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die schraube
du merkst die leichte berührung
anfangs kaum am daumen
doch der unerbittliche
dreht sie millimeterweise
immer weiter zu bis
ihre zwingen die haut
leicht zwacken
gedanken an drohenden druck
beschleichen dich
lassen sich immer
weniger verdrängen
umspülen deine eingeweide
verkrampfen sie zu brennenden
knoten der angst voller
unbehagen
schweiß glitzert auf deiner stirn
nässt deine achseln
rinnsalt den rücken &
am brustbein hinab bäche
von den leisten ströme
vorbei an zitternden
knien hin zur lache
in der du kniest
ausgeliefert deiner verzweiflung
und der gewalt die dich gepackt hat
die schon jetzt nach rache
schreit wie du vor schmerz
nur hass hält dich am leben
und gier vergeltend
sie selbst zu drehen
unendlich in bewegung
bleibt so
die schraube
RE: die schraube
in Gesellschaft 15.10.2014 09:47von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hi Hannes,
meine Daumenschraube würde sich weniger scharfkantig anfühlen.
Obwohl ich beim Lesen keine klaren Bilder vor Augen habe und nicht weiß, auf welchen Kontext sich
die Zeilen beziehen mögen, Folter käme aus oder nur zuviel TV geguckt oder was auch immer - also
inspirierend ist der Text. Drum hab ich auch ein paar Drehungen versucht. Danke der Zeilen - mcberry

Die Zeilen beschrieben es gut, lieber Hannes,
den unmerklichen Anfang und irgendwann ist alles zu spät. Auch die psychische Entwicklung des LI, sein
Abrutschen in ohnmächtige Wut, Rachegefühle, Haß und mögliche Folgen einer Vergeltung, alles paßt.
Die Verse lassen sich auf Foltersituationen beziehen, wo das Opfer anfangs noch grinst, bis ihm das
gründlich vergeht. Die Allegorie zu gesellschaftlichen Zwängen bzw. materiellen Notwendigkeiten bleibt
immer nahe am Verständnis des Lesers. Die Zeilen fasse ich durchaus ernsthaft auf. Grüße von Yaya
RE: die schraube
in Gesellschaft 07.11.2014 12:11von der.hannes •

Liebe yaya,
ich habe lange überlegt, ob ich das Gedicht einstellen sollte, denn man kann es durchaus missverstehen. Aber Du hast es wohl richtig verstanden. Ich wollte offenlegen, wie solche unmenschlichen Prozesse immer und immer wieder fortschreiten, wie Leiden Gewalt und Leiden und Gewalt nach sich zieht.
Danke für Deine Gedanken
es grüßt
der.hannes
Liebe Alba,
tut mir leid, wenn dieser Text Dich zu sehr mitgenommen hat. Aber ich finde, dass man bei bestimmtem Unrecht nicht wegschauen darf, weil es sonst noch schlimmer werden kann. Solche Abläufe kann zumindest ich nicht nur durch die Blume beschreiben.
es grüßt
der.hannes
Lieber mcberry,
dass sich meine Schraube sehr scharfkantig anfühlt, hielt ich für nötig - an sich. Ob für ein Lyrikforum solche Schärfe nötig ist, fange ich gerade an zu bezweifeln.
es grüßt
der.hannes
RE: die schraube
in Gesellschaft 08.11.2014 01:05von Joame Plebis •

Schöne Nacht, Hannes!
Ein gewisser Dreh gehört dazu, wer den nicht hat, und zu so einem zähle ich mich,
dem sind Verschraubungen nicht ganz geheuer. Demzufolge sollte ich mich eventuell
Nägeln zuwenden. Wenn schon, dann solchen mit Köpfen; ist aber auch nicht leicht.
Einstweilen suche ich mir einige Nägelchen zusammen.
Sodann könnte das Hämmern beginnen.
Mit Gruß
Joame
RE: die schraube
in Gesellschaft 08.11.2014 16:24von der.hannes •

RE: die schraube
in Gesellschaft 15.12.2014 11:52von der.hannes •

Zitat von Elektra im Beitrag #8
Hallo Hannes,
ziemlich fachmännisch geschrieben. Warst du mal in Guantanmo dabei?
Gruß, Elektra
Hallo Elektra,
nein, und nein, ein Fachmann bin ich zu diesem Thema nicht. Und ich mag keine Horror-Filme.
Ich vermute arg, dass die wirklichen Foltern noch viel schlimmer sind. Und ich verurteile das.
es grüßt
der.hannes
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