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Glasrose
Als wäre sie mitten im Atmen erstarrt,
im knospenden Überschwang ihrer Gefühle,
als trüge sie in sich die Sommertagssschwüle,
noch flirrend im Kern, doch nach außen hin hart;
Als hätte der Bläser mit Glut nicht gespart,
mit Herzblut genährt ihre Blätter und Stiele,
als wäre er jetzt noch bisweilen Gespiele
in mondhellen Nächten und küsste sie zart;
Als wäre ganz plötzlich ein Nordwind gekommen
und hätte ihr alle Verheißung genommen,
die Schönheit auf ewig im Innern verwahrt,
so scheint es, als hätte sich Feuer gepaart
mit funkelndem Frost, und sie wäre Beweis
dieser Liebe, wie Flammen gegossen in Eis.
hallo salome,
durch deine beiträge klickend gefallen mir diese romantisch schönen zeilen bis jetzt alle. du gehörst wohl zu den autoren, die eine wendung zum emotionalen bekenntnis an der grenze zum sogenannten kitsch hinkriegen. ist schwierig. wieviel wir dem zeitgeist schulden, bleibt sowieso offen für eine persönliche bewertung.
was mich hier verunsichert:
ich kriege kein bild vor mein inneres auge. eine wörtlich gemeinte rose aus der puste eines glasbläsers?
an der getrübten textauffassung kann die auquaristik schuld sein.
deshalb setze ich mal einen thematisch sicher unpassenden link:http://www.aquacare.de/info/tipps/d1aiptas.htm
kommentare wie dieser verdeutlichen, mit welchen assoziationen sich die poesie herumschlagen muß. grüße chip
scheint ein Sonett zu sein, soweit ich als eher freier Schreiberling das erkennen kann.
Die Beschreibung der "in Schönheit erstarrten" Rose und das mit "Herzblut" getränkte Tun des Glasbläsers kommen gut rüber.
Konstruktiv wäre anzumerken, dass sich die "Stiele" mit der Einzahl der Rose etwas beißt, zumindest wenn man ein einstieliges Exemplar vor Augen hat.
LG
Perry
ja, perry, es ist zwar in auftaktigen daktylen (was weniger üblich ist), aber geht wohl als sonett durch. mit den "stielen" waren eigentlich die blattsiele gemeint, davon haben auch "einstieliige" rosen mehrere. ich kann aber gut nachvollziehen, wenn man da ein wenig hängen bleibt und fragt: "stiele, hä...?" (eine kleine extraschleife, bevors ins märchenhafte abgeleitet).
vielen dank für deinen kommi,
liebe grüße,salome
Hallo Salome,
statt von "auftaktigen Daktylen" sollte Du eher von Amphybrachen (xXx) schreiben. Solche 14-Zeiler mit der Reimstruktur des Sonetts mag ich auch gerne. Die letzte Zeile
dieser Liebe, wie Flammen gegossen in Eis.
bricht allerdings das Metrum, weil sie mit zwei Kürzen beginnt. Vielleicht magst Du ja über
der Liebe, wie Flammen gegossen in Eis.
nachdenken.
Insgesamt gefällt mir Dein Gedicht aber gut.
es grüßt
der.hannes
Hallo der.hannes,
ich seh schon, dir kann man so leicht kein X für ein U vormachen. und du hast natürlich Recht, sowohl was den amphibrachus als auch den letzten vers betrifft.
die zusätzliche silbe habe ich hier schon ganz bewusst so gesetzt, um das enjambement zu unterstützen und die verse ruckelfrei ineinander fließen zu lassen. das möchte ich auch gern so belassen.
vielen dank für deine rückmeldung,
liebe grüße, salome.
Natuerlich verweist schon der Titel auf die Zerbrechlichkeit, aber auch auf die Klarheit einer unverkennbaren, offenen Persoenlichkeit hin. Das Eigenschaftliche der Wortsymbiose wird im Sonett deutlich belegt. Insofern
ein zutreffender Titel.
Eine Liebe, abgekuehlt, doch es gibt sie noch.
Im Gedicht zeichnet sich ein Prozess einer introvertierten ( also einer nach innen verlagerten), wie ... ausgewanderten
Liebe ab.
Ein wenig nostalgisches Bedauern, ja melancholische Zuege , klingt ( klingen) an.
Den Glasblaeser in einen Vergleich zu einem geliebten Menschen zu ziehen bezeichnet zugleich einen...
bestimmenden Macher, der sein Objekt nach seinem Willen formt. Ich weiss nicht, ob das auch fuer die lamentierende Protagonistin und ihren Geliebten Geltung behalten soll.
Die Gefuehlszustaende sind gut in die Gestaltungsbilder des Glasblasens uebersetzt, und lassen sich 1: 1 leicht
zurueck uebersetzen.
Ich weiss, dass in der Glasblaeserei viel Kitsch produziert wird. Dieses Sonett kommt leicht und poetisch daher und liest sich leicht mit Anteilnahme. Fuer mich atmet es etwas aus der Zeit der Verklaerung, Mitte des 19.Jahrhundert. Ein vertraeumter Text, gleichsam wie ein schon lange verloren geglaubter, den man eines Tages
ueberraschend inmitten eines nicht zuende gelesenen Buches wiederfindet. Und so liest jemand eher das Sonett, als das Buch zuende.
Liebe Gruesse
von otto.
sehr interessante ausführungen, lieber otto,
da habe ich kaum etwas hinzuzufügen. es freut mich natürlich, dass du die "gefühlszustände gut in die gestaltungsilder des glasblasens übersetzt" findest und dir der zugang zur zweiten ebene allem anschein nach so leicht gefallen ist.
weißt du, ich denke, dass in manche kleinen kunst(hand)werke sehr viel von der liebe und leidenschaft ihres "schöpfers" eingeflossen ist, diese den dingen eine "seele" geben und uns wertvoll machen... in diesem sinn ist es wohl auch eine kleine huldigung des bläsers, der so viel von sich in seine arbeit hineinlegt.
vielen dank für deinen umfassenden und gefühlvollen kommi,
liebe grüße, salome
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