Seemannsgrab 2
Ein Seemann schwamm mit letzter Kraft
im sturmgepeitschten Ozean
und wurd’ vom Retter gefunden.
Der sprang ihm nach vom lecken Kahn.
Gemeinsam sind sie versunken.
Sie sanken ab ins nasse Grab.
und sind unlyrisch ertrunken,
weil es dort keinen Felsen gab,
auf dem ’ne blonde Lore saß.
Die Knochen bleichen da unten.
Sie liegen dort ganz eng umarmt
von Fleisch und Hoffnung unbeschwert,
vermißt, für ewig verschwunden.
Ein Krakenweib hielt sie umgarnt.
Sie haben es nicht empfunden.
Kein Admiral hat sie geehrt.
Wie grüßend sang einmal ein Wal,
der wurd’ gejagt schon seit Tagen.
Verwundet sank er in das Tal,
wo schon die Pechvögel lagen.
Der Grund war früher kahl und leer,
gleicht heute einem Knochenmeer,
in dem die Hohlwürmer schmatzen.
Bald gibt es keine Fische mehr.
Dann essen wir eben Meerkatzen.
Die zählt man zu uns als Primaten.
Wer hätt’ jemals davon gehört,
daß Unsereins ein Braten stört,
den kann unser Magen verkraften?
Die Erde dreht mitsamt Ozean
gemütlich weiter die Runden.
Nach ein paar Millionen Jahr’n
werden Würmer Neuland erkunden.
Neue Dichter werden was sagen,
erfreut Feuchtglitschiges singen.
Weil sie den Sapiens in sich tragen.
wird ihnen das Gleiche gelingen.