risse im asphalt, wie lange ist hier schon keiner mehr
lang gefahren. das leben begann woanders neu,
die vögel bauten ihre nester in friedlicheren bäumen.
wer wollte es ihnen verdenken, bei all den salven.

die zeit ritzte ihre zeichen in den belag, auf dem er
einst nach westen flüchtete, vertrieben mit nichts
als kleidung auf der haut, dem nötigsten im koffer.
bei eisenstein riss ihm der wind die kappe vom kopf.

steht er heute am stadtbrunnen von winterberg,
starrt ihm immer noch totes wasser entgegen.
die namen auf dem türschild seines geburtshauses
haben einen fremden klang - er flieht noch einmal.

Hallo Perry,

limitierende historische und geographische Unkenntnis der Region legt mir irgendwie Manschetten an, mich inhaltlich mit dem Text zu befassen. Deshalb halte mich zunächst mal an der Form fest:

Die zweite Strophe wartet mit einer irritierenden Satzstellung auf: Läßt sich mit Kleidung ein Junge vertreiben? Juckpulver? War das Nötigste im Koffer ein Knüppel aus dem Sack? Der Wind bei Eisenstein stört in diesem Zusammenhang das Textverständnis, denn auch eine Kappe ist Kleidung. Hilft der Wind dem LI sich zu befreien? Natürlich nicht...

Schon klar, wie es gemeint ist, aber wegen solcher Ungereimtheiten funzt dieser Text nicht.
Auch folgt die Fülle angerissener Bilder keinem Faden. - Jetzt bin ich doch bei Inhalten angelangt.

Zurück zur ersten Strophe: Wenn so lange kein Mensch mehr da war, wie friedlich brauchen es unsere gefiederten Freunde denn?
Bestimmt sollte ich hier mehr wissen, aber wahrscheinlich scheitern noch andere einfache Gemüter am Text.

Die dritte Strophe verstehe ich genausowenig. Warum geht der Junge nach Winterberg ins Rothaargebirge? Wenn es ihm da nicht gefällt, zieht er eben weiter, warum flieht er noch einmal? Vor der Fremde zu fliehen, treibt einen Exilanten endlos um. Ist Heimatlosigkeit das Thema des Gedichtes? Es wird mir nicht deutlich.
Kannst du mit etwas Heimatkunde aufwarten? Tut mir leid, wenn dich mein Kommentar frustriert. Bin halt nicht klüger... LG mcberry

Hallo mcberry,
hier irrst du tatsächlich herum, wie dein Insekt auf dem Bildschirm.
Es gab in unseren Breitengraden einige Vertreibungen, hier ist die der Sudetendeutschen aus Tschechien am Ende des zweiten Weltkrieges gemeint. Ich denke, der Böhmerwald ist ausreichend, um nicht das namensgleiche Winterberg im Rothaargebirge ins Spiel zu bringen.
Die angesprochenen Bildfehlbezüge liegen natürlich im Rahmen exzesiver Auslegung, folgen aber nicht dem normalen Lesen im Kontext. Ich werde prüfen, ob ich etwas eindeutiger formulieren kann.
inhaltlich geht es um die Erkenntnis, dass Heimat kein festes Gut ist, in diesem Fall unwiederbringbar.
Danke für dein interessiertes Nachfragen und LG
Perry

Hi Perry,

also das war kein konstruktiver Beitrag meinerseits? Dann fühle ich mich auch nicht wohl dabei, die Dinge so zu belassen. Leider kommen prosanahe freie Zeilen um eine korrekte Bearbeitung der Realebene meist nicht herum, was Literatur auch mit der Wirklchkeit gemeinsam hat. - Zumindest las ich noch keine surrealen Texte von dir.

Einfache Verneinung könnte das Problem doch in der Sache lösen. - das leben kehrte nicht zurück, während ruhe risse in asphaltlagen zeichnet. als ob noch der nachhall jener salven vertrauen erschüttert.

Die zweite Strophe braucht nur sehr wenig Umstellung. er hielt nur das nötigste im koffer. nach westen vertrieben fuhr ihm der wind in die kleider, entriss seine kappe bei eisenstein.

Gibt es mehrere winterliche Bergzüge, läßt sich damit nicht auch mehrdeutig umgehen? das winterberg einer verfremdeten heimat klingt unbekannt wie neue namen auf dem türschild

Damit lasse ich es jetzt gut sein und wende mich anderen (Streit)Objekten zu. LG mcberry

P.S. der Avatar stammt aus einem verlassenen Winkel dieses Forums. Nun warte ich schon einige Zeit darauf, daß der frühere Besitzer sich meldet und sein Insekt wieder haben will. Bis jetzt, Fehlanzeige. Soll ich die Fliege einfach aussetzen?

Hallo mcberry,
ich weiß, eine meiner lyrischen Schwächen ist, dass ich meine Geschichten zu geradlinig erzähle und deshalb gern als Kurzprosaschreiber abgetan werde. Ich bin durchaus bemüht durch lyrische Stilmittel wie Enjambements oder klangliche Einlagen, da etwas mehr Lyrik reinzubringen, aber das klappt vorallem bei so starke Aussage bezogenen Texten wie diesem eben nicht immer. Deine Bild- und Inhaltsverschachtelungen sind gewiss ein möglicher Ansatz, den ich mir gern durch den Kopf gehen lasse. Danke dafür.
LG
Perry
PS: Wenn ich meinen Bildschirm kaputtmache, weil ich nach deinem Insekt schlage, schicke ich dir einfach die Rechnung.

Bitte sehr, vor der Rechnung ist mir nicht bange.

Amtierende Workoholics brauchen nicht viel im Leben: Papier und Bleistift decken alle Hobbies ab. Ein Laptop kann ich bestimmt von der Steuer absetzen; die Fritzen vom FA werden jährlich netter zu mir. Würde ich nicht von wenigen verbliebenen Getreuen u.a. als Tütenträger für die Einkaufstour trainiert, müßte ich sicher chronische Rückenschmerzen vom Stubenhocken behandeln lassen.

Aber ich bin ja froh, wenn du mir nicht mehr böse bist.

Und wenn ich dazu nur den Avatar wechseln muß, nehmen wir mal die Grubenlampe.
Solange ich Bildchen einbinden will, darf der Avatar damit nicht konkurrieren. Subtilere Zeichnungen als diese Untertageleuchte erlaubt paint unter windows nicht ums Verrecken. Andere Grafikprogramme hatte ich leider noch keine Gelegenheit auszuprobieren. In die Technikabteilung lassen sie mich unverständlicherweise selten ohne Begleitung. Lg mcberry

Hallo Mcberry,
na ist doch nett die Grubenlampe, auf dass uns ein Licht im Dunklen leuchte.
LG
Perry