#1

ein fast stilles zimmer

in Philosophisches und Grübeleien 21.04.2012 18:41
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

wäre nicht das standby summen
könnte man das flüstern der komparsen
hinter der mattscheibe hören

ich entere das boot auf dem wandbild
nehme kurs zum leuchtturm
dessen lichter vor untiefen warnen

das inventar steht zum verkauf
ich biete für den patinierten rahmen
das blaugemalte gehört mir schon

zuletzt bearbeitet 21.04.2012 19:10 | nach oben

#2

RE: ein fast stilles zimmer

in Philosophisches und Grübeleien 23.04.2012 01:16
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Joame,
allgemein heißt es, wenn man ein Gedicht erklären muss, dann ist es nicht gelungen. Eine Ausnahme stellen vielleicht sogenannte hermetische Texte dar, wobei ich diesen nicht für besonders hermetisch halte.

Hier also meine Intention:

ein fast stilles zimmer


wäre nicht das standby summen
könnte man das flüstern der komparsen
hinter der mattscheibe hören

Das LI betritt ein "stilles zimmer", es ist nichts zu hören, außer dem "standby summen" des Fernsehgerätes.
Das LI glaubt, gefangen von der seltsamen Stimmung, die Stimmen der Schauspieler herauszuhören.


ich entere das boot auf dem wandbild
nehme kurs zum leuchtturm
dessen lichter vor untiefen warnen

Als nächstes fällt sein Blick auf ein Bild an der Wand. Das Motiv zeigt ein Boot, das Kurs auf einen Leuchtturm nimmt. Das LI taucht in das Motiv ein und findet sich in eine eigene Erlebniswelt versetzt.

das inventar steht zum verkauf
ich biete für den patinierten rahmen
das blaugemalte gehört mir schon

Zurück in der Realität, fasst das LI den Entschluss das Bild aus dem Nachlass zu erwerben und so einen "Rahmen" für seine Erinnerungen zu haben. Als Botschaft könnte man herauslesen, dass der Mensch gern versucht seine Erinnerunen einzurahmen, obwohl er sie letztlich doch zurücklassen muss.

Ich hoffe, das hilft Dir etwas weiter, auch wenn die Vorstellungen des Autors nicht die des Lesers sein müssen.
LG
Perry

zuletzt bearbeitet 23.04.2012 01:22 | nach oben

#3

RE: ein fast stilles zimmer

in Philosophisches und Grübeleien 05.06.2012 21:59
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

hallo perry,

Dein Gedicht gefällt mir. Mit der Idee, seine Erinnerungen zu Rahmen, die man so dann vorzeigen, ausstellen, neu betrachten, an den Nagel hängen, in den richtigen Zusammenhang mit anderen eingerahmten Erinnerungen bringen kann... diese Idee löst sofort eine Vielzahl von Assoziationen aus, die - wie ich finde - Du vielleicht ja noch für weitere Gedichte nutzen solltest...

es grüßt
der.hannes

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#4

RE: ein fast stilles zimmer

in Philosophisches und Grübeleien 05.06.2012 23:47
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo hannes,
Erinnerungen sind Gegenstand vieler meiner Texte, ich versuche sie nur immer besser zu tarnen.
Freut mich dass die Bilder Assoziationen wecken konnten.
LG
Perry

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