Genossen Freizeitlyriker! Ich prääääsentiere heute, hier und ohne Gewehr die Interpretationen unserer Wortsportler zum Klimawandel.
Bei Don wird ein grillbegeisterter Palmenfreund jäh vom Golfstrom im Stich gelassen; Joame und Erik konzentrieren sich auf die möglicherweise katastrophalen Folgen menschlichen Tuns oder Unterlassens; Hazel und AB nutzen die Gelegenheit, um aus dem Leben von big Apoll & Luftikus zu berichten. Schöne Beiträge, sehr vielfältig. Abstimmung bis morgen früh 8:00. Dann könnt ihr die Woche gleich mit einer kleinen Gemeinheit beginnen.
Sommerträume von Don Carvalho
Den Klimawandel konnt ich kaum erwarten,
und hab dafür auch einiges getan.
Studierte jeden Tag die Wetterkarten
und folgte enthusiastisch meinem Plan
auf Palmenflair in meinem kleinen Garten
und Südseefeeling gleich am Schlachtensee.
Die Grillsaison sollt schon im Winter starten,
vergessen wollt ich Hagel, Eis und Schnee.
So ließ ich Tag und Nacht die Lichter brennen,
die Wärmedämmung flog schnell wieder raus.
In meiner Freizeit fuhr ich Autorennen
und währenddessen hoffte ich auf Staus.
Ich hab's geschafft, nunja, mit Eurem Beistand;
das Klima brachten wir zuletzt zu Fall.
Die trockene Sahara ist jetzt Farmland,
in Holland spielt man nur noch Wasserball.
Doch hatte ich zuvor noch nie vernommen,
dass auch der Golfstrom graduell versiegt.
Nun ist statt Sonne Eiszeit angekommen,
der Permafrost hat dauerhaft gesiegt.
Statt Palmen wächst bei mir jetzt nur noch Raureif,
am Schlachtensee läuft Holiday on Ice.
Beim Grillen werden mir die Finger froststeif
und unbezahlbar ist der Kohlepreis.
mehr von Erik R. Andara
bedarft bedürfte mehr
wann wurde aus sehnen gier?
nach noch mehr wächst nichts
mehr als genug
trugen wir auf unseren inseln
wasser mit löchrigen eimern zum meer
mehr hieß es dann romantisch mehr
so ertrinkt dann morgen schon
die arktis in weissen hortensien
und die sonne scheint hierauf
mehr
nur nicht mehr
für uns
Treibhauseffekt von Arno Boldt
Im Treibhaus war's mir nie zu voll,
da alles, was ich dringendst suchte,
dort auch fand - zu jeder Zeit!
Sie nannten mich the big Apoll,
wenn ich gar leidenschaftlich schmuste;
Lieder sang - so episch weit!
Der Schweiß entrann mir überall.
Im Innern aber füllte Freiheit
mich. Sodann war alles prima!
So mancher Freier kam zu Fall,
wenn er sich hingab seiner Geilheit.
Ich genoss mein eig'nes Klima.
Akrasia von Hazel
Ab Morgen gilt der heilige Beschluss:
Ich schlachte meinen inner’n Schweinehund!
Man nannte mich zu oft „den Luftikus“,
der achtlos lebt und viel zu ungesund.
Statt Totenschlaf und Zigarettenrauch
gibt’s ab sofort Salat und täglich Sport.
Für Wohlbehagen und den Waschbrettbauch
geb’ ich euch feierlich mein Ehrenwort.
Mit Mitgefühl als wahrer Philanthrop
betrete ich die neue Reifezeit.
Der Lebenslust mach’ ich bedacht den Hof
und werde flink ein Freund der Leichtigkeit.
In Indien, Peru und Afrika
will ich mich bilden, immer offen sein,
mich kulturell erweitern, lebensnah
misch’ ich mich munter unter Groß und Klein.
Dann suche ich erhellte Welten ab
nach meiner Liebe, nehm’ sie mit nach Haus.
So zick-zack, tick-tack wird die Zeit bald knapp.
Bis Morgen dann – ich trink’ noch aus.
Klimawandel von Joame Plebis
Sie schlagen der Erde die blutigsten Kerben,
und ihr Egoismus er klebt am Verstand,
es gibt kein Gewissen, was Nachfolger erben:
viel Müll, viel an Strahlung, Gift Asche und Brand.
Die treibende Kraft ist wie immer das Geld,
um das zu vermehren, wird mehr noch entfacht,
zerstört werden Gene auf Äckern und Feld,
durch Brandrodung Wälder zu Wüsten gemacht.
Die Eisberge schmelzen hinein in die See,
sie drängen das Wasser der Meere ins Land,
das alles durch uns, durch Taten und Hand,
Zerstörung ist des Menschen Metier.
Und hätten wir einen zweiten Planeten,
er könnte nicht lange bestehen,
Die Rasse Mensch ließe für Moneten,
auch diesen zugrunde gehen.
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