#1

Bekenntnis

in Philosophisches und Grübeleien 14.12.2014 12:38
von Elektra | 250 Beiträge | 250 Punkte

Beschreibe ich die Trauer,
krümmt sich das Echo der Wörter
in meinem Leib wie ein
abgestorbener Fötus.

Ich, Schatten meiner selbst,
gefesselt an die Farblosigkeit des Heute,
verfang mich in den Netzen
der rechtschaffenen Reglosigkeit.

Alles versinkt.
Häuser, Straßen, Städte ein Konglomerat
versteinter Tristesse. Die Trauer
legt sich auf Vögel und Bäume,
ernüchtert schleppe ich mich durch die
Nebelwüste der Nichtigkeiten.

Zeit der Umkehr.
Zuversichtlich spinnt meine Trauer
ihr Gewebe aus Hoffen und brennender Lust
aufs Ungewisse.


woerterwelt.jimdo.com
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#2

RE: Bekenntnis

in Philosophisches und Grübeleien 15.12.2014 12:59
von yaya (gelöscht)
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Guten Morgen, Elektra,

du schreibst berührende Verse in einem treffsicheren lyrischen Stil.

Diese offenkundige Trauer, das unbeschönigte Sterben der inneren Lebendigkeit, jeder kennt es als
eine notwendige Phase in unserem wechselvollen Leben. Doch wenige trauen sich in einer gefälligen
Vorweihnachtsstimmung dergleichen ins Netz zu hängen.

Mir kommt der ernüchterte Realismus entgegen und macht auch Mut, mich wieder mehr zu öffnen. Grüße von Yaya

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#3

RE: Bekenntnis

in Philosophisches und Grübeleien 17.12.2014 00:00
von munk (gelöscht)
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Hallo Elektra,
welchen Verlust mag das LyrI betrauern? In meinem ersten Lesen verstörte das Rechtschaffene der Reglosigkeit und ich meinte man könne das Adjektiv getrost weglassen, aber im zweiten Lesen erschloss ich mir einen Zusammenhang, der eine Schuldaufarbeitung beinhaltet, die einem Schuldbeladenen zurecht und mit Recht das Lebendige verweigert, ja es mit Netzen so immobilisiert, dass das LyrI den Schmerz der dritten Strophe erleben muss, um zu begreifen, wie Außenwelt versinken, verschwinden und verstummen kann, wenn die Trauerarbeit im Innern noch nicht abgeschlossen ist. Gelingt dem LyrI diese Chance wirklich wahrzunehmen? In der vierten Strophe wird die Absicht bekundet, umzukehren, sich dem Leben, mit Hoffnung und brennender Lust, wieder zuzuwenden. Fast lese ich darin eine Selbstsuggestion, die ins wirklich Ungewisse führen könnte, wenn zuvor keine tiefgründige Auseinandersetzung passiert ist! Aber immerhin könnte dem LyrI, wie einst Pinnoccio oder Buratino, etwas gelingen, was allen Melancholikern Hoffnung macht, Bekenntnisse umzusetzen ....

Es grüßt der Munkel

zuletzt bearbeitet 17.12.2014 00:03 | nach oben

#4

RE: Bekenntnis

in Philosophisches und Grübeleien 17.12.2014 08:00
von Elektra | 250 Beiträge | 250 Punkte

Liebe yaya,

dankeschön für Reinschauen und Kommentieren.

Ciao, Elektra



Lieber Munk,

natürlich habe ich einen Zusammenhang im Visier, denke aber, dadurch, dass ich ihn nicht ausdrücklich benenne, erreiche ich mehr Allgemeingültigkeit. Danke für deine Reflexionen.

Ciao, Elektra


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zuletzt bearbeitet 17.12.2014 09:49 | nach oben


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