#1

flussgrenzfluss

in Düsteres und Trübsinniges 20.06.2009 17:22
von Karl Feldkamp • Mitglied | 194 Beiträge | 194 Punkte

noch hängen plastiktüten werbend im ufergebüsch
schon mischen gedankenfluten grenzfluss und meer
blicke zerren auf grünblau bewegte spiegel
in gischt und wellentälern verschwimmen
todsicher tatsachen und abschiedsszenen
zwischen himmel und wasser verschweben
schieben eine gedachte insel ins gegenlicht
das sehnen lässt suchend segel setzen
möven stimmen kreischend shanties an
weiße fähren setzen tagträume über
und passagiere schmuggeln wünsche

ich sitze auf dem bootssteg
lasse die beine baumeln und erreiche
mit den zehen nicht einmal das wasser

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#2

RE: flussgrenzfluss

in Düsteres und Trübsinniges 04.08.2009 00:33
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hi Karl F.,

der Text kommt so sehnsüchtig daher, daß es schon problematisch wird. Schon bevor die Fahrt losgeht, "zerren" Blicke "todsicher tatsachen" und vermischen eine bizarr aggressive Phantasie mit der Umgebung. Schiebt das LyrIch Frust, weil es mit den Zehen das Wasser nicht erreicht?
Schön sind die Zeilen: "schieben eine gedachte insel ins gegenlicht" und auch "das sehnen lässt suchend segel setzen".
Elemente einer romantischen Lyrik mit feinem Ausdruck vermischen sich mit fast bösartiger Unterstellung. Vielleicht ist das so gewollt und der Reiz des Gedichtes. Für mich kippt der Anspruch eine phantastische Welt zu bilden: die "gedachte insel im gegenlicht" immer wieder ab ins Banale und mißlingt.
Das frustriert den Leser genauso wie das LyrIch, und so kommt es wieder aus. Also eigentlich kein ordentlicher Gegenstand einer Kritik. Fand ich aber dennoch schade, weil es Banalitäten schon überaus viele gibt, auch ohne unsere Beiträge, und von dieser phantastischen Welt hätte ich gerne mehr erfahren.
Trotzdem las ich es gern. Viele Grüße mcberry

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#3

RE: flussgrenzfluss

in Düsteres und Trübsinniges 04.08.2009 14:16
von Karl Feldkamp • Mitglied | 194 Beiträge | 194 Punkte

Hallo mcberry,
danke für die ausführliche und positive Kritik. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Mir geht es tatsächlich darum, phantastische Zustände immer wieder mit Banalitäten zu brechen, weil ich glaube, dass wir alle zwischen Wunschträumen und Alltäglichkeiten leben. Das Land der