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Randnotizen/Verquirltes
in Zwischenwelten 18.11.2009 17:25von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
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Wir schreiben heute den Tag:
Mittwoch der 18. November Zweitausendundneun, Ort Erde
Hierbei handelt es sich um eine ZeitGedankenSkizze eines rein fiktiven literarischen Ichs, zum ausgerufenen WELTKLUGSCHEIßERTAG, natürlich, wie sollte es anders sein, am Thema vorbei. Und vom kleinsten all jener, jedoch dem größten der Unwissenden. Einem Randbeobachter der menschlichen Spezies.
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Mathematik ist immer ein guter Einstieg, hat mir mal so ein Rhetorikfuzzi suggeriert, nun denn, hier habt ihr sie, die Mathematik und da sie ja einem physikalischen Zusammenhang unvoreingenommen gegenüber stehen darf, wird dieser hier einfach und dreist hinzugefügt:
Wir fangen nämlich da an, wo meist auch alles aufhört. Bei Null.
Physikalisch: Wir sind immer noch nicht weiter. Aber hier.
Der Kopf dümpelt im eigenen Leck, von manchen auch Loch genannt und daraus fließt erfreulicherweise - da man somit bewiesenermaßen noch nicht tot ist und demzufolge - immer dieselbe Kloake.
Denn: Alles muss raus! Menschlich eben.
Einer kommt, einer geht. Manchmal mit Anstand, oft als Kollaborateur, hier und da als Seelenmasseur, seltener oberlehrerhaft - da wir ja alle schon wissen wo wir stehen - dann wiederum in geheuchelter Dummheit, mit total beknackt positiver Energie, welche der gemeine Klugscheißer, auch Korinthenkacker genannt, negiert. Als Muss!
Das liegt selbstverständlich nur am Auge des Betrachters und ist abhängig von der Position des Befindens.
In einer Zeit, die sich immer mehr auf oberflächlichem Niveau bewegt, bewegt sich sonst ziemlich wenig, außer dass man in lichten Momenten bemerkt, dass man wie festgeklebt auf der Stelle japst, oder eben, wenn alles schön normal ist, schwimmt, mit schwimmt, wohin auch immer. Der Sog ist da.
Aber hey, was solls? Wir wissen schließlich wo wir her kommen, besinnen uns, ratifizieren den Kindchenbonus, der da ganz tief in uns schlummert, kippen noch etwas Essig rauf und fertig ist der Salat.
Man will ja schließlich gesund bleiben, muss mit der Mode gehen. Ganz rational gesehen.
Und wenn man über all dies bunt treibende Kleingut nachdenkt, stellt sich doch irgendwann die Frage nach Kitsch und Klischee, wegen der Träume. Wir wollen einerseits darin baden, eintauchen, aufschäumen, andererseits lehnen wir dieses Gefühlsgedusel in seiner Absurdität mit diesem Hauch der Nostalgie behaftete, erlebnisverseuchte Assoziationsschleifchen vehement ab. Ignorieren, eliminieren und den Kopf auf dem Hals haben. Mehr nicht!
Als halbwegs vernunftbegabter Beobachter der Tunnelwelten fällt ein zynischer Blick auf das umgebende Treiben der possierlichen Spezies Mensch ziemlich leicht.
Bettina M. aus dem schönen Saarland unterhält sich übers Liften, fasst das ernsthaft ins Auge, gelasert ist sie ja schon, sie will schön sein, `ne sexy Mama, futtert Müsli, geht ins Fitnesscenter, nur nicht alt werden, das steht nicht zur Debatte, da ist man sich selbst zu viel wert. Sie zieht sich mit fast Fufzig heiße Girlyklamotten an und tobt durchs Leben, durch diesen Rest, bis sie inne hält, weil die Pumpe nicht mehr so will. So wie sie selbst.
Martin D. aus Frankfurt, Zuzugssingle, redet nur über Autos und Computer, wenn er jemanden hat, zum Reden, denn was soll er sonst schon erzählen, bei seinem faden Job im Immobilienmanagement?
