#1

der maler

in Gesellschaft 30.04.2010 18:46
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

die pinselführung war nicht mehr so sicher
wie früher,
vor allem das licht schien blasser zu sein.

vielleicht lag es an der nachlassenden sehkraft
oder daran,
dass ihn seine muse verlassen hatte.

zuletzt malte er nur noch aus der erinnerung,
sagten jene,
die seine bilder für sonnenaufgänge hielten.

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#2

RE: der maler

in Gesellschaft 30.04.2010 19:47
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hallo Perry,

das scheint gerade für mich geschrieben zu sein. Wie schön, sich in deinen Zeilen wiederzufinden.
Das in sich geschlossene Thema der Verse und ihre gekonnt gefügte Form, die Gedankenfolge so
selbstverständlich, daß die Worte leicht wirken, wie locker einhergesprochen. Klasse. LG mcberry

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#3

RE: der maler

in Gesellschaft 30.04.2010 20:13
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo mcberry,
ja es ist manchmal schon schlimm, wie Künstler oft von ihren "Bewunderern" vereinnahmt, quasi entpersonifiziert (blödes Wort) werden und nur noch als Gegenstand ihrer Spekulationen dienen. Wohl dem, der rechtzeitig seine Biografie "selbst" geschrieben hat.
Danke fürs Klasse und LG
Perry

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#4

RE: der maler

in Gesellschaft 01.05.2010 12:26
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

hallo perry,

ein text, der eine weite projektionsfläche auch für so schlichte gemüter wie das meine
bietet, ist deswegen gewiß nicht schlechter.
einmal losgelassen haben alle diese produkte - wie auch bilder - ihr eigenes schicksal.

zum beispiel: wenn eine studie geometrischer figuren ihrer kreise und dreiecke wegen
als nackttanz mißverstanden wird, und der erwerber hängt sich den quatsch erfreut
über`s bett, soll ich da beleidigt sein oder drüber lachen?

dich blödsinnig anzumachen war das letzte, was ich vorhatte. zerknirscht. lg mcberry

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#5

RE: der maler

in Gesellschaft 01.05.2010 15:21
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo mcberry,
ich bin doch kein Maler und eine Biografie habe ich auch noch nicht geschrieben.
Also nichts Autobigrafisches, sondern eine ganz allgemeine These, die mir beim Umgang mit manchen Künstlern auffällt, wenn sie scheinbar am Ende ihrer schöpferischen Kraft angelangt sind.
LG
Perry
PS: Was hast du gegen Kandinski, ich sehe seine geometrischen Figuren gerne vor meinen Augen tanzen.

zuletzt bearbeitet 01.05.2010 15:22 | nach oben

#6

RE: der maler

in Gesellschaft 03.05.2010 19:21
von Kjub • 498 Beiträge | 499 Punkte

hi perry, diese atmosphärischen Zeilen gefallen mir. Zwei Anmerkungen:

Zitat
die pinselführung war nicht mehr so sicher
wie früher,
vor allem das licht schien blasser zu sein.



die dritte Zeile wirkt wie ein bisschen zu locker hingeworfen. Denn nach diesem vor allem erwarte ich etwas, dass die unsichere Pinselführung genauer ausführt. Ich bin selbst wenig weniger als ein Maler, aber unsichere Pinselführung assoziiere ich nicht mit verblassendem Licht. Wenn seine Sehkraft nachlässt, wäre es logisch wenn er das Licht greller malte. Wie Hörgeschädigte lauter sprechen.

Zitat
vielleicht lag es an der nachlassenden sehkraft
oder daran,
dass ihn seine muse verlassen hatte.



und da finde ich die Muse als Argument unangebracht. Die hier beschriebenen Mängel beziehen sich auf nachlassende Kunstfertigkeit, nicht auf Ideenlosigkeit. Das darf nicht in einen Topf.

Grüße
Kjub

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#7

RE: der maler

in Gesellschaft 03.05.2010 20:50
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Kjub,
aus deiner Sicht hast du vermutlich Recht, doch ich hatte einen etwas anderen Gedankengang.
Die erste Strophe sollte eine Aufzählung von Beobachtungen sein und vor allem das wichtigste Stilmittel der Malerei, das (schwächer werdende) Licht herausstellen.
Die mittlere Strophe beginnt mit einem vielleicht, das heißt, es könnte daran liegen, dass seine Sehkraft nachgelassen oder seine Muse/Inspiration ihn verlassen hat.
Es handelt sich um Spekulationen, derjenigen, die zu wissen glauben, was der Maler ausdrücken will, aber vielleicht malte er zum Schluss auch absichtlich nicht mehr so detailgetreu und lichterfüllt, weil er eher Sonnenuntergänge im Sinn hatte.
Danke für deine Sicht und LG
Perry

zuletzt bearbeitet 03.05.2010 20:52 | nach oben


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