#1

Auf dem Ozean des Lebens

in Philosophisches und Grübeleien 20.10.2011 17:54
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Auf dem Ozean des Lebens

Der Zahn der Zeit bedroht ein jedes Schiff,
Das rank und stolz den Ozean beglückt
Als Prachtjuwel, mit exquisitem Schliff
Des Teakholzdecks, das jeden Fuß entzückt.

Doch Brecher schmettern's rascher auf die Klippen,
Als Rost den steifen Eisenrumpf zersprengt.
Im Wrack - es reckt die spitzen Spantenrippen -
Entsteht ein Feuer, das zerschmort, versengt

Den Rest des edlen Decks. In kurzer Zeit
Zerstört das Riff das Schiff, fast ohne Nagen
Der Ewigkeit. Schon liegt es stumm bereit
Zum letzten Tanz, erträgt der Götter Plagen.

Wen kümmert's aber, wie das Schiff vergeht,
solang die Erde mit dem Meer sich dreht?

zuletzt bearbeitet 21.10.2011 19:28 | nach oben

#2

RE: Auf dem Ozean des Lebens

in Philosophisches und Grübeleien 21.10.2011 10:18
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Zitat
Der Zahn der Zeit bedroht ein jedes Schiff,
Das rank und stolz den Ozean beglückt
Als Prachtjuwel, mit exquisitem Schliff
Des Teakholzdecks, das jeden Fuß entzückt.

Doch Brecher schmettern's rascher auf die Klippen,
Als Rost das steife Eisenschiff zersprengt.
Im Wrack - es reckt die spitzen Spantenrippen -
Entsteht ein Feuer, das zerschmort, versengt

Den Rest des edlen Decks. In kurzer Zeit
Zerstört das Riff das Schiff, fast ohne Nagen
Der Ewigkeit. Schon liegt es stumm bereit
Zum letzten Tanz, erträgt des Schnitters Plagen.

Wen kümmert's aber, wie das Schiff vergeht,
solange sich die Erde mit dem Meere dreht?


Hallo Hannes,

es hat ein paar Ungereimtheiten: Gemischte Metaphorik zum Beispiel: Ein Juwel mit Holzdach schwimmt herum.
S2Z2 Rost zersetzt oder zerfrißt. Sprengen heißt, es fliegen die Fetzen.
S2Z4 wie kommt denn das Feuer da hin?
S3Z4 das Bild des Schnitters aus dem Ackerbau passt einfach nicht ins Bild und überlädt die Metaphorik.
S4Z2 das Wasser dreht sich mit dem Globus, und die Metrik dreht sich gar nicht.

Insgesamt gesehen löst der Text eher Kopfschütteln aus und leichten Schwindel.
Einzelne Ausdrucksformen gefallen mir aber auch: Z. B: "zerschmort" habe ich meinem Wortschatz hinzugefügt.
Die nagende Ewigkeit ist eine Idee, die mich nachdenken läßt. Und ob der Schnitter eine Plage ist. HG - mcberry

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#3

RE: Auf dem Ozean des Lebens

in Philosophisches und Grübeleien 21.10.2011 16:40
von chip | 433 Beiträge | 461 Punkte

"zerstört das riff das schiff fast ohne nagen /der ewigkeit schon..."


hallo hannes,

so für sich gesehen wirken manche zeilen durch den aufprall durcheinandergewirbelt.
neben einer möglichen neuordnung sinnvoller zusammenhänge führt der andere weg mitten in das chaos hinein. du könntest den text fragmentieren, daß dem leser hören und sehen vergeht.

du kennst den spruch und spielst damit:
der zahn der zeit, der schon manche träne getrocknet hat, wird auch über diese wunde gras wachsen lassen.

nur wirkt das verwirrspiel mit zerbrochener metaphorik unentschlossen. trotzdem interessanter versuch tschüs chip

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#4

RE: Auf dem Ozean des Lebens

in Philosophisches und Grübeleien 21.10.2011 19:26
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Zitat von mcberry


es hat ein paar Ungereimtheiten: Gemischte Metaphorik zum Beispiel: Ein Juwel mit Holzdach schwimmt herum.
S2Z2 Rost zersetzt oder zerfrißt. Sprengen heißt, es fliegen die Fetzen.
S2Z4 wie kommt denn das Feuer da hin?
S3Z4 das Bild des Schnitters aus dem Ackerbau passt einfach nicht ins Bild und überlädt die Metaphorik.
S4Z2 das Wasser dreht sich mit dem Globus, und die Metrik dreht sich gar nicht.

Insgesamt gesehen löst der Text eher Kopfschütteln aus und leichten Schwindel.
Einzelne Ausdrucksformen gefallen mir aber auch: Z. B: "zerschmort" habe ich meinem Wortschatz hinzugefügt.
Die nagende Ewigkeit ist eine Idee, die mich nachdenken läßt. Und ob der Schnitter eine Plage ist. HG - mcberry



Hallo mcberry,

soo verquer sind die metaphern nicht:

Es ist ein Schiff mit Eisenrumpf mit Holzdeck, das solls geben :). Habe zur Verdeutlichung statt "Eisenschiff" nun "Eisenrumpf" geschrieben. Das dieses Schiff als Juwel bezeichnet wird, was ist daran so seltsam?

Ab Yachtgröße haben Schiffe eine Kombüse, darin kann gekocht werden, zum Beispiel mit Gas. Dass beim Auflaufen auf ein Riff dort ein Feuer entsteht, ist so ungewöhnlich nicht. Stellt man sich ein größeres Schiff vor, einen "Dampfer", so kann in der Maschinenanlage Feuer entstehen. Ist alles schon mal vorgekommen.

Recht geb ich Dir mit dem Schnitter. Der war hineingekommen, weil es ja der Ozean des Lebens ist lt. Titel, auf dem das Schiff zugrundegeht... Der Schnitter steht allgemein für den Tod, es ist der Sensenmann. Um die Metaphorik etwas maritimer zu machen, habe "des Schnitters" durch "der Götter" ersetzt. "Poseidons Plagen" waren nicht nach meinem Geschmack.

Ob das Wasser sich mit dem Globus dreht oder die Erde mit dem Meere, ist Jacke wie Hose. Es ist ein gewisser Wechsel des Standpunkts, wenn überhaupt.

Recht geb ich Dir damit, dass dort ein Metrikfehler steckt. Das wird korrigiert.

Freut mich, dass ich mit zerschmoren wenig etwas Interessantes beitragen konnte :)





Zitat von chip
"zerstört das riff das schiff fast ohne nagen /der ewigkeit schon..."


hallo hannes,

so für sich gesehen wirken manche zeilen durch den aufprall durcheinandergewirbelt.
neben einer möglichen neuordnung sinnvoller zusammenhänge führt der andere weg mitten in das chaos hinein. du könntest den text fragmentieren, daß dem leser hören und sehen vergeht.

du kennst den spruch und spielst damit:
der zahn der zeit, der schon manche träne getrocknet hat, wird auch über diese wunde gras wachsen lassen.

nur wirkt das verwirrspiel mit zerbrochener metaphorik unentschlossen. trotzdem interessanter versuch tschüs chip



Hallo Chip,

die Metaphorik ist gar nicht so zerbrochen. Siehe auch oben.

Zum Nagen der Ewigkeit:

Entstehungsgedanken des Gedichts ist einerseits das langsame Nagen des Zahns der Zeit im Gegensatz zur überraschend kommenden Zerstörung und andererseits das Gleichnis des Schiffes auf dem Ozean als Beispiel für diesen Gegensatz, der im Leben auch uns betrifft.

Den Spruch kannte ich zwar nicht, aber er ist in diesem Fall selbstbezüglich, sprich aus meiner Sicht passt er nicht auf das Gedicht.

Es grüßt
euer.hannes

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