#1

Juliregen

in Natur 28.07.2011 11:03
von Rubberduck | 558 Beiträge | 558 Punkte

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zuletzt bearbeitet 06.05.2014 21:56 | nach oben

#2

RE: Juliregen

in Natur 28.07.2011 14:49
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hallo Gummientchen,

guter Ansatz, in der Performance noch überarbeitungsbedürftig: z.B.

S2Z2 prasselten - sacht Hier widerspricht sich die Schilderung in der Wirkstärke.
S3Z1 als wäre nie etwas gewesen - Rutscht metrisch mühelos ohne ein: ` .
S3Z4 In Büchern verwesen weder Lebende noch Tote. Virtuelle Welten halten uns frisch.

Inwieweit die Lautlosigkeit der Nacht für ein hörgeschädigtes LI spricht, ist auch noch nicht geklärt.
Aber insgesamt lohnt der Text / die Beschreibung der Nacht eine Betrachtung. Gerne gelesen - mcberry

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#3

RE: Juliregen

in Natur 28.07.2011 15:55
von Rubberduck | 558 Beiträge | 558 Punkte

Hallo mac,

danke für deine Anregungen,
"prasselten" habe ich geändert.

Das andere möchte ich so belassen.
Ich denke, in Büchern gibt es alles an Unvorstellbarem nachzulesen....

lg,
rubber

zuletzt bearbeitet 28.07.2011 16:14 | nach oben

#4

RE: Juliregen

in Natur 28.07.2011 19:30
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Liebe Bärbel,
wenn Du denkst, dass es in Büchern alles Unvorstellbare nachzulesen gibt, so gestatte ich mir hinzuzufügen:
das Leben ist so großartig, dass alle Bücher hinter ihm zurücktreten müssen. Wenngleich das Dir am meisten geltende
natürlich für dich eine allen anderen Büchern gegenüber geltende alles überragende Bedeutung hat. Dies zugleich im Vor- wie Nichtvorstellbaren. Das Buch aller Bücher also, das Dir Wissen und Glauben in Einem gilt. Die anderen, unzählig geschriebenen Bücher mögen gut und großartig sein, doch- dies mag gerade Dich an mir verwundern- sie bleiben eben unvorstellbar hinter den geglaubten Wahrheiten und dem damit verbundenen Wissen derjenigen zurück,
die ihre Erkenntnisse und ihr daraus ableitbares Wissen aufgeschrieben an alle Menschen weitergegeben haben. Hinzu kommt, dass die Bibel das bei weitem aktuellste Schriftgut ist, wenngleich ihre Sprache ihrerseits ein profundes Wissen verlangt, das ständig der Überprüfung bedarf. Das gilt ja auch für alle Bücher deren Sprache heute
nicht jedem mehr zugänglich ist. Aber wer sich nicht nur für Sprachen interessiert, wird nicht daran vorbei kommen sie zu lernen, wenn er alte Texte in unsere Zeit transponieren will, um sie zu verstehen.

" Und lautlos war die Nacht", ein einladender Satz, einladend dazu gerade im Schlaf wach zu bleiben. Träume haben eben die Magie des Unvorstellbaren. Ihre Bilder zeichnen die Sprache unserer Tagesseele und Nachtseele in einem Rahmen: den des Unsäglichen.

Meine Freude ist groß, dass ich Dich wieder lesen kann. Sie wäre ungleich größer, wenn ich Dich wieder hören kann.
Oft und immer wieder spiele ich Deine Gedichtvorträge ab. Wenn Du meine Verfasstheit verstehen willst, so schlage ich Dir vor " Das Schloss" von Kafka zu lesen. Du wirst in mir den Landvermesser K. entdecken. Du aber wärest
der, zu dem Klamm nicht sprechen kann, sich K. entzieht. Wäre da nicht besser, dass K. im Roman " Der Prozess"
ein von der Behörde Verfolgter wäre, der nicht weiß, warum er verhaftet wurde?

Aber ja doch, das ist nur Literatur. Schuld aber kennt der Naive nicht. Doch er sucht die Aufgabe, während ihn der Prozess daran hindert. So wird er davon abgehalten sich zu bewähren, wo ihm gesagt wird, dass man seiner nicht bedarf, obwohl er angefordert wurde. Und doppelt wiegt ihm, dass er von seiner Schuld nichts weiß. So scheint ihm bestimmt.

" Vorbei war´s, wie vom Traum erwacht,
als wär´nie was gewesen."

Doch, es ist gewesen, das Gewesene mag erschrecken : Mit seiner Plötzlichkeit in der es gestaltet hervorbricht, vielmehr dann aber in dem es wieder zurückvergeht, als wollte es sich und dem Besuchten nur
dafür gezeigt haben wollen, dass auch ihm bemessene Zeit beschieden wurde. Wenn die Sonne den höchsten Jahresstand erreicht hat, dann mag es besonders schwer, ja unmöglich sein zu glauben, dass sie am längsten Tag untergehen kann. Aber dies geht einher mit der kürzesten Nacht. Jeder neue Morgen stärkt das Wissen, dass es neues Licht gibt. Denn das gibt es selbst in der Nacht. Das Licht schläft ja nicht, es sucht sich nur neue Orte in der Nacht, um morgens neu zu scheinen. Für neuen lichten Morgen. Das aber ist gewiß, solange alles für das Leben Bestand hat. Uns aber quält unruhiger Schlaf, wo wir glauben verlassen zu werden. Was aber uns hält ist in uns und gibt Zuversicht.

Liebe Grüße,

otto.

zuletzt bearbeitet 29.07.2011 06:59 | nach oben

#5

RE: Juliregen

in Natur 29.07.2011 08:26
von Rubberduck | 558 Beiträge | 558 Punkte

Hallo Mac,

ich bin heute morgen aufgewacht und hatte die Zeilen vor Augen, den Knoten gelöst. So habe ich S3Z1 doch noch geändert.....

lg
Entchen

---------------------------------------------------------------------------------------------------------
Lieber Otto,

ja, ich schreibe wieder. Mehr denn je. Ich habe das Anfangs nicht für möglich gehalten, aber es hilft.
Es fehlt mir im Moment noch die Objektivität in Bezug auf die Qualität meiner Gedichte, aber dafür habe ich ja euch.

Doch meine Stimme versagt noch. Ich kann nicht vortragen – meine Lesung im Oktober.... ich denke nicht gerne daran, werde sie wahrscheinlich absagen. Ich kann auch nicht mehr singen. Wenn ich das eines Tages wieder kann, dann bin ich wieder hergestellt. Noch ist Zeit.

Das Buch der Bücher... danke für deine Gedanken dazu.

" Und lautlos war die Nacht",
Die lautlosen Nächte sind manchmal beklemmender, beängstigender als der Sturm zuvor. Die Stille ist es, die einen nicht schlafen lässt.

Du schriebst mir einmal, ich hätte zu wenig gelebt. Nun versuche ich aus dem Erlebten zu reifen. Doch ich will ehrlich sein: Ich bin wohl lieber eine saure, unreife Frucht – denn der Reifeprozess ist harte Schule. Doch sie lässt sich nicht schwänzen. Und wer weiß – irgendwann bin ich süß und saftig.

lg,
Bärbel

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#6

RE: Juliregen

in Natur 29.07.2011 08:26
von Salome | 140 Beiträge | 140 Punkte


wenn ich nun nach den sehr interessanten ausführungen ottos zur bibel und zu kafka...
zu deinem text zurückkehre, liebe rubber,
dann möchte ich dir sagen, dass mich deine zeilen sehr bewegt und getroffen haben. für mich hat der satz "und lautlos war die nacht" nichts einnladendes. für mich drückt sich darin verwunderung, entrüstung und wieder verwunderung aus, dass die nacht trotz alledem, was da geschieht (geschehen ist) so lautlos bleibt, kein aufschrei, kein klagen... sie schreitet fort, lässt sich vom tag ablösen, kehrt wieder, wie sie es seit jeher getan hat und weiter tun wird... das leben geht weiter und lässt die toten zurück, geht dann noch unbeeindruckt weiter, wenn selbst lebende verwesen. in dem buch, sehe ich weniger ein literatarisches werk, als das eigene lebensbuch, die idee, hoffnung, wie das leben verlaufen sollte, könnte... in den lebend verwesenden, gestorbene träume, verluste, krankheiten, behinderungen... kinder, die einen teil unseres selbst ausmachen... ???
ich denke gerade, ob man vielleicht weniger absolut
"in dem auch Lebende verwesen" schreiben könnte?

viel kraft, liebe rubber,
herzliche grüße, salome


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#7

RE: Juliregen

in Natur 29.07.2011 08:45
von Rubberduck | 558 Beiträge | 558 Punkte

Liebe Salome,

nein, die Nacht ist keine Einladung, keine Erholung. Sie ist grauenvoll. Die Ruhe nach dem Sturm lässt uns mit dem Erlebten allein.

Das Erlebte erscheint wie ein Traum, in diesem Falle Alptraum. Oder wie ein Buch, aus dem man im Schein der Nachtlampe gelesen – dessen Gruselgeschichte einen nicht schlafen lässt. Viel zu schnell verwischt die Realität, Tag und Nacht wechseln, als wäre nichts gewesen.

Und angesichts aller unmenschlichen Geschehnisse auf Erden, wer bin ich, dass ich klage? Sind mir meine Kinder im Arm verhungert? Oder sind mir die Meinen von einem verrückten Attentäter ermordet worden? Nein.

Nein, es gibt Menschen die wirklich mehr Grund haben zu klagen.

Doch Salome, ich will das Absolute, will Klarheit, will Deutlichkeit, will ausfegen,will Raum schaffen für Neues, vielleicht sogar für Glück.

Danke,
Rubber

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#8

RE: Juliregen

in Natur 29.07.2011 11:20
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Liebe Bärbel!

Ich erkenne Liebe um Dich herum, nehme sie an, sie kann ja heilen wie Vergebung.
Unter der Verkrustung auf der Wunde reift Neues, Zartes, es macht wieder fühlen. Stärke kommt zu im Zulassen des Wiederwachsens am Dornenstrauch. Einmal, bestimmt, kommt warmer Regen und treibt neu die Blüten aus. Geduld ist uns an den Wurzeln gegeben, und auch Wasser aus den Tiefen. Du hast ja überreich, und dafür hast Du genug zu übergeben.

Singen, Sprechen, zuweilen verschlägt es uns in das Land der Sprachlosigkeit. Das Du wieder - und viel- schreibst, das ist eine Markierung Deiner Wegkreuzigung. Du weißt ja längst Deinen rechten Weg, doch gebe Dir Zeit zu üben wieder wachsen fortzuschreiten. Was wir wollen kann nicht alles vermögen. Dein Schiedsrichter hat leise doch nachdrücklich gemahnt, nicht hat er Dich vom Feld gewiesen, vielmehr Sanftheit mit Dir selbst ins Spiel gebracht.
Und das Spiel geht ja noch in manche Teilzeiten gegen neue Widrigkeiten.

Die Lesung: Du hast seitdem viel geschrieben, den Forum aufgeschrieben. Aber es geht ja auch für Dich darum wieder einzutreten darin, dass man Deine Lieder hört, Dir zuhören kann. Ich will mich nicht aufdrängen, Du schaffst es alleine, und bist ja nicht allein.

Doch schreibe ich Dir, dass auch ich in Deiner Gegenwart auf der Bühne wieder das Weinen lernen könnte. Es wäre mir nicht das Schlechteste, denn ich habe nie wirklich trauern können, hatte manchen Balken im Auge.

Die Qualität Deiner neuen Texte? Oh Entchen! Schreibe für C. Sie wird es wunderbar finden. Singe für sie und spreche mit ihr. Sie wird Dich hören.

Doch hörst Du auf den Trost von jemanden, der ja selber des Trostes bedarf?

Ich habe die ersten Tomaten am Strauch geerntet. Und was wir nun aus Deinen Spreewälder Gurken?
Du kannst so vieles haben. Wieviel kannst Du geben, lassen?
Weißt Du das schon?

Dein Freund

otto.

zuletzt bearbeitet 02.08.2011 17:04 | nach oben


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