#1

holzschnitt

in Düsteres und Trübsinniges 03.08.2009 18:04
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

wind gräbt bilder ins gesicht,
fächert sie zur galerie.
nur blicke bleiben klare seen
in wettergegerbter landschaft.

schnee legt sich aufs haupt,
beugt es mit demutsvoller last.
der schritt führt unbeirrt
zur bank unterm alten baum.

im licht der dämmerung
schnitzen flinke finger
ein verwittertes denkmal
aus knorrigem körperholz.

zuletzt bearbeitet 03.08.2009 19:16 | nach oben

#2

RE: holzschnitt

in Düsteres und Trübsinniges 03.08.2009 22:39
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Guten Tag, perry!

Gerne würde ich anfragen zu, nur Blicke bleiben klare Seen,
wie Du es gerne interpretiert haben wolltest.

Das Ringen um Symbolhaftigkeit erscheint mir zu offentsichtlich.

In V2,Z2 'beugt es mit demutsvoller Last'
hält bedauerlicherweise meine Toleranz nicht mehr mit,
da ich einer Handlung demutsvoll zuordnete, doch kaum einem Substantiv.

Nur ungern möchte ich das Wort plump im Zusammenhang mit Deiner Darbietung verwenden,
da sonst der Eindruck entstehen könnte, ich schätzte Deine Arbeit nicht,
was ich doch mache, da ich sie sonst nicht gelesen hätte.
Es ist nicht unbedingt Deine Schuld, wenn es mir nicht zusagt und mir
graziösere Schreibweise vorschwebte.

Gruß
Joame

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#3

RE: holzschnitt

in Düsteres und Trübsinniges 03.08.2009 23:57
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hi Perry,

mir gefällt der Text. Daß er sich nicht ganz leicht erschließt, spricht ja nicht gegen die Qualität. Subjekt und Objekt verschwimmen, denn die
Bilder treffen sowohl auf einen Baum wie auf einen betrachtenden Menschen zu. Bilder des Alters und des Winters werden miteinander verwoben.
Dadurch ist kein eindeutiger Standpunkt möglich. Aber vielleicht soll es ja genauso sein. Viele Grüße mcberry

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#4

RE: holzschnitt

in Düsteres und Trübsinniges 04.08.2009 13:51
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Joamis,
offene Kritik ist durchaus erwünscht. Was dir missfällt ist wohl eher eine andere Einstellung zur Lyrik, als "plumpe" Ausdrucksweise.
Was das Bild mit den "klaren Seen" anbelangt, so steht es dafür, dass in vielen alten Gesichtern die Augen noch hellwach sind.
"beugt es sich (das Haupt ist gemeint) mit demutsvoler last" hier gäbe es vielleicht Raum für eine weniger gefühlsbeladene Ausdrucksweise.
Danke und LG
Perry

Hallo mcberry,
ich habe auch eine Version mit mehr persönlicher Zuordnung:

holzschnitt


wind gräbt bilder in sein gesicht,
fächert sie zur galerie.
nur blicke bleiben klare seen
in wettergegerbter landschaft.

schnee legt sich auf sein haupt,
beugt es mit demutsvoller last.
der schritt führt unbeirrt
zur bank unterm alten baum.

im licht der dämmerung
schnitzen flinke finger
ein verwittertes denkmal aus
seinem knorrigen körperholz.

Ich finde aber die etwas reduzierte Betrachtung besser.
Danke für deine differenzierte Lesart und LG
Perry

zuletzt bearbeitet 04.08.2009 13:54 | nach oben


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