du freund stirbst tausend tode
schleichend ausgefressen
durch äthanol in größeren
aushöhlungen im selbst
sickern erinnerungen an nie
gelebtes tropft langsam zurück
in venen dunkelroter sauerstoffarmut
verlieren sich reminiszensen im nur erdachten
vernuschelten wo worte zerfallen in chaotisches

unverständnis breitet schwämme von ungekanntem
dämpfend über marode hoffnungen ungelebten
verständnisses in hektografierten hülsen
von ungehörtem unentschlüsselbaren
das an seelen kratzt und klopft
an verriegelte türen ohne
aussicht auf straßen
voller menschen

hannes, du, der,

das ist gut geschrieben.
ein empathisch betrachtetes, ein mögliches unten.
bewahre uns

bissi denn,
gb

Hi Hannes,

die Zeilen gefallen mir inhaltlich, nicht notwendigerweise an allen Stellen in der Form.
Allseits hochgelobte Zeilenumbrüche erschweren m. E. die Rezeption. Haben durchaus ihren Reiz, werden
dabei auf Dauer mühsam. Der Stil, scheint mir, dient dem Inhalt nicht mehr, sondern beginnt zu nerven.
Dazu kommt die Menge substantivierter Tätigkeitswörter in kleinschrift ...
tellerweise vermuschelte buchstaben besuppen brechendes
spärlich beleuchtetes auf rutsch in die zweite strophe
verwickelt sich ausgekotztes ungenau in abgeschaltetes
denken iss menschlich

wissenderweise um gemeinheitigkeit gewisser kommentare verwischen sich grußspuren - mcberry

hallo gb,

du hast es gut erfasst, finde ich :)

hallo mcberry,

der Stil folgt dem Inhalt. Genau so fühlt es sich wohl an, was Du als Kritik geschrieben hat, wenn das passiert, was ich dargestellt habe. :) Nur der Titel ist aus meiner Sicht nicht so gut.

Was hieltet Ihr von "obacht"?

es grüßt
der.hannes


Die Titelwahl ist schwierig. Ich habe daher auf das experimentelle
"quergelegtes gebirge mit lücke nahe am gipfel" umgestellt.

es grüßt
der.hannes

Hallo hannes,
ich sehe bildlich einen Menschen auf dem Klinikbett liegen,
der dem Tod nahe ist.

"quergelegtes gebirge mit lücke nahe am gipfel"

Für mich ist die stilistische Gratwanderung hervorragend gelungen, obwohl ich ähnlich wie mcberry ein verstörendes Unwohlsein beim Lesen empfunden habe. Aber genau so ging es dem betrachtenden LI wohl auch.
Ich kenne zwar nicht alle deine Werke, aber das ist für mich eines der stärksten.

LG
Perry

PS: unentschlüsselbarem?

Hallo Perry,

das verstörende Unwohlsein liegt wohl in der Natur des Beschriebenen, oder dem betrachtenden LI.
Die Assoziation mit einem dem Tode nahen Menschen im Klinikbett passt sicherlich gut zu dem Inhalt und dem Stil der Beschreibung.

von ungehörtem unentschlüsselbaren

oder

von ungehörtem unentschlüsselbarem

ist beides möglich. In der zweiten Form könnte man ein Komma setzen, es als Aufzählung verstehen. In der ersten
ist das unentschlüsselbare ungehört.

Danke für den wohlwollenden Kommentar.

Es grüßt
der.hannes