Kay L. hat diese Flitzer mit Fernbedienung neu für sich entdeckt, lässt das Kind so richtig raus, weil er nicht mehr so will, wie er mal wollte. Das ist ihm plötzlich bewusst geworden, so von heute auf morgen. Auch wenn es eigentlich ein schleichender Prozess war, wurde er von dem mir nichts dir nichts angefallen, befallen und infiziert. Nur raus aus dem Normal, das ihn jetzt verlies, deswegen. Alles neu, wie der Peter so schön singt.
Und Marianne, ach, Marianne, die Gute, die braucht jetzt einen Kaffeevollautomaten mit ihren 65 Jahren, damit sie sich nicht so alt fühlt, so neben der Spur. Weil das so schön hipp und trendy ist, jeder hat jetzt so ein Ding in seiner Küche zu stehen, und was man damit alles machen kann! Leider ist die Reinigung ziemlich kompliziert.
So geht eben jeder mit, nach irgendwo.
Und dann wieder Klischee, Kitsch der Kunst ist und Kunst, welche sich Kitsch schimpft. Ablenkung.
Da mittendrin sitzt Karolin F. aus Luckenwalde, Mutter von 3 Kindern, arbeitslos und eigentlich ziemlich altruistisch, klönt vorm Fernseher, sieht schöne bunte Bildchen, will sie haben, muss sie bestellen, Rechnung kommt prommt, verfällt in Depressionen, wegen der Aussichtslosigkeit, greift zur Flasche und ist innerhalb eines halben Jahres gänzlich betriebsunfähig, im Eimer, wegen dem, was sie sich nur wünschte, zwecks Übertünchung der Empfindlichkeit. Und genau daher rührend –Reizüberflutung. So ist das Leben.
Und was ist mit den Kindern? Na, das Übliche, darüber wird der Staat schon nachdenken, vielleicht gibt es auch noch ein paar Großeltern, den getrennt lebenden Ex, weiß der Teufel, interessiert doch hier keinen wirklich. Weil das zu viel der Realität wäre.
Bald ist wieder Weihnachten, da muss man organisieren, rotieren und sich um das Nächste kümmern. Besinnlichkeit einer klitzekleinen Welt.
Wie gesagt, wir wissen längst, wer wir sind, mit der Selbstsicherheit eines selbstverliebten Egos wird jeder Zweifel an dem eigenen, vielleicht überhaupt nicht so großen, Selbstwert abgeschmettert.
Wer weiß das schon.
Doch was ist mit Liebe? Naja, die Liebe! Die wird generell überbewertet, das ist doch auch nur Kitsch und Klischee - genau wie das, was ich hier festhalte - der flachsten Art, so was muss man nicht haben, austickende Körperchemie, Muster intersubjektiver Anerkennung in unterschiedlichsten Bedeutungsschattierungen visueller, olfaktorischer oder taktiler Reizempfindungen, nichts als ein spiegelneuronaler Schmus mit dem Hintergrund der Summe der Erfahrungen, und vor allem auch dem instinktiven Arterhalt, denn was würde man ohne diese Programmierung nicht alles tun? Ganz ohne Hemmschwellen? Ein Psychodrama, das Theater der tanzenden Affen.
Wie wollen wir unsere eigene, schnelle Welt meistern, haucht Knut aus Schöneiche bei Berlin, wenn er nicht gerade am Laptop den harten Zeitzeugen mimt.
Huch, der Lack war ab, aber nur für den Augenblick.
Wir müssen da durch, und genau da muss es langgehen, bis zur Besinnungslosigkeit, dem Koma unserer Epoche, die sich selbst verzehrt, nach dem kleinen Bisschen mehr, in der winzigen Hoffnungsannahme, es müsse doch noch irgendetwas, noch so Kleines, geben, dass all das rechtfertigt. Woran man sich halten kann um nicht weiter nachdenken zu müssen. Denn genau das ist das Problem.
Plausibilität wird verlangt, abgewogen, festgehalten und das Glitzern in den Kinderaugen verlischt mit jedem realeren Blick in die Zukunft, das Sein. Wo sind nur all unsere Träume? Was sind Träume? Hehre Ziele? Nein, der gemeine Klugscheißer wird an dieser Stelle behaupten, dass es ausschließlich darum geht, um das Rationale, nichts von Relevanz sich sonst hält.
In ein paar Jahren werden alle emotionslos, in Leck-Mich-Am-Allerwertesten-Manie durch die Gegend dümpeln, aber wozu gibt es die Musik? Da keiner mehr tanzt?
Wofür das Lachen, wenn niemand mehr DAS fühlen will, es sich selbst verwehrt?
Wir verkommen zu Menschen ohne Eigenschaften. Sind wir dann noch hier? Ja, und juchhu, wir werden Eins-Periode, ein Sud, eine große trostlose graue Masse.
Ein Identitätsverlust, der sich bereits seit Jahren anbahnt.
Es gibt nur noch Frauen, die keine Frauen sind, weil sie müssen, auch sich selbst beweisen, Männer die weich wie Butter verlernt haben zu kämpfen, sich zurücklehnen und eben das Weibliche genau dahin manövrieren, weil sie den Sinn nicht sehen. Nur, was bleibt am Ende? Emanzen und Weicheier. Und die schmelzen.
Ein einziges riesiges Neutrum, welches sich frisst, stetig.
Doch die Frage ist dabei nicht der Weg, das Warum ist entscheidend, das Erkennen.
Ich liebe Klugscheißen!
Ein großes Loch der Assoziation, Dissoziation und all dieser wunderbar stringenten Begrifflichkeiten, welche jeder für sich in seinem eigenen kleinen Verbalkognitionstunnelsystem verinnerlicht, wird ausgespuckt, in dieses Loch, aus diesem Schlund.
Ach so, ich vergaß, ICH definiere mich ausschließlich über Erfolg, die Sahnehäubchen meiner Existenz sind die Lobhuddelleien der Anderen, das Cash auf meinem Konto.
Ein differenzierter Blick auf das Treiben ist hier, von meinem Turm, durchaus betreibbar.
Klar wäre ich gern schöner, jünger, knackiger, mit einem Muskelkorsett, dass seinesgleichen nur zur Zeit der Antike fand, einem Lümmel hart und lang bis nach Montenegro oder Brüsten fest und weiblich, bar jener körperlichen Mangelerscheinungen, resultierend aus diesem Weichwerden, das mit zunehmendem Alter einfach gegeben ist.
Jedoch, letztlich ist das egal, da nicht der Körper mein Haus ist, sondern mein Geist und der ist eigen, genau wie der Erfolg, der mich definiert, da ich erfolgsorientiert mit meinem Finger im Wunden stochere, nach Berufung.
Als ewiger Narr im Possenspiel BIN ICH!
ICH bin! - der Welt größter Klugscheißer!
Damit höre ich auch wieder auf, mathematisch, bei Eins. Bei mir.
Gut durch gequirlt, und Null und nichtig. Denn ihr seid gar nicht hier, in meiner Welt!
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PS: Bitte keine Plausibilitätsprüfung ;-)
Edit: Bindung/Umstellungen
Edit: ..,- kompakter; leichte Variationen, um des Fadens
Dieser Artikel wurde am 19.11.2009 um 15:27 Uhr geändert. Hoffentlich - letztmalig - kann ich das jetzt guten Gewissens so belassen...
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Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
RE: Randnotizen/Verquirltes
in Zwischenwelten 18.11.2009 23:26von Ivana Ivano • | 73 Beiträge | 73 Punkte
Hello, ganz schön viel auf einmal. Ich fordere keine Beweise, nehme ihn Dir einfach so ab den Klugscheisser. Er hätte noch deutlicher herausgearbeitet werden sollen, auf einen Blick soll der Klugscheisser bemerkt werden. Wir schreiben uns noch vor Weihnachten, gib acht und komme nicht mit Deiner Hektik in Schleudern!
Tschüs
RE: Randnotizen/Verquirltes
in Zwischenwelten 21.11.2009 12:45von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
Hallo Ivana,
ja, ich muss da nochmal ran, da fehlt Einiges: Persönlichkeit, Bindung usw., mittendrin und - also wird es eher noch mehr- ebenso übersehene Kleinigkeiten... Asche aufs Haupt.
Aber nicht in der nächsten Zeit, die fehlt...
Ob wir uns nochmal schreiben, vermag ich nicht zu beurteilen.
Wir werden sehen.
Dank dem Kommentar.
Gruß,
Gb.
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RE: Randnotizen/Verquirltes
in Zwischenwelten 21.11.2009 21:29von Ivana Ivano • | 73 Beiträge | 73 Punkte
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