Mossuls Kalif 1225
Was fürchten die Moslems in Mossul am meisten,
sodaß sie dem Allah den Sunnadienst leisten,
daß Chrestos, der leidet, die Feinde bestrafe,
weil Sarazen schächtet die Heiden wie Schafe,
daß Alev* sie röstet im Licht der Erkenntnis,
wo Stumpfsinn hält Menschen im Märchengefängnis?
Die Furcht vor der Rache wär grundlos geblieben,
denn Jesus versprach, auch die Mörder zu lieben,
daß Sanfte nicht handeln wie wölfische Sünder.
Da war Zarathustra viel früher gesünder
und ließ siebzehn Verse für’s Rechttun entstehen,
daß Götzengeschichten gespenstig verwehen.
Der Kalif von Mossul las Muhamedschriften
und wollt sich vor Allah ein Denkmal errichten.
Die Suren verlangen von Festen im Glauben,
Ungläubigen Leben wie Hunden zu rauben,
doch wär da ein Körnchen des Wahren in ihnen,
dann sollten sie leben, als Sklaven ihm dienen.
„Ein Samenkorn Glauben kann Berge versetzen.
Hier soll euer Blutstrom die Erde benetzen!“,
befahl er und hat sie vors Stadttor getrieben.
Kein Kind blieb verschont, wär’s zuhause geblieben.
Zum Massaker waren die Schwerter erhoben ,
da kamen vom Berg her die Felsen geflogen.
Laut dröhnte’s Gebirge, hat’s Erdreich gezittert.
Der Kalif von Mossul starb später verbittert
im Glauben erschüttert, von Seinen verlassen.
Ihn traf seine Lehre, die an’dren zu hassen.
Das Kreuz trug er heimlich verborgen im Hemde.
Sein Leib wurd’ verstreut für Schakale am Ende.
So hat die Legende Mark Polo beschrieben,
als wär’ ihm der Kalif von heute erschienen.