#1

starr ihr blick

in Düsteres und Trübsinniges 26.03.2014 21:45
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

















sie wurde
umgebracht
auch sie

von menschen
nicht und nicht
von tieren

starr ihr blick

an mir vorbei
und der mund
zugebunden
















zuletzt bearbeitet 26.03.2014 21:56 | nach oben

#2

RE: starr ihr blick

in Düsteres und Trübsinniges 27.03.2014 13:08
von yaya (gelöscht)
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Hallo Hannes,

wurde sie von Dämonen umgebracht als Teil einer schicksalhaften Tragödie?
Davon gibt viele sehr mächtige, wie Erdbeben oder Flutwellen.
Oder losgetretene wie Radioaktive Strahlung.

Sie weckt mein Interesse und mein Mitgefühl. Auch die Präsentation ist interessant.
Aber ich weiß nicht wirklich, was ihr widerfuhr, also auch nicht, wovon du sprichst. Grüße von Yaya

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#3

RE: starr ihr blick

in Düsteres und Trübsinniges 27.03.2014 16:25
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallo, hannes!
Dein Text erinnert mich an Beschneidungsgreuel,
prosaisch z.B.:
Auch sie wurde nicht von Menschen (sondern Unmenschen)
und nicht von Tieren umgebracht.
Ihr Blick starr/t an mir vorbei und der Mund (ist, wurde ihr)
zugebunden.
Auf jeden Fall ist der Text sehr eindrucksvoll.


Hastanirwana
GHEG
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#4

RE: starr ihr blick

in Düsteres und Trübsinniges 27.03.2014 18:56
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Hallo yaya, hallo GHEG,

die Dinge, die wichtig sind, verbergen wir gerne in einer Art Verschlüsselung. Dadurch wird Lyrik manchmal hermetisch, lesend fehlt das Bild, das das Schreiben ausgelöst hat. Die Erlebniswelt und der Erfahrungshintergrund sind nicht die des Autors. Es entstehen andere Bilder, beim Lesen ergibt sich ganz Neues. Wenn Ihr von den sich Euch aufdrängenden Assoziationen und Fragen schreibt, ist das für mich wiederum oft etwas Neues. Mit Kommentar ist das Gedicht auch für den Autor neu, bekommt neue Facetten, neuen Hintergrund. Das finde ich sehr spannend.

Danke daher für Eure Gedanken

es grüßt
der.hannes

zuletzt bearbeitet 27.03.2014 18:58 | nach oben

#5

RE: starr ihr blick

in Düsteres und Trübsinniges 28.03.2014 17:49
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte

Hallo hannes!

Der Text ließ mich zuerst etwas im Dunkeln. Die Kommentare von yaya und GHEG zeigten mir einen Weg der Deutung.

Ginge es um einen profanen Mord, so wäre der Text in der Tat schwach an Kontext und könnte allein sicher nicht bestehen.

GHEG brachte mich erst auf die Dopplung des Mundes. Ich denke auch, dass sich der Text eher um Beschneidung oder ein sexuelles Verbrechen dreht.
Strophe 2 ist demnach der Schlüssel. Menschen und Tiere stehen getrennt von den Negierungen. Einerseits waren es also natürlich Menschen, die man zugleich auch Tiere schimpfen kann. Aber der Text möchte diese Bezeichnungen nicht gelten lassen: Im Sinne des Humanismus und dem Gedanken verhaftet, dass Tiere zu so etwas nicht fähig sind, waren es wiederum keine Menschen und auch keine Tiere, sondern - und hier mutmaße ich - die Religion bzw. das Kleben an Ritualen. Weshalb eine Vermutung? Es wird dahingehend nichts gesagt.

Ein kurzer Text, der ein Grauen vermittelt. Aber fand das Grauen, oder besser: dieses Grauen wirklich statt? Falls es ein sexuell-orientiertes Verbrechen war, so stellt sich die Frage, weshalb das lyr. Ich auf die Idee kommt, dass der Mund zugebunden ist. (Ich gehe mal davon aus, dass es der offensichtliche und sichtbare Mund nicht ist.) Dass das Opfer aber nackt ist - also bar jeder Kleidung - erliest sich nicht. Daher denke ich jetzt, dass das lyr. Ich nur vermutet - sich aus der Mimik (und den vielleicht vorhandenen, aber nicht geschilderten Gesten) einen Reim bildet. So gesehen bleibt der Text doch im Ungefähren und allein ein Indiziengedicht, wenn man so will.

Gern gelesen.

Beste Grüße
AB


http://arnoboldt.wordpress.com/
zuletzt bearbeitet 28.03.2014 17:51 | nach oben


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