Schon immer habe ich mir vorgestellt, wie es wäre ein Gedicht
über den alten Mann zu schreiben, der jeden Vormittag
mit seinem Hund am Flussufer entlang in den Ort geht, um sich
im kleinen Cafe am Stadtplatz einen Cappuccino zu kaufen.
Vermutlich ist der arme Kerl allein, Witwer. Die Kinder längst
fortgezogen in weit entfernte Städte, schlägt er seine Zeit tot
mit Lesen in der Tageszeitung. Nebenbei macht er sich Notizen,
vermutlich Todesanzeigen, in ein kleines abgegriffenes Buch.
Ich kann ihn gut verstehen, es liegt soviel Abgeklärtheit darin,
wie er den Milchschaum in die schwarze Tiefe der Tasse rührt.
Manchmal nimmt er auch ein Schoko-Croissant dazu und ich kann
den krossen Biss mit dem zarten Schmelz im Mund spüren.
Nachmittags treffe ich ihn schon mal in der rustikalen Schankstube,
wo ich gern so Allerlei in den Schaum meines Weißbiers sinniere.
Hin und wieder setzt sich er sich zu mir und wir spielen Schach.
Meistens gewinnt er und darf unseren Hut nach Hause tragen.