#1

eingeholt

in Liebe und Leidenschaft 26.03.2010 17:24
von Karl Feldkamp • Mitglied | 194 Beiträge | 194 Punkte

fast sommerlich gibt sich der späte märz


sonne blinkt auf überholspuren
voraus eilt kopfschmerz vergessen
rücken drei dimensionen ins schmale bild
umarmen haut abschürfend nichts
als freiheiten bleiben gefangen zurück
hätte gern noch einmal
von an fang an geliebt


fast sommerlich gab sich der späte märz

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#2

RE: eingeholt

in Liebe und Leidenschaft 28.03.2010 15:29
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte

Hallo Karl,

das Gedicht steht unter Liebe und Leidenschaft. Da in dem Gedicht von etwas, das bleibt, die Rede ist, nehme ich an, dass das lyrische Ich hier auf eine vergangene Liebe zurück blickt.
Es befindet sich zu Beginn auf der überholspur. Die Sonne knallt ungewöhnlich stark für den späten März und daher wird es etwas geblendet auf seinen Überholspuren. Hier verstehe ich von der Symbolik die Mehrzahl nicht so ganz. Vielleicht soll das andeuten, dass das Ich mit mehreren Spuren das Gefühl hat, diverse Wege für sich offen zu haben. Das ein Vergessen vorauseilt, scheint das Ich diesem hinterher zu hetzen. Es will also vergessen?
Was auch immer es jedenfalls überholt hat, plötzlich wird es eingeholt von etwas, nämlich von drei Dimensionen. Entweder soll sich die Dreidimensionalität auch etwas reales oder plastisches beziehen, oder es sind wirklich drei einzelne Dinge gemeint, die dem Ich auf seiner Verfolgungsjagt aus dem Blickfeld gerückt sind. Hierfür finde ich für mich aber keine rechte interpretation. "umarmen haut abschürfend nichts". Der Satz gefällt mir ehrlich gesagt nicht, weil er sich mir weder semantisch erschließt noch in seiner Formel irgendetwas in mir auszulösen vermag. Umarmen steht sicher für sich selbst. Hier ist eine Interaktion mit irgendjemandem, einer alten oder neuen Liebe? Die hat aber nichts, was auch immer das bedeuten mag. Da von dem Umarmen nichts abschürfend gehauen wird, wird vielleicht anderes gehauen, dafür micht abschürfend. Das Ich befindet sich ja gerade auf einer Überholspur, ist also voll in Bewegung. Die, der oder das Umarmende muss also die Bewegung mit machen, ist vielleicht das Einholende hier. Ja, so wird es sein. Das ich wird von den drei Dimensionen eingeholt umarmt. Dann kommt es zum "Unfall". Das Ich wird zum Stehen gebracht, tut sich aber nichts. Ist frei, da es nicht mehr seinem Vergessen hinterherjagt und neu seine Richtung und Bewegung wählen kann. Aber es fühlt sich doch gefangen, denn die Bewegung gab ihm ein Gefühl der Freiheit, zumal da ja mehrere Überholspuren wahlweise waren. Und es ist doch dieser warme Frühling.
Nun wäre ja dennoch die Möglichkeit gegeben etwas neues zu beginnen. Da das Ich aber sagt, es hätte gerne noch einmal geliebt, scheint das nicht möglich zu sein. Warum, das erschließt sich mir nicht. Es ist zum Stehen gekommen, es hat seine drei Dimensionen bei sich, die es umarmen. Vielleicht sind die drei Dimensionen ja eine alte Liebe, vor der das Ich flieht und es sucht ja eigentlich eine neue, also etwas, das es von Anfang an lieben kann. Tja, Mist. Jetzt hängt es mit der alten da, die ihm zu unromantisch, da zu real und dreidimensional ist. Das wäre dann meine Interpretation: Ein lyrisches Ich, in einer Bezihung verhaftet, lässt sich von seinen Frühlingsgefühlen hinreißen und will seine alte aktuelle und reale Liebe vergessen, um sich in den Strudel seiner Hormone zu werfen, wird aber von seiner Liebe, vielleicht Mutter seiner zwei Kinder (die drei Dimensionen?), gestoppt, was das Ich sehr bedauert.
Das ist jetzt meine, meiner Meinung nach schlüssige, aber nicht alzu schöne Interpretation.
Das Problem, was ich nun mit dem Gedicht habe, ist, dass es bei dem Beschriebenen Szenario sehr um wallende Gefühle geht, um Verantwortung, Leidenschaft etc., ich davon aber nichts außer so einem verklausolierten Szenario, in dem Gedicht wieder finde. Auf emotionaler Ebene funktioniert der Text bei mir gar nicht. Und so ein Gedicht sollte ja im Idealfall auf mehreren Ebenen Funktionieren. So bleibt es für mich ein reines Sprachrätsel, das aus metaphorischen Hinweisen auf eine Geschichte besteht, ausgesprochen von einem lyrischen Ich, das seine untreue verklären und hinter rätselhaften Worten, vielleicht aus unbewusster Scham, verbergen will, da es sich vordergründig aufgrund seiner unbefriedigten Frühlingsgefühle bedauert.

Soweit von mir.

Grüße,
GerateWohl


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