finsternis

mond schein droht rot zu
schwinden & wind er hebt
zornige schwingen sich unter
bein & kleid er rötet es

verrückt steht zeit still
an feuern verloschen währt
gelbviolett geschminkt lodern
masken im rest licht

stampfende füße bringen
lust & stöhnen im boden
zum klingen schärfen für
opfer schwarzer kaldaunen

Hallo Hannes,

diese Zeilen gefallen mir nun wieder ganz gut. Zorn und Scham werden auf eine lyrische Ebene gebracht,
bevor sie über den Leser hereinfallen. Oder bevor der Leser darauf herein fällt. Oder sich damit amüsiert.
Obwohl ich unsicher bin, mit der Textauffassung richtig rüber zu kommen, las ich gerne. Grüße von Yaya

Hallo Yaya,

das Gedicht ist als Antwort auf eine Reihe "schwarzgedichtet" eines anderen Autors entstanden, die im Werden ist und von der ich einige Gedichte schon lesen durfte. Es ist nicht ganz einfach zu lesen, durch das Auftrennen von Wörtern, um mehr Deutungsmöglichkeiten zu eröffnen. Dazu passt auch, dass Deine Deutung schon etwas anders ist, andere Nuancen enthält, als ich mir gedacht hatte. Ich hatte das Gedicht vom Titel her entwickelt. Aber das ist das Salz in der Suppe, und mich freut, dass Du es gerne gelesen hast.

es grüßt
der.hannes

Hallo hannes,
ein interessantes Thema, das Raum für mancherlei Mystisches liefert.
Mit Worttrennungen Mehrdeutungen herbeizuführen ist anspruchsvolles aber auch schwieriges Stilmittel.
Beispiel:

"wind er hebt
zornige schwingen sich unter
bein & kleid"

1. Lesart: & wind, er hebt zornige schwingen
2. Lesart: & wind erhebt zornige schwingen
3. Lesart: & wind erhebt ... sich unter bein & kleid

Bei "er rötet" fällt mir das allerdings schwerer.

LG
Perry

Hallo Perry,

ja, ein schwieriges Stilmittel ist das, das (vielleicht) den Lesenden (zu)viel abverlangt. Bei "kleid er rötet es" ist der Abstand zum "mond schein droht rot" vielleicht zu groß, um den Mondschein Kleider röten zu lassen.

Danke für die Rückmeldung.

Es grüßt
der.hannes