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Da ich in Kürze meinen Account löschen lassen werde, entferne ich meine Gedichte. Eine sozial verträglichere Lösung sieht das Forum nicht vor. - Um eure Kommentare tut es mir leid.
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RE: Der Spalt
in Düsteres und Trübsinniges 16.12.2010 11:49von Rubberduck • | 558 Beiträge | 558 Punkte
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Es geht um Fantasie, liebe Bärbel,
bzw. um deren Ausleben in einer beschränkten, hermetisch verschlossenen Welt.
Und in jenem wilden Paradies können auch Tapire fliegen.
Grüßle
Pista
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RE: Der Spalt
in Düsteres und Trübsinniges 16.12.2010 16:42von chip • | 433 Beiträge | 461 Punkte
Zitat
Erhoffte mir herrliche Welten
Und lebte im Schiefergebirge -
Die Felswände hoch
Nur einmal erschloss sich der schwarzgraue Riese
Und zeigte mir magische Reiche -
Das Grün voll des gierigen Lebens
Ein fliegender Tapir krümmte den Rüssel
Als grüße er heiter mich staunende Närrin
Wollte hinaus – du aber nicht
Hallo Vera, der Text hat irgendetwas...metaphysisches.
Erhoffte "herrliche Welten" lese ich als Ausdruck einer männlichen Vorstellungswelt: eine Felsregion paßt
gut ins Konzept. Erstaunlicherweise hält der magische Riese - eine Idee von Integration der archaischen
weiblich - männlichen Beziehungsdynamik - saftiges Grün bereithält, wenn er sich erschließt.
Die Vegetation habe ich immer als weibliche Seite der Schöpfung aufgefaßt. Zu eng?
Der fliegende Tapir grüßt als Fabelwesen, welches helfen kann, solche engen Begriffe zu überwinden,
während das männliche LD dem steinigen Reich verhaftet zu sein scheint, starr, wirkt wie ein Hemmschuh.
Oder müßte auch der Riese mitgehen?
Der Text ist nicht so einfach, wie er auf den ersten Blick scheint. Gerne gelesen. chip
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RE: Der Spalt
in Düsteres und Trübsinniges 16.12.2010 19:58von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hallo Pistacia Vera, ja, die Szenerie gefällt mir auch.
Aus anderem Blickwinkel gelesen, erscheint der Riese als Türoffner für die Welt, wie sie in gutem Sinne herrlich sein könnte. Jenseits der Steine wächst grasgrün das Leben. - Nur wie kommt man da hin?
Ein rüsseltragender Tapir, (wegen seiner Phallussymbolik männliches) Sinnbild des pantastischen Höhenflugs
über die Beschränkung des Gebirges (z. B. täglicher Anforderungen?), zeigt Möglichkeiten einer kreativen geistigen Überhöhung auf jenseits der tristen Realität.
LI macht es am LD fest, das angeblich nicht will. Wir glauben doch immer, es liegt alles nur am Anderen.
Aber dieser heitere Gruß hat auch ein bißchen Flirtcharacter, das kommt besonders bei mir an.
Solche Texte begreife ich nie als eine Kampfansage, sondern nehme deren Allgemeingültigkeit auf. Denn das lyrische Du hat in aller Regel das andere Geschlecht. LI und LD können als die beiden Seiten unseres inneren Dialogs Zwiesprache halten.
Wir sind leider keine Riesen und die Sache mit dem Fliegen über wir noch.
Ja, diesen phantastischen Touch mag ich wohl leiden. mcberry
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Liebe Chip, liebe/r McBerry.
für diese bildschönen Auslegungen kann ich nur artig danken und auch für die Mühe, die ihr euch damit gemacht habt. - Ich freue mich besonders, dass die Möglichkeit eines inneren Dialogs in Erwägung gezogen worden ist, denn genau darum handelte es sich im Entwurf. - Während der Bearbeitung entwickelt ein Gedicht ja sein Eigenleben (jedenfalls bei mir), so dass sich dann noch andere Möglichkeiten erschließen.
Aber ob ich eine Riesin oder eine vertrollte Gnomin bin, kannst du gar nicht wissen Mac!
Jedenfalls gigantische Grüße
Pisca
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RE: Der Spalt
in Düsteres und Trübsinniges 17.12.2010 12:42von otto • | 637 Beiträge | 645 Punkte
Liebe pistacia!
Lange zurück liegt eine Reise nach Korsika. Nach einem Gewitter in den Bergen, wo Donner, Blitz und Regen uns ( Tochter, Frau und mir) eine Endzeitstimmung aufzwangen, brach der Himmel wieder auf, die Wolken rissen nach beiden Seiten wie ein Theatervorhang, und um uns glänzten Berge metallisch frisch, ein breiter Bach entlud sich neben dem Bergpfad ins Tal. Wir ließen uns Zeit, aßen und tranken ein Stück vom harten Ziegenkäse, eine handvoll Oliven, schöpften Wasser aus dem Bach, der sich wieder schnell beruhigte. Die Sonne wärmte und erhitzte uns gleich so, dass ich mit der sechsjährigen Tochter in den gut zwei Meter tiefen Bach eintauchte, der gut sechs Meter breit war. Und wie wir schwammen verbarg sich nur knapp unter der Wasseroberfläche eine lange schiefrige Schneide, die mir die Hüfte aufschnitt. Nicht tief, ohne Schmerz, doch heftig blutend. Es war für uns beide knappes Entkommen.
Schiefergebirge, es scheint wie ewig im Grau, doch es lagert seine scharfen Steinmesser vielfach, weiß sich zu ändern.
Herrliche Welten haben sich oft dem später Enttäuschten versprochen. Versprechen, wie haltende Wandungen, Zuflucht sich anzuvertrauen. Da ist das Vertrauen süßes Gift sich einzulassen, doch kommt Vertrauen erst, und dann die Erfahrung? Ja, reisen zeigt Wunder, und Gier ist die Schwester der Maßlosigkeit.
Der Tapir scheint wenig, wahrscheinlich garnichts zu wissen über die Fremde, die es natürlich nicht nur mit ihrer blühenden Phantasie schaffen wird der Kraft des Gegenüber zu entsagen, auf sie zu verzichten, ihr zu entkommen.
Nicht klar ist mir, ob sich das Närrische im Bleiben oder im Wegwollen zeigt.
"Wollte hinaus- du aber nicht",
das scheint eine mindestens auf Zeit geltende Endgültigkeit zu bezeichnen, als gebe eine nach, doch nicht ohne
den Wunsch nach Veränderung entgültig aufzugeben. Ermangelt es hier der Kraft für eine gewollte Entscheidung?
" du aber nicht"
zeigt eine emotionale Konfrontation, die weiter im status quo bestehen bleibt.
Die nicht bleiben will, sie erscheint stark, doch nicht stark genug, durchaus tolerant, aber mit zurück genommenem
Selbstbewußtsein. Doch bei was oder wem will sie nicht bleiben? Ist hier eine Person gemeint, die sie dominant eingrenzt oder ein Leben, das sie schließlich desillosionierte ? Oder eine Lebensweise. Jedenfalls wird in der ersten Strophe von enttäuschter
Hoffnung geschrieben. Was wurde erwartet, dass der Berg nicht gebar als er kreißte? Wohl keine Maus.
Ein häufig vorkommendes Thema, gut vorgestellt.
Liebe Grüße, otto.
P.S.:
Der Tapir taucht auf wie ein warnender Grenzwächter des bedrohlichen "Dahinter" eines Panoptikums der Wünsche und Träume. Ein freundlicher Warner, ich erinnere solche Flugwesen aus Märchentrickfilmen. Märchen als Trick für
eingepackte Träume. Tapir, auch ein bißchen ( fliegen ) Teppich wie Drachen ( kein Feuerdrachen, einer aber mit
Doppelgesicht : fressen Tapiere nicht Ameisen, soziales Kleingetier aus versteckenden Gängen? Heiter ? Der Tapir, ein schelmischer Ablenker, der gleich vorbei und weg ist...
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Ach Otto,
wenn es hier Punkte für besonders gelungene Kommentare gäbe, hättest du bestimmt schon viele eingesammelt. *lächel - Der erste Teil deiner Anmerkung passte gut in die Kurz-Prosa, ohne Wenn-Und-Aber. ---
Schiefer wirkt auf mich unglaublich faszinierend, weil auf ihm eigentlich nur Flechten gedeihen. - Du wirst ihm also in meiner Lyrik noch öfter begegnen.
Pista
P.S.: Warst du eigentlich anderenortes mal als Walfisch unterwegs? Oder ist diese Frage jetzt indiskret?
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RE: Der Spalt
in Düsteres und Trübsinniges 11.09.2011 18:34von otto • | 637 Beiträge | 645 Punkte
Liebe vera p.!
Eine noch offene Frage: nein, sah nie einen Wal. Doch Haie, viele Haie. Eines Tages berührte mich einer im Sydneyer Hafenbecken, dachte ich, war eine Portugiesische Galeere, mit 25 Metern langen Tentakeln. Mein Bein war noch dran.
Doch es brannte höllisch. Da meinte ich, dass es auch die Würfelqualle sein konnte. Es war die Galeere. Ich durchschwamm den Hafen inmitten von auslaufenden Schiffen. Auf der anderen Uferseite angekommen rannte ich, nur mit einer Badehose bekleidet, zurück über die Hafenbrücke. Es war Nacht geworden, als ich endlich wieder am Stein war, an dem ich eine Ratte beobachtet hatte, die einen toten Fisch skelettierte. Es war der Tag, wo ich im Stahlwerk in Port Kembla ( in der Nähe von Sydney ) während der Nachtschicht sah, wie Aristoleles, der kleine freundliche Grieche, von Stahlblechen in drei Stücke zerschnitten wurde und in nur Sekunden verblutete.
Ich wollte Dir nach unserem Zerwürfnis eine EMail schreiben, aber das Fenster ging nicht auf. Ich meine, dass wir uns viel zu sagen haben. Ich weiß nicht, ob Du diese Antwort auf deine Frage lesen wirst. Es wäre schön.
Liebe Grüße,
otto, der dich und deine Arbeit schätzt.
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Lieber Otto,
es gehört eine gewisse Größe dazu, sich nach einem kleinen Disput auf diese Weise zu Wort zu melden:
Zitat
otto, der dich und deine Arbeit schätzt.
´
Danke schön!
Sehr herzliche Grüße
pista
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RE: Der Spalt
in Düsteres und Trübsinniges 11.09.2011 20:35von otto • | 637 Beiträge | 645 Punkte
Danke, Du Schiefergraue.
Ich möchte Dir gerne einige Hintergründe erhellen. Aber das Forum setzt Begrenzungen. Wie gesagt, ich kann
Dich nicht persönlich erreichen. Was soll ich also machen?
Jedenfalls habe ich mich über Deinen Kommentar gefreut. Er gibt mir Kraft für die kommende Woche. Hier geht gerade ein Gewitter nieder. Der Himmel will den trockenen Rasen besuchen. Wurzelarbeit für den Regen. Zuweilen
wird das nur allzu Normale monströß. Jeder Spalt kann durchlassen.
Liebe Grüße,
otto, hinten wie vorne. Hm.
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Danke. Auch hier ist die Autorin nicht das Gedicht.
Mir persönlich sind Depressionen eher fremd, habe aber oft mit Depressiven arbeiten müssen. - Da lobe ich mir einen aggressiven 16jährigen männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund ...
Liebe Grüße
pista
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hatte ich auch nicht so aufgefasst, liebe Pista. meine Äusserung wa eher allgemein auf den Spalt, als Titel sehr glücklich gewählt, bezogen.
LG von Marlene
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