Hallo Karl,
eigentlich bin ich ja ein Fan von Apokoinus, weil ich ihre extrem verdichtende Wirkung mag. Beim Lesen Deiner Gedichte stelle ich jedoch fest, dass sie sich zum einen keineswegs für jeden Inhalt eignen, und dass zum anderen mit ihnen mit einer bestimmten Gedichtlänge bei mir eine Schmerzgrenze erreicht wird, ab der mich das gehäufte Auftreten dieses Stilmittels nervt. Dies trifft auf diesen Text zu, obwohl hier durch die Apokoinus eine durchaus zum Inhalt passende Atemlosigkeit erzielt wird. Trotzdem denke ich, dass hier weniger mehr wäre und sich die Botschaft auch in reduzierter Form an die Leser bringen ließe. In dieser Breite wird es mir zu öde.
Gut gefallen mir die Passagen mit den "freiheiten", den (ich denke du meinst) "nachtfrösten", dem "jungen fleisch, das mit fast nichts lockt" und auch der Schluss. Der Teil mit dem "see len beben" birgt zwar eine nette Idee, wirkt auf mich aber trotzdem sehr konstruiert, weil ich die "Kurve" von den "Staumeldungen" und "Druckwellen" weder zum "Seebeben" noch zum "Seelenbeben" kriege. Gar nichts anfangen kann ich mit der Verknüpfung von "Tunneln" und "Kreisläufen" oder "Biotonnen", die "Fliehkräften entkommen". Diese beiden Zeilen hielte ich für besonders entbehrlich, denn was haben sie außerdem besonderes mit dem Herbst zu tun. (Dies frage ich mich auch bezüglich der Massenkarambolagen oder der Reizwäsche...)
Weil einerseits der Titel nichtbesonders einfallsreich bei mir ankommt und andererseits die erste Zeile sich nicht wirklich an die zweite anschließt, plädierte ich dafür, die erste abzusetzen und zum Titel zu erheben. Dann nähme der Schlussvers auch leichter zu ihr Verbindung auf.
Richtig gut gefiele mir das vorletzte Verspaar, wenn in der viertletzten Zeile "vielleicht" gestrichen würde und die Folgezeile mit "wird's" begänne. Ist vielleicht auch für Dich eine Überlegung wert.
Trotz Überlänge doch noch gern gelesen. Lieben Gruß
Purzel