hallo elektra,
ein lebenslauf, ein lyrichlebenslauf. das passt also auf einem blatt papier. dieses leben scheint noch gar nicht so fern vom geborensein zu sein oder vielmehr, scheint aus sicht des lyrichs all das, was nach der geburt erwähnenswert ist, auf nur einem blatt zu passen. die konkretisierung in der zweiten strophe verdeutlicht, hier stimmt etwas nicht. hier wurde zusammengestrichen. hier hat sich etwas generiert, das das außen und innen nicht mehr in einklang bringen kann. der riss ist prozessual, das eigentlich persönlich bedeutsamere und wesentlichere verliert sogar seinen zeitbezug! je mehr die fremd- und selbstwahrnehmung das lyrich auseinanderreißt, um so mehr! hier quält die frage wenigstens etwas vom riss zu datieren, um das zu identifizieren, was die eigentliche identität, das wesen des lyrichs immer mehr ausmacht und doch auf dem blatt papier scheinbar keine existenzberechtigung hat, weil es nicht zur geschönten selbstdarstellung für die außenwelt geeignet ist. so kann es zu einer selbstsuggestion kommen, die am ende alles lebendige und individuelle, all das rebellierende und unangepasste ausradiert. die selbstabwertung nivelliert zum schluss das leben des lyrichs und bringt es, vielleicht mit hilfe eines steinmetzes, ins absurde lapidare. hier siegt thanatos, wenn man so will, über einen eros, der sich, aus welchen gründen auch immer, nie nach außen wirklich ausprägen konnte ..
es grüßt
der munkel