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Die Mauer – die is weg, dis siehste doch,
die hamse abjerissen Stück für Stück,
schon lange her, man weeß et aber noch,
und keener ahnt, ob’t Pech war oder Glück.
Een kleenet Stück, dis hamse uffjehoben,
bemalt ham se’s, paar dolle Bilder druff.
Und da vafüjen die von janz hochoben,
dis is vorbei, dis is doch bloß noch Muff.
Die oben wolln da so’n Palast hinklotzen,
der’t dicke Jeld bringt, wat se noch nich ham.
Wat icke bin, ick kann da bloß noch rotzen,
die oben die, die kennen keene Scham.
Wir sind dajejen! Wir sind nich dafür!
Ooch Wowi sacht dis janze Jejenteil.
Die oben die, die zeijen wa die Tür!
Und dis mit Trillerpfeifen und Jeheul!
Die pflejen ihren ollen Mauerhass!
Der is perdü, daran denkt keener mehr.
Der is von jestern, dis is uns zu krass!
Soo lange schon jibt’s keene DDR!
Die jönnen uns nich jern den kleenen Stuss.
Dis bunt bekleckste Aas is wirklich nett.
Und weeßte wat? Wenn et denn sein muss,
nehm wa die kleene Mauer mit in’t Bett!
woerterwelt.jimdo.com
Dass niemand ahnte, ob eine Mauer, dazu bestimmt, ein ganzes Volk einzuzäunen, Pech oder Glück gewesen sei, kann ernsthaft nicht behauptet werden. Sogar ein Stück Vieh möchte nicht, dass man es einsperrt, und sucht nach einem Loch im Zaun, ganz egal, wo das hinführt. Dies nicht zu erkennen, bedarf wohl jener Rohheit, die den Schergen in den Wachtürmen und den für deren Dienstplan Verantwortlichen innewohnte - wovon sie jetzt freilich nichts mehr wissen wollen.
Bemalt worden war "die Mauer" bereits längst vor ihrem Fall - aber nur auf der einen Seite. Die auf der anderen Seite Eingesperrten wussten das wahrscheinlich nicht einmal, und hätten sie es selbst probiert, wären sie vollends in den Knast gekommen.
Diese "Mundart" ist gräßlicher Beweis dafür, dass es die Mauer in den Köpfen mancher immer noch gibt und dass sie wohl bis zu ihrem Lebensende daran entlang patrouillieren möchten. Ich halte die in dem unsäglichen Stückerl als "ollen Mauerhass" inkriminierte Aversion gegen Gefängnisse als ganz natürlichen, im menschlichen Genom festgelegten Drang nach persönlicher Freiheit und gestünde diesen auch Tieren zu.
Gewiss, es soll Wesen geben, die nach Jahren der Gefangenschaft zugrunde gingen, wenn man sie "auswilderte", und die ihren Käfig in der Tat nicht verlassen wollen. Es soll z. B. in Österreich welche geben, die Frau Kampusch am liebsten wieder in ihrem Kellerloch sähen - für immer. Vielleicht bekommen wir demnächst ein verständnisvolles "Gedicht" auch darüber geliefert? Bestimmt fände sich in der "Kronen-Zeitung" eine geeignete Vorlage!
Fröstelnde Grüße
z
Hallo mcberry,
bei
Zitat
Dichtung muß die Meinung eines Autors nicht wi(e)derspiegeln.
könnte ich hier nur dann zustimmen, wenn beim lyrischen Ich (und vor allem beim lyrischen Wir) Ironie und Sarkasmus deutlich würden. Leider ist das hier aber nicht der Fall - die Deppen sind nur die anderen.
Wer publiziert, haftet. Auch wenn er meint, es sei "bloß" Lyrik, weil sichs stellenweis' reimt.
lg z
Hallo zonkeye,
dass die Mauer vor allem auch die Westleute draußen gelassen hatte, weshalb der Brandt damals so fluchte, ist dir wohl nicht eingegangen? Eine Mauer hat eben zwei Seiten, das hast du wohl übersehen? Dein Kommentar ist tiefschürfend, geht aber an dem Gedicht vollständig vorbei. Schade. Warst du denn schon mal in Berlin und hast die East Side Galery gesehen?
Lieben Gruß
Elektra
woerterwelt.jimdo.com
Zitat
dass die Mauer vor allem auch die Westleute draußen gelassen hatte, weshalb der Brandt damals so fluchte, ist dir wohl nicht eingegangen?
Was für ein Quatsch! Wer wollte, konnte vom Westen beliebig in den Osten hinüber. Der Besuch Ost-Berlins war jahrzehntelang auf der to-do-list der westdeutschen Abturienten. Da ist so manchem allerhand aufgegangen. Andersherum waren die Schotten dicht. Erst ab der Stunde, in der Schefidiotologe Schaboffski sich verplapperte, ging's schlagartig von Ost nach West.
Dass die Mauer zwei Seiten hatte, hab ich in meinem Kommentar schon bemerkt - offensichltich hats Du's überlesen. Ich sprach davon, dass die westliche Seite bemalt war. Wer der östlichen zu nahe kam, wurde erschossen. Mein Kommentar war der Sicht des lyrischen Ichs und des lyrischen Wirs geschuldet. Da stehen mir die Haare zu Berge vor Grauen.
RE: Die Jallerie
in Diverse 07.03.2013 18:27von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
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