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Hommage an P.C.
in Düsteres und Trübsinniges 27.07.2010 19:35von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Bist du allein? Stelle die Staubblüte
in die Vase trockenster Wüste. Hör auf den Bruder,
er spricht Worte aus, die draußen lebendig
getarnt in deinen Träumen an den Kletterästen hangeln.
Er sieht deine verblassten Blumenblätter erstarren,
wie du dem Schwan Krumen wirfst,
der Hexagone der Kälte auf dem Schnabel balanciert;
nur mit dieser Kühlung erlebt er das Sommerende.
RE: Hommage an P.C.
in Düsteres und Trübsinniges 27.07.2010 22:33von Kjub • 498 Beiträge | 499 Punkte
hallo hannes, ich gebs auf: keine ahnung wer P.C. sein könnte. ich vermute mal ein dichter, das passte zu dem von rätselhaft zu kryptisch changierenden gedicht. zumindest sagt mir das meine leseerfahrung mit einigen hommagen von dichter zu dichter.
der anfang ist gut, die ersten beiden zeilen find ich richtig stark. eine kurze frage, die den leser auf sich selbst zurück wirft, dann eine knappe anweisung. das wirkt. ich schlage vor Stell zu schreiben, das klingt knapper und befehlender als Stelle.
danach wirds mir ehrlich gesagt zu kryptisch, mit zuvielen einzelbildern, die teilweise (Kletteräste; der Schwan) aus der luft gefallen wirken und sich in meiner lesart zu keiner schlüssigen szenerie fügen.
vorschläge:
Zitat
getarnt in deinen Träumen an den Kletterästen hangeln.
getarnt in Träumen an Kletterästen hangeln (so wärs reduziert ohne den sinn zu entstellen... in meiner lesart.)
Zitat
der Hexagone der Kälte auf dem Schnabel balanciert;
er balanciert Hexagone der Kälte auf dem Schnabel (dann hätteste die unschöne "der"-dopplung nicht drin.)
hm, da fällt mir auf, dass "er" ja schon belegt ist, vom bruder. wie wäre es, wenn du einfach nur der Kälte auf dem Schnabel balanciert schriebst? auch wenn du hexagone zu mögen scheinst, sind sie hier meines erachtens nicht unbedingt nötig.
grüße
kjub
RE: Hommage an P.C.
in Düsteres und Trübsinniges 01.08.2010 23:50von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
RE: Hommage an P.C.
in Düsteres und Trübsinniges 02.08.2010 08:48von Kjub • 498 Beiträge | 499 Punkte
Ein Phänomen, das mir ab und an begegnet - meist scheint es denjenigen gar nicht bewusst zu sein - ist der schlechte Stil, über Menschen zu reden, anstatt mit ihnen. Ich denke wer kritisiert sollte dem Kritisierten in die Augen schauen können, oder ihn hier, wo das nicht geht, immerhin direkt ansprechen.
Guten Morgen Landloper,
ich habe nicht gesagt, das Gedicht sei für mich nicht lesbar, sondern dass es sich für mich nicht zu einem schlüssigen Ganzen fügt. (Tatsächlich habe ich zweimal in meiner Lesart angefügt, obwohl das eigentlich klar sein sollte.) Du solltest schon genauer lesen, was ich geschrieben habe, wenn du mir indirekt eine wortklaubende Schnellkritik unterstellst.
Grüße
Kjub
RE: Hommage an P.C.
in Düsteres und Trübsinniges 02.08.2010 10:02von Kjub • 498 Beiträge | 499 Punkte
Ja, Landloper, misch dich ein!
Zitat
dass ich dich nicht direkt angesprochen habe, liegt daran, dass es nicht um dich als Person, sondern um eine Haltung geht.
Und es liegt daran, dass es um das Gedicht geht.
Ein hübscher Kniff, aber nicht gänzlich überzeugend. Du hast dich immerhin konkret auf meine "Schnellkritik" bezogen.
Ich denke, auch ein erster Eindruck kann wertvoll sein. Dabei schreibe ich unter anderem von gedanklichen Suchbewegungen und etwaigem Unverständnis (das natürlich immer in meiner Lesart begründet sein kann - dafür mache ich um Gotteswillen nicht automatisch den Text verantwortlich) oder mache Veränderungsvorschläge. Konkrete Textarbeit ist ein wichtiger Aspekt der Forenkultur.
Und sei unbesorgt, hier wird niemand rausgeschmissen, ob direkt oder indirekt, wenn er Texte oder Kritikverhalten anderer kritisiert.
Viele Grüße
PS: Denn es sind zwei verschiedene Dinge, das Gedicht als Kunstwerk interpretierend zu feiern oder an an dem Handwerk zu arbeiten, das beherrscht werden will, wenn man gute Literatur produzieren will. Beides soll hier möglich sein.
Hallo Hannes,
der Text hat was. Er lässt sich nicht sofort verstehen und doch ist der Inhalt irgendwie zum Greifen nah. Gerade das ist eine seiner Stärken, finde ich. Dazu kommt die sehr starke Bildsprache, die mich trotz des anfänglichen Unverständnisses festhielt und irgendwie immer noch hält. Ich musste diesen Text auch erst mehrmals lesen, bevor ich unter dem dicken Mantel der Bilder meine ganz eigene Interpretation gefunden habe. Sie wird vll. gar nicht deiner Intention entsprechen, was aber ja auch Nebensache sein sollte.
Ich will dir mal meine Lesart beschreiben.
Eine Staubblüte ist für mich eine ausgeblühte oder ausgetrocknete Blüte, die nur noch die staubigen Pollen in sich trägt. Symbolisch würde ich es jetzt als ein vergangenes Leben deuten. Die Pollen sind die Früchte, die jeder, mehr oder weniger, auch nach seinem Leben noch weitergibt.
Die erste Frage wirft sich mir dann auch sofort zu Anfang des Textes auf: warum sollen diese Früchte in eine Vase trockenster Wüste? In solch wasserarmer Umgebung werden die Blütenpollen sicher nicht fruchten. Sollen sie das vll. auch gar nicht? Sollen sie womöglich mit dem Wind treiben und einfach verschwinden?
Jetzt kommt ein Bruder, den ich hier weniger als einen leiblichen, denn als einen Gleichgesinnten sehe, ins Spiel. Er spricht Worte aus, die der hier angesprochene nur in Träumen wagt/wagte zu denken.
Er sieht die verblassten Blumenblätter des Angesprochenen, die ich auch wieder nur als Symbol für etwas, sicher einst sehr schönes, jetzt jedoch totes (erstarrtes) verstehe. (die Blumenblätter sind übrigens geschickt eingesetzt)
Er sieht, wie dieser einem der stolzesten Tiere, dem Schwan, Krumen zuwirft. Krumen sind nur Krümel, nicht ausreichend, um zu sättigen.
Hexagone, die dieser auf dem Schnabel balanciert, verstehe ich zwar als etwas sehr harmonisches( sechs gleiche Seiten) durch die Hinzufügung der Kälte- werden sie hier aber zu etwas Kaltem.
Das Balancieren deutet womöglich schon darauf hin, dass es dem edlen Tier nur noch so eben gelingt, es über Wasser zu halten.
Durch die letzte Zeile wird das nahe Ende dann auch schon prophezeit.
Dieser Text fesselt auf eine Art, die man nicht wirklich beschreiben kann. Ich meinte zwischendurch etwas Religiöses in dem Text zu erkennen, was ganz sicher durch die Hexagone und diese Textstelle ausgelöst wurde:
Hör auf den Bruder,
er spricht Worte aus
Nach nochmaligem Lesen kam ich aber dann auf eine ganz andere Schiene, nämlich die des altbackenen Schreibers. Ein Schreiber, der sich an althergebrachtem (sprich Reim/Metrik antiquarische Sprache womöglich) hält und ein Bruder, der sieht wie diese, sicher einst sehr schöne und geschätzte, Art des Schreibens, (in der heutigen Zeit seiner Meinung nach aber unangebracht) , das Gegenüber zerbricht.
Und dieses Bild baut sich hier nach und nach immer weiter aus- man sieht den Schreiber- allein- in seinem Stübchen, vor ihm auf dem Schreibpult jede Menge alte Bücher, eine vertrocknete Blume
Sehr schön. Auch wenn du hier ein doch sehr oft bemühtes Thema aufgreifst, du hast es in einer sehr schönen bildlichen Sprache wieder gegeben.
Der Titel bleibt allerdings auch mir etwas schleierhaft. Wer oder was P.C. nun ist, spielt für mich allerdings auch keine Rolle. Vll. ist es der niederländische Dichter Pieter ??, vll. ist es auch dein Nachbar oder noch etwas ganz anderes. Vll. könnte man hier überlegen den Titel als Unterstützung deiner Intention etwas deutlicher zu gestalten.
Einzige Stelle, die ich anfangs etwas irritierend fand, ist:
wie du dem Schwan Krumen wirfst,
im ersten Moment war es für mich ein abwerfen, statt eines zuwerfen. Zuerst kam ich damit nicht wirklich klar, mittlerweile kann ich aber durchaus auch beides einsetzten.
Gern gelesen
L.G. Alexa
Hallo Landloper
Zitat
Nein, ein Fritz bist du nicht! ;-)
Oh, ich kann manchmal auch ein Fritz sein. Kommt ganz auf den Text an, den ich kommentiere.
Danke für deine Gefallensbekundung. Ich bin manchmal doch recht unsicher, ob meine Art Texte zu ergründen immer die Richtige ist. Denn manchmal meine ich mehr zu lesen als der Autor eigentlich geschrieben hat.
Gruß Alexa
RE: Hommage an P.C.
in Düsteres und Trübsinniges 21.08.2010 16:32von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Hallo Landloper,
vielen Dank für Deine Reaktion. Du hast sicher recht, dass man nicht zu schnell an Umbaumaßnahmen gehen sollte. In die Falle bin ich früher einige Male getappt. Deshalb schrieb ich ja auch, dass ich über Kjubs Vroschläge erst mal nachdenken müsse. Generell muss ich sagen, dass mir solche Vorschläge immer willkommen sind, weil sich damit auch für mich oft neue Interpretationsschienen öffnen.
Es grüßt
der.hannes
RE: Hommage an P.C.
in Düsteres und Trübsinniges 21.08.2010 16:43von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Hallo Alexa,
faszinierend, Deine Interpretationen. Da bin ich sehr froh, dass dieses Gedicht alle diese Botschaften transportiert. Auch bei meinen Gedichten geht es mir oft so, dass ich wie bei einer Zwiebel immer mehr entdecke, je tiefer ich einzudringen versuche. Dabei helfen mir dann solche Interpretationen wie die Deine sehr. Ein bisschen hat Lyrik ja auch mit dem Unterbewußten zu tun :). Ich werde alle diesen neuen Möglichkeiten deshalb sehr gerne in Ruhe bedenken.
Hinsichtlich des werfens: Es ist ein wenig gegen den sprachlichen Strich gebürstet, die Auslassung der Vorsilbe läßt aber mehr Deutungsmöglichkeiten, was mir bei diesem Gedicht zu passen schien.
P.C. steht übrigens für Paul Celan.
Es grüßt
der.hannes
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