“Wohin gehen Eichhörnchen im Winter?”
“Schlafen!”
“Nein, sie hungern!”
“Warum denkst du das?”
“Heute Nacht saß eins mitten in meinem bunten Teller und schüttelte eine goldene Nuß, kriegte sie aber nicht auf. Ich wollte ihm mein Marzipan schenken. Da lief es weg.”
“Hm, ich weiß nicht, ob Süßkram für Nagetiere so gut ist. Füttern wir sie lieber mit richtigen Nüssen.”
Meine kleine Tochter, sie hat wahrscheinlich geträumt. Aber darum geht es nicht. Wir verwarfen gesalzene Erdnüsse und fanden eine Tüte Studentenfutter, die den Zweck erfüllt.
“Gib es mir... gib... es...”
Dünnes Fiepsen stört meine Ruhe. Keine Hand voll unscheinbares Etwas, ein buschiger Schweif die meiste Masse, patscht mit zierlichen Pfötchen auf den Deckel des Erdnußbutterglases. Am Frühstückstisch sitzend greife ich zum Messer.
“Dann gib mal her!”
Mit der anderen Hand nehme ich das Glas, drehe den Deckel los, bestreiche eine Scheibe Toast und schneide ihm eine Ecke ab. Das Hörnchen hat sich schon den größeren Rest vom Brot geschnappt und zerrt daran herum, ohne zu fressen.
“Wir haben auch ganze Nüsse.”
Bedächtig schütte ich eine Auswahl Studentenfutter auf den Tisch. Es greift nach einer Baumnuß und beschnuppert sie. Dann sieht es mich an.
“Frische Nüsse wachsen erst wieder im Sommer.”
“Nicht genug” höre ich sein ersterbendes Stimmchen.
“Wir mußten ein paar Büsche wegmachen”, gebe ich zu und denke reumütig an den Walnußbaum, den ich gefällt habe, um die Auffahrt zu verbreitern.
“Büsche...” räuspert es sich.
“Unsere Nachbarn kriegten kaum noch die Kurve in ihr Carport. Älteren Leute ist man behilflich.”
Natürlich predige ich tauben Pinselohren. Was scheren sich Nagetiere um die menschlichen Wegeverhältnisse.
“Na schön, im Frühjahr bepflanze ich unseren Garten neu. Brauchst mir bloß zu sagen, was du willst.”
Wie das? Wahrscheinlich mache ich nur leere Versprechungen. Der Rasen darf nicht verkleinert werden, sonst taugt er nicht für Ballspiele. Im Buschwerk gehen die meisten Federbälle verloren.
“Ah... tu das...” weg ist es.
Am Morgen fühle ich mich ausgeruht.
Neben der Einfahrt lag ein kleines kaltes Knäuel tot im Schnee. Mein Töchterchen erkannte es sofort wieder. Unter einer losen Platte hat sie das Hörnchen in einer Zigarrenschachtel beerdigt. Im Frühjahr wird sie mir helfen, neue Haselnußsträucher zu pflanzen. Wir suchen auch den Platz für einen Nußbaum gemeinsam aus, dessen Blätter dann jeden Herbst weggefegt werden müssen.
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