Passant
sich seiner rasch bemächtigt.
Doch wird er des Erwerbs nicht froh.
Kaum will er weitergehen,
da blicken drohend ebenso,
fast alle, die ihn sehen.
Was starrst du uns so blöde an,
fragt ihn ein Bösewicht.
Schon schlägt ihn dessen fremde Faust
knallhart platt ins Gesicht.
Nun möge jedem Leser frommen
Moral und Sinn von der Geschicht:
Was du im Rinnstein mitgenommen
das nützt und steht dir oftmals nicht.
hi yaya,
vortragbare volksdichtung, die jedem event entgegenkommt, von kindergeburtstag bis büttenrede.
da nehmen wir es nicht so genau mit den versfüssen. (streng formal vermissen s3z2+4 eine silbe.)
in s4 würde ich auf "...nützt und steht" umtauschen, nicht nur des klangcharakters wegen. eitelkeit
funzt als überraschungsmoment. ein veilchen verpasst wird nicht nur wegen zudringlichem glotzen,
das gibt es auch auch für häßlichkeit. wie wahr, wie wahr! dichtung bringt' s doch wieder voll. tschüs chip
Ja, das mache ich doch gleich, liebe(r) Chip,
wenn wir schon mal gleichzeitig online sind. Bisher hielt ich dich für eine Kurztext Spezialeinheit.
Dass auch langweilige Texte wohlwollend kommentiert werden, sei hiermit dankbar zur Kenntnis
genommen. Mir kommt es oft so vor, als ob Volksdichtung aus einem weit zurückliegenden Jahrhundert stammen sollte, um noch anzukommen oder wenigstens nicht durchzufallen. Grüße von Yaya
RE: Moritat
in Gesellschaft 13.01.2016 13:48von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat von yaya im Beitrag #1
Ein Glotzen hockt am Straßenrand
und scheint leicht übernächtigt.
Der Zufall will, daß ein Passant
sich seiner rasch bemächtigt.
Doch wird er des Erwerbs nicht froh.
Kaum will er weitergehen,
da blicken drohend ebenso,
fast alle, die ihn sehen.
Was starrst du uns so blöde an,
fragt ihn ein Bösewicht.
Dann schlägt ihm dieser fremde Mann
die Faust platt ins Gesicht.
Nun möge jedem Leser frommen
Sinn und Moral von der Geschicht:
Was du im Rinnstein hast genommen
das nützt und steht dir meistens nicht.
hallo yaya
so wandelt sich Emotion: aus einem Grinsen in Kreisen wurde ein Glotzen, welches sich über Spiegelneuronen fortpflanzt (sehr schön wie sie flutscht diese Übertragung in der zweiten Strophe, wie ein allzu leicht übertragbarer Virus von einem zu fast allen & da bin ich nicht immun gegen) bis es wieder zum Grinsen wird, bei mir, jetzt. zu einem zufriedenen natürlich.
nicht zufrieden war ich an zwei Stellen bei der Lektüre:
- der Faustschlag ist etwas ungelenk, der sollte besser sitzen (mit Verknappung in der Schlagzeile) aber passend wie du da die harte Kadenz wechselst ins Vierzeilige.
- Moral und Sinn klingt invers besser. wurde es genommen oder entnommen?
mein Vorschlag für die letzten beiden Strophen:
Was starrst du uns so blöde an,
fragt ihn ein Bösewicht,
dann schlägt die Faust vom fremden Mann
mitten ins Gesicht.
Nun möge jedem Leser frommen
Moral und Sinn von der Geschicht:
Was du dem Rinnstein hast entnommen,
das nützt und steht dir meistens nicht.
Gruß
Alcedo
O.K. dann verleihen wir der Faust mal ein bißchen Schwung, Alcedo!
Die Inversion klingt tatsächlich besser.
S4Z3 soll:"mitgenommen" heißen; da habe ich mich tatsächlich vertippt. Man sollte nicht meinen,
dass so was passiert, aber so war's. Für eine Büttenrede muss ich wohl noch üben. Grüße von Yaya
Ja, das ist auch schön, liebe Yaya,
wer sich im Rinnstein auskennt, weiß sofort, was du meinst.
Aber geeignete Worte zu finden, ist keineswegs so einfach, wie es scheint. Im Theater wirkt die
Vorstellung so leicht, als ob es keine Mühe mache. Wir kennen die Wirklichkeit. Salzige Grüße XXX
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