#1

Kleiner ornithologischer Zyklus (reanimiert)

in Natur 01.08.2010 19:57
von Landloper | 333 Beiträge | 333 Punkte

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zuletzt bearbeitet 09.12.2010 08:44 | nach oben

#2

RE: Kleiner ornithologischer Zyklus (vom Autor entfernt)

in Natur 13.08.2010 14:46
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

hallo Landloper

Zitat von Landloper
Unbeachtete Textleiche beerdigt.

das stimmt einfach nicht. der Text hatte sicherlich viele Leser. und vielleicht haben diese Leser auch einen Kommentar abgeben wollen, so wie ich, der eine Woche lang bereits daran schreibt, haben aber die Lust dazu verloren, oder den Mut, bei der Beerdigung. oder sie haben den Text einfach nimmer vor Augen oder im Gedächtnis.
das kann mir aber nicht passieren .

Zitat von Landloper
Blauracke 



Mein Vater noch hat dich geseh’n,

Blauracke, dich,

Wie du vormals flogst durch die Wälder

Jenseits des Kahlschlags dort drüben,

Wie du balztest in taumelndem Flug

Über sonnenbeschienener Lichtung.

Blauracke, dir

Bin ich dort niemals begegnet.

Dein Krächzen? Es passt nicht mehr her,

Wurde abgelöst eh’mals vom Quietschen,

Vom Jammern der Bagger und Bänder,

Die den Sand fördern, der schon längst

Ins Getriebe der Welt ist geraten und knirscht.

Blauracke, du,

Du weißt es, drum sage mir doch:

Wie lang wird die Welt sich noch dreh'n?

Bleibt nachmals sie knirschend steh'n?


gefällt mir nach wie vor sehr, wie durch diesen Text ein vermisster Zauber besungen wird. die Blauracke titelt hier stellvertretend für viele weitere Spezies des artenarmen Mitteleuropa. seit wievielen Generationen fehlt der Waldrapp? wo vegetieren noch Trappen, Wachtelkönig, Kornweihe und Schwarzstorch? die waren aber alle noch nie so vermisst worden wie der allseits bekannte weiße Adebar zum Beispiel.

es ist richtig dass Lücken hinterlassen werden, im Erleben und in der Vielfalt. ich kann mich erinnern dass ich bei der ersten Rezeption, vor vier Jahren, Bedenken hatte, ob das lyrisch Besungene nicht vielleicht nostalgisch überfordert wird. ich hatte damals von "nostalgischer Kurzsichtigkeit" gesprochen. das nehme ich wieder zurück. nicht nur weil ich älter geworden bin.
denn ja, es ist und es bleibt besser den Kindern Kiebitze und Rotmilane zu zeigen, solange noch welche da sind. schwindende Lebensräume (und dies impliziert auch wenigerbesungene Ödlandschrecken, Unken und Distelfalter) lassen nun mal in einem Landstrich in dem der Dachs das gefährlichste Raubtier ist, keine passableren Antworten zu. und zum Kuckuck, ja, mit der Nostalgie. woher sollten die jungen Gören auch von Racken wissen wenn es ihnen niemand erzählt oder schreibt. also bleibt es natürlich legitim.

Klimaveränderungen und Entvölkerung gewisser Landstriche lassen ja eh auf ein revival von Blauracke, Bienenfresser, Raubwürger und Co. hoffen. vielleicht sollte man sich solange mit Blutspecht, Alpensegler und Hausrotschwanz trösten und globale Zusammenhänge nicht aus den Augen verlieren. jedes öde Eiland von Krakatau ist wieder von Federviechern bevölkert worden und jede Industriebrache in unserer Nähe zieht magisch Stieglitze und Sumpfrohrsänger an. mögen uns solche Stimmen stetig aufhorchen lassen, uns und unsere Kinder.



Zitat von Landloper
Dort drüben

Dort drüben

war alles so schön.

Dort drüben da hab ich geseh’n

Wiedehopf dich,

und Wendehals,

dich Grauammer, Brachvogel,

Wiesenpieper,

Kiebitz, Raubwürger,

Wachtelkönig. 

Und hier,

hier herüben?

Amselhahn, du,

du flötest mir zu,

beginnst schon am Morgen,

singst mittags und abends,

versuchst zu ersetzen,

bis spät in die Dämmrung,

was nie mehr erklingt:

die Rufe von drüben,

die Sehnsucht nach Ferne

und Nähe im Hier.

schöne Idee mit dem ornithologischen Zyklus. das gefällt mir.
der Text passt gut dazu. sein highlight ist mir definitiv der Paarreim mit dem angerufenen Amselhahn. ja, so müssen Oden klingen!
unschön finde ich den trivial wirkenden Einstieg (vor allem wegen der zweiten Zeile). vielleicht lässt sich ein Ersatz finden für das "so schön". oder langt es schon wenn man das "so" streicht? ja, vielleicht.

Zitat von Landloper
Sommer

Jetzt, da die jungen Pirole wieder

gegenüber in der hohen Birke sitzen

und fürchterlich schreien,

täusche ich mich darüber hinweg,

dass der Frühling 

von Jahr zu Jahr stummer wird,

auch der Sommer,

obwohl die jungen Pirole wieder

gegenüber in der hohen Birke sitzen

und fürchterlich schreien.

hier aber, eine vorbildliche Umsetzung der Thematik. hier stört nichts, keine Nostalgie, keine Trivialität. hier darf die nackte Beschreibung in reiner Jetztzeit präzise Bilder aufleben lassen. das funktioniert hervorragend. und ja, das kann fast nur Poesie, mit ihren Werkzeugen: Wort, Wiederholung, Zeile, Umbruch, Lautmalerei, Assonanz, Kadenz und so fort. und das funktioniert hier so gut, dass ich mir sicher bin, auch jemand der noch nie einen Pirol gesehen hat, ja, selbst derjenige, kann das Geschrei hören.



(Ergänzung zu den anderen Texten folgt)

und nochmals Danke für die Veröffentlichung.

Gruß
Alcedo


e-Gut
zuletzt bearbeitet 13.08.2010 15:04 | nach oben

#3

RE: Kleiner ornithologischer Zyklus (vom Autor entfernt)

in Natur 13.08.2010 16:04
von Landloper | 333 Beiträge | 333 Punkte

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zuletzt bearbeitet 09.12.2010 08:45 | nach oben

#4

RE: Kleiner ornithologischer Zyklus (vom Autor entfernt)

in Natur 13.08.2010 18:37
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

es ist ja nicht nur für mich, Landloper. es gibt/gab hier im Forum auch andere Liebhaber solcher Naturlyrik und Schreiber. Erebus zum Beispiel (ich weiß nicht ob du ihn kennst) und andere könnten sich wieder animiert fühlen hier zu schreiben. und dafür ist so ein Forum doch da, damit wir alle unsere Steckenpferde miteinander grasen lassen können.

bitte stell doch den Text wieder ein
Alcedo

edit:
Danke!


e-Gut
zuletzt bearbeitet 13.08.2010 18:45 | nach oben

#5

RE: Kleiner ornithologischer Zyklus (vom Autor entfernt)

in Natur 13.08.2010 18:44
von Landloper | 333 Beiträge | 333 Punkte

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zuletzt bearbeitet 09.12.2010 08:45 | nach oben


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