Viel Umschwärmte (gewidmet Alma Mahler-Werfel)


Undurchschaubar bleibt sie, während ihre Blicke
kühl sezieren. Mit solidem Sachverstand
zu parlieren weiß sie, gibt sich stets gewandt:
Künstlerin und Muse unsrer Clique.

Sinnlich lenkt sie leichter Hand Geschicke,
inspiriert - und verführt bis an den Rand
des Wahnsinns, bricht verwegen durch die Wand
aus Konvention, durchtrennt des Schicksals Stricke.

Später, nachts so weich und warm an meiner Seite,
scheint sie mir im Schlaf ätherisch wie ein Hauchen.
Wenn sie aufwacht, wird das Bild verrauchen,

wird sie selbstverständlich ihrer Wege gehen,
stets umworben, mich nicht einmal sehen,
während ich in ihren Schatten gleite.

Eine kühle Schöne, die sich ihre Männer gern nach Erfolgsaussichten sortierte: kein Genie, keinen Beischlaf. - Und weich mussten sie sein ...
Andererseits eine unglaublich faszinierende Frau, dieser Stern der Wiener Secession.
Mahler hätte ohne sie mit Sicherheit nicht derart GroßArtiges vollbracht. -

Und ein hochinteressantes, apartes Thema - leichtfüßig umgesetzt.
Begeisterte Grüße
pista

Eben habe ich ein schönes Foto von Almas W.-M. (Biographie) gefunden, das sichtbar macht, warum ihr so viele verfallen waren:



Als bekennender Mahlerfan (kommt noch vor Rammstein ) habe ich ich mir seinerzeit Der fremde Vertraute (Zweitausendeins) angeschafft, worin auch viel über das "schönste Mädchen Wiens" enthalten ist. Ein sehr empfehlenswertes Buch, glänzend geschrieben, nebst aufsehenerregender Werkanalysen Mahlers, das es aber nur gebunden gibt und deshalb ziemlich teuer ist. *soifz.
Vielleicht hast du es aber schon ...
Grüßle
pista

scheint sie mir im Schlaf ätherisch wie ein Hauch.
Sobald sie aufwacht, wird das Bild zu Rauch; 
 
wie selbstverständlich wird sie ihrer Wege gehen
 

hi, salome,

so eigenwillig die zeilen einherkommen, so gut kommen sie an.

nur verrauchende imagination durchbricht diesen kühl distanzierten tonus. nicht nachlassen. man liest sich. grüße chip

hallo, ihr beiden,

vielen dank für eure beiträge. eigentlich ist alma mahler-werfel stellvertreterin für eine reihe von starken frauen, die sich um die jahrhundertwende (um 1900) auf ihre art emanzipiert haben und doch sehr eingeschränkt waren; z.b. musste alma vor ihrer eheschließung mit mahler diesem versprechen, nicht mehr zu komponieren...

eine interessante bildnerische darstellung findet sich auch in oskar kokoschkas "windsbraut".

@pistacia,
fein, dass du hier gleich ein portraits almas hochgeladen hast. ich bin leider in diesen dingen so gar nicht versiert.
das von dir genannte buch kenne ich noch nicht, werds aber bei nächster gelegenheit durchblättern. mal sehen, ob es in einer hiesigen buchhandlung vorrätig ist.

@chip,
danke für deine ermutigenden worte und die vorschläge. nicht böse sein, aber ich möchte es in den terzinen gern bei einheitlich weiblichen kadenzen belassen und "wie selbstverständlich" scheint mir eine abschwächung des "selbstverständlich" darzustellen, die's egentlich nicht braucht.


noch einmal danke für die wohlwollende beachtung und liebe grüße euch beiden, salome