streifen

wenn ich mit meinen fingern leise
der sepiafarben ränder streiche,
konturen ton um ton entringe,
vergessene muster neu bestimme -
bin ich bei dir

gerahmt in leere
der verlorenen dinge,

die ich doch nie erfuhr
noch je erfahren werde.

so tropft
die illusion von farbe,
erinnerungspartikelplage,
tonlos tränend in die erde.

©

Hi GB, was für ein eindrucksvoller Text!

Sepiafarbene Ränder, Leere einfassend, vermeiden die schmerzhafte Konkretisierung von Inhalten. Nichts
gewinne genug Gestalt, um in Worten verloren zu gehen. Möge die rettende Erde ihre heilsame Kraft der
Erneuerung diesen abgeschilferten Partikeln zuteil werden lassen, bevor sie noch einmal ins Bewußtsein dringen. Eine Neubestimmung ist als Möglichkeit zwar angedacht, doch in unbestimmter Ferne ungreifbar. Das erinnernd gestreifte LD erscheint sehnsüchtig vage ohne Halt zu bieten.

Mit Staunen beobachte ich seit Tagen, welch seltsames Fluidum diesen Zeilen entströmt. Anscheinend will das
Forum jede Streifung vermeiden, als könnte Düsternis abfärben. Mir sagt der Text: Du mußt erst einmal nicht
sein, bevor du werden darfst. Und ich habe meine helle Freude an den herrlich morbiden Zeilen. Hg - mcberry

dank dir, mcberry!

hg
gb.

hallo gb,

auch für mich ein sehr eindrucksvolles bild, von tiefen gefühlen im angesicht eines dieser vergilbten bilder, die man schon so lange mit sich herumträgt, oder eines, das man schon so lange mit sich herumgetragen hat, bis fast alle reste von farben entschwanden.

Es wirkt auf mich wie das eröffnungsbild eines tragisch-stimmungsvollen films, kurz vor der zeitblende zurück in die zeiten des entschwundenen.

es grüßt
der.hannes

hi gb dieses bild habe ich schon gesehen
im inneren raum des ungefähr wo erinnerungen schmerzlich schmelzen während wir darüberstreichen
immer wieder mit der zeit verändern die flecken größe und gestalt indem sie zu etwas werden daß sie
wahrscheinlich niemals waren aber erschaffen so das eine eigene bild eben davon was es für uns war
und versuchen es zu aufzuheben um die vergänglichkeit zu verlängern um die eigene spanne .. . ..

liebes miezchen, lieber (du,)der.hannes,

ich danke euch für eure worte, bilder, gedanken und das einfühlen in diese zeilen.

der.hannes schrieb "eröffnungsbild eines tragisch-stimmungsvollen films" - das leben eben.
alba "...indem sie zu etwas werden daß sie wahrscheinlich niemals waren..." vielleicht auch zu dem, was sie nie sein konnten, weil es trennte, das sein der zerschnittenen fäden und dennoch blieb das sehnen, beispielsweise nach dem, wie es eigentlich sein sollte, kein ideal, und doch immer unerreichbar... letztlich nimmt man abschied, so oder so.

@mcberry: dir auch nochmals meinen dank, gerade für die auseinandersetzung!

herzlichst
gb.