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Wann kommt er, wo ist er, du hast ihn gebeten,
vielleicht auf Besuch bei dem mächtigen Bruder,
den Tod zu befragen, dem klaren, dem steten,
um Charons Geschäfte zu klären, am Ruder.
Die Brüder: der Morpheus vom Tod muß er wissen,
wie lange er dir noch gewähre zu träumen,
die Kräfte zu sammeln auf wärmenden Kissen,
die Tage zu tragen, um Sorgen zu räumen.
Noch zögern die beiden, besprechen die Dinge,
sie wägen die Stunden, die letzten, verbleiben
im Dunkel und zögern, was wer dir heut bringe,
Verwandte im Jenseits, die Seelen entkleiden.
Du liegst matt im Bette und wartest der Gäste,
und sammelst verdämmernd das Letzte der Reste.
RE: Freunde
in Mythologisches und Religiöses 03.11.2011 17:14von Rainek Radar • | 360 Beiträge | 360 Punkte
Zitat
den Tod zu befragen, dem klaren, dem steten,
ist ein fehler, oder bekomme ich da einen grammatikalischen zusammenhang nicht mit?
ansonsten kann ich dem text nicht sonderlich viel abgewinnen; liest sich für mich wie eine aneinanderreihung an schalen bildern, die sich nicht wirklich mehr sein wollen als ganz ansehnlich und der form geschuldet; ich denke gerade bei dem thema hätte da etwas emotionaleres drinnen sein können oder etwas epochaleres (wenn da schon morpheus und charon drinnen) oder irgendwie anders gefärbt als mauerblümend, wie es daher kommt; aber so plätscherts eigentlich nur an mir vorbei und ich frage mich in der zweiten strophe bereits, was in der ersten gestanden hat; aber es kann auch durchaus sein, dass das nur mein problem ist; nicht deins und von niemanden anders auch nicht;
mfg
rainek
es hat für mich ewas Trauriges, lieber otto, wenn ein Mensch sich nach dem Tod sehnt . Erinnert mich, grade auch der Titel Freund daran, wie ich im Altenheim als Unbeteiligter oftmals in den Augen der Einwohner, diese Bitte sah. Sehr bedrückend. Das Thema hat also durchaus seinen Platz in einem Gedicht.
Bei den Tod zu befragen, dem... da würde ich auch eher ein N sehen. Sicher ein Tippfehler.
Durch Charons und Morpheus wird es für geschichtlich nicht so Gebildete schwer verständlich, aber es ist nun mal dein Stil und mich stört es nicht.
Die Einstellung von Radek, es müsse etwas Emotionaleres, Epochaleres dargestellt werden, teile ich nicht.
Das Emotionale und Epochale liegt im Schlußsatz, der die Ohnmacht eines Menschen beschreibt, die nicht enden will.
Ein bedrückendes, düsteres Werk im Sonett-Stil, das mich mal ganzschnell meine Hunde streicheln lässt...Smile und ziwnlkr
LG von Marlene
RE: Freunde
in Mythologisches und Religiöses 03.11.2011 21:19von otto • | 637 Beiträge | 645 Punkte
Zunächst zur Anfrage von Rainik:
Natürlich hätte ich die Adjektive substantivieren können. Das wollte ich nicht, weil ich nur zwei Eigenschaften des Todes hervorheben wollte: und jetzt substantiviere ich für Dich: Für den Tod gilt Klarheit und Stetigkeit. Außerdem aber hat er noch sekundäre Eigenschaften neben diesen, die aber in meinem Gedicht keine Priorität erhalten sollten.
Dein Kommentar zeigt, dass Du keinen Zugang zum Text gefunden hast.
Es geht um einen dem Tode Geweihten,
der nicht mehr wirklich in den Schlaf finden kann, der sich versucht an den Tod zu gewöhnen. Er fragt sich also, von wem er Besuch bekommt. Vom Schlaf oder vom Tod: den sich sehr nahen Brüdern. So also fragt er. Er sucht Antwort zum Fortgang seines langsam verlöschenden Lebens. Um jemand in einer solchen Lage nahe zu kommen, braucht man Empathie oder man muß selbst in einer vergleichbaren Lage sein.
Denn es geht um etwas Archisches, um Angst vor dem Übertritt in das Fremde. Wird eine solche Angst stimuliert, dann reagiert der Mensch mit Fluchtgedanken. Der Protagonist ist in sich selbst unentschieden, wann er sein Ende erwarten kann. Denn er ist alt und krank.
Doch er will noch sein Lebensende ordnen, trägt er doch Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für andere.
Also, er will sein Haus noch bestellen. Charon, der Fährmann, der das Ruder führt, ist ja ein Überführer der Übergänger. Der Gott der Träume, Morpheus und der Tod, beraten sich noch ob Charon schon jetzt den Sterblichen über den Styx rudert. Der erwartet eine Weisung. In Wirklichkeit aber fragt sich derProtagonist selbst. Er ist der Zögernde, der mit dem Leben noch nicht abgeschlossen hat, nicht Morpheus und der Tod. Im Gedicht werden Morpheus und der Tod stellvertretend für die Angst vor dem Sterben befragt. Er will es also wissen, wie lange er noch leben kann, ja will.
So weiß der Protagonist also nicht ob er in den Schlaf findet, ob er aus dem Schlaf noch einmal aufwachen wird. Die Angst ist eingebettet in seine Sorgen zwischen Nacht und Tag.
In den Schlußzeilen wird auf das Bemühen des Protagonisten verwiesen noch einmal auf die verbliebenen Reste seiner Lebenskraft zu verweisen.
" Verdämmernd" meint also, dass der dem Tode Geweihte sich bereits in einer Übergangssituation befindet: Noch
hat Charon nicht abgelegt, Morpheus und der Tod bereden sich noch, ob Charon schon jetzt zum Ruder greifen soll.
Das Gedicht ist einem lieben mir bekannten Menschen zugeschrieben. Allerdings wissen wir natürlich, dass jedem von uns die Erfahrungen des Gedichtprotagonisten irgendwann bevorstehen.
Ich würde allerdings nicht von einem Problem sprechen, sondern von einer dem Menschen eigenen Neugierde mit der Fremdheit umzugehen, wo sie ihm unausweichlich schließlich begegnet. Die Beschreibung des Versuches einer Verabschiedung ist nie " mauerblümend", vielmehr etwas zu Respektierendes, zu dem jeder die Gelegenheit bekommt es zu erfahren. Was hier an Dir "vorbeiplätschert" ist ja auch der Fluß, den Du zu überqueren wirst. Vielleicht kannst und willst Du Dich dann anders an mein Gedicht erinnern.
Liebe Grüße,
otto.
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