Der alte Mann und die Welle
So oft kam er an diesen Deich seit Jahren.
Der Herbststrand lag verlassen, menschenleer.
Wie seltsam sich die Wellen heut gebaren,
wie Nymphen stiegen sie aus wildem Meer.
Als wär es Haar, mit blondem Schaum gekrönt,
schwang eine, küsste seinen müden Mund,
umspülte ihm das Herz, das lebenswund,
vom Abendrot geschönt, was doch verpönt.
Er war nicht frei, er hatte Kind und Weib
und doch ließ er, was er ersehnt, geschehen.
Mocht’ Wind die Spuren hinter dem verwehen,
das immer sucht und das doch niemals bleibt.
So tauchte sie ins blaue Meerestreiben
zurück, in Wellenschwestern bald verloren.
Im Todgeweihten stetig neu geboren,
zerbrach es sie in tausend flache Scheiben.
Noch oft darauf saß sinnend er am Strand,
an dem er ein Mal zu sich selber stand.
So oft noch spülte hastend sie an Land.
Er hat sie nicht, er hat sie nicht erkannt.