#1

warten -(oder)- auf das leben

in Gesellschaft 23.05.2011 00:43
von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte

warten -(oder)- auf das leben

wenn die nacht dir einsam ihr ticke-di-tick und ticke-di-tack erinnernd in die abendstunden flüstert,
nein, dir um die ohren haut, dein kopf müde noch den tag umrundet, doch dort macht es nur
klick-klack-klack im echo der zeitmessbarkeit und des blutrauschs -
im gleichtakt steigt dein atem, im warten auf die stille,
auf und ab, die hoffentlich bald einkehrt…………
bis du das kissen, aus reinen vernunftsgründen -
natürlich - in diverse ecken wirfst, von denen du nicht wußtest,
auch nicht, dass ein quader so viele, wie anderes, verbirgt - ja und dann? -

draußen hinter'm offenen fenster fährt ein klipperig-klappriges Rad vorbei, vielleicht mit körbchen,
ausgekehrt sind die kneipen nachts um halbzwei und die drossel spottet stunden später
deinem schlafbedarf, nun bist du siebenschläfer - zu spät ! - ein sechsuhrsteher solltest du sein, ganz brav.

wieder ein häckchen setzen, ein belangloses in belanglosem, wie jeden tag, gewicht hast nur du zugelegt,
mal sehen, was morgen bringt, vielleicht fährt dann ein motorrad zur abwechselung vorbei
und statt drossel - ein kläffender chiwawa, hey, das wäre was, aber eventuell auch zu viel, lieber kleine ziele hoffen.


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>> Du verdammter Sadist:
Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
zuletzt bearbeitet 23.05.2011 23:17 | nach oben

#2

RE: warten -(oder)- auf das leben

in Gesellschaft 23.05.2011 18:56
von chip | 433 Beiträge | 461 Punkte

hallo gedichtbandage,

sehr schöner text, dessen protagonisten die einsamkeit mit lautem dröhnen um die ohren fliegt.

archaische wahrnehmung (blutrausch) begegnet der geistlosigkeit des chronometers mit bizarrer geduld: im warten auf stille, die das innen und außen zu vereinen verspricht, und in der suche nach dem du, die am kopfkissen zu enden scheint.

einsetzende störungen des alltags werden gelistet: klappern, kneipengänger, singvögel, - oh ja, störungen traten frühgeschichtlich in unser leben und machten sich reichlich breit.

dann übernimmt die hoffnung als traumersatzstoff und bringt vorschläge mit: bessere fahrzeuge und modehunde.
(ironie pur, könnte sogar klappen mit einem schoßhündchen - helfen beim einschlafen und wecken uns pünktlich - um mit einem schnelleren beförderungsmittel unsere sorgen zu beschleunigen.) verkappte resignation spricht von erreichbaren zielen, der im blutrausch angedeutete ärger reduziert sich auf einen kläffenden kleinköter.

hoffentlich nur das sedativum einer einschlafphantasie und den bevorstehenden missetaten graut ein morgen. grüße chip

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#3

RE: warten -(oder)- auf das leben

in Gesellschaft 23.05.2011 23:22
von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte

Danke chip!
Der Auseinandersetzung, dem Empfinden - der Interpretation.

Und sonst: "Missetaten" ist ein vielseitiges Wort, sozusagen 4D, schaun wa mal..........

Grüße zurück
Gb.


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zuletzt bearbeitet 23.05.2011 23:23 | nach oben


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