Ich habe mich immer darüber gewundert, dass, egal in welches Abteil meines Morgenzuges zur Arbeit ich auch einstieg, immer alle Sitzplätze belegt waren.
Als ich heute Vormittag wieder in den Zug eingestiegen war, wurde ich Zeuge eines Vorganges, der dieses Phänomen auf eine ebenso einfache wie profane Weise erklärt.
Ich sah zu meinem Erstaunen, dass dieses Mal in der dritten Sitzreihe rechts noch ein Platz frei war.
Gerade als ich verwundert, aber froh darauf zu steuerte, bemerkte ich, wie eine Frau aus der hintersten Sitzreihe ihren Körper duplizierte.
Die Kopie setzte sich mit Lichtgeschwindigkeit auf den von mir fixierten, gerade eben noch freien Platz, und steckte sich, ohne mich, oder mein verdutztes Gesicht zu beachten, die Kopfhörer ihres iPods in die Ohren während sie, wie es schien, vollkommen mit sich und der Welt zufrieden, zum Fenster hinaus schaute.
So machen die das also, dachte ich etwas irritiert, aber ohne Groll.
Auf eine so simple Erklärung wäre ich nie im Leben gekommen.
Das Geniale ist wirklich immer das Einfache.
Auf seltsame Weise erleichtert, ging ich wieder zurück in den Bereich zwischen den Türen, der mir von unzähligen Zugfahrten so vertraut war und wo immer ein Plätzchen bis zum nächsten Bahnhof frei war.