Ja, ich berichte.
Nun denn, Prinzessin Bärbel hielt sich beschäftigt an diesem Tag, damit ihr das Warten auf den Prinzen nicht lang wurde.
Sie wusch und frisierte sich, zog sich ein paar mal um, bis sie das, was der Spiegel zurückwarf umwerfend fand.
Die Sonne strahlte an diesem Tag, als wollte sie ihr zu lachen und vorzeitig applaudieren. Sie traf sich Mittags mit Freunden und Familie, ging essen, lachte und führte schöne Gespräche.
Dann rückte die Zeit des Treffens näher. Sie war früh da, viel zu früh.
In dem kleinen Kaffeeladen saßen schon einige Gäste, sie trat ein und grüßte freundlich alle Anwesenden. Noch war Zeit für einen Kaffee, doch sie trank nur eine Tasse, denn ein Aufputschmittel, nein, das hatte sie nicht mehr nötig.
Der Veranstalter kam und hieß sie willkommen. Es war noch immer Zeit genug, doch die Plätze wurden knapp, so dass sie sich vor die Theke stellte.
Dann sprach der Veranstalter einige Begrüßungsworte und nun war es an ihr, die Besucher zu begeistern. Der kleine Laden war voll, jeder Stuhl, jeder Hocker besetzt, Dunst hing an den Scheiben.
Sie öffnete ihren Mund... da ging nochmals die Tür auf, sie hielt inne, lächelte, wartete.
Dann, als wieder Ruhe eingekehrt war, das erste Gedicht – ein Limerick – zum warmwerden.
Sie glühte, verhaspelte sich, doch die Zuhörer schienen das nicht zu bemerken, sie schmunzelten.
Das ermutigte sie und wagte ein weiteres Gedicht, ein längeres „des Mannes größte Freude“. Danach las sie „Bis zur Erkenntnis“. Die Freude, die Erwartung des Publikums steigerte sich, und so auch das Temperament der Vorleserin – sie war nicht mehr zu halten, genoss die verhaltenen Lacher, jedes „OH“ und „AH“ ebenso wie den Applaus nach fast jedem Gedicht. Ja, sie war etwas zu schnell beim Vortragen, etwas zu stürmisch beim Küssen....
Es war ein großartiger, umwerfender Kuss, den ich bekam. Das einzige Problem, dass sich nun ergibt ist das aller, die geküsst wurden: Sie wollen mehr davon.
Eure,
Bärbel