Nie sah es blumen, tau am wiesengras,
Das meer, den himmel nie im blau vergehn.
Wie soll ein blindes kind die welt verstehn?
Es war die phantasie, die ihm vermaß.
Ihm sang poeten seine verse vor
Von der hortensie blau, der rose rot,
Den bäumen, flüssen, morgen-abendrot,
Und wunderbilder malten sich ins ohr
Des blinden, das der erde wunder schaut
Aus versen, leis gesprochen, liedbetont,
Und fühlt so, sieht gleich, wo die schöpfung wohnt,
Im garten eden, wo der vögel laut
Blind tanzen läßt beim vogelsängerfest,
Wo farben, formen, warmem sonnenlicht,
Mit sängers augen, für das ohrgedicht,
Das blinde kind verwundert sehen läßt.
Die welt zu schaun gelingt dem dichterwort,
So höre, was die augen nie gesehn,
Aus deiner seele kannst du tief verstehn:
Denn in dir ist die schönheit, lebt dir fort.
Und lebt viel mehr, als was die augen schaun.
Erfühl die welt, sie lebt in dir und gibt dir halt,
Das macht des dichters singen, wortgewalt,
Dich sehen läßt. Du brauchst nur selbstvertraun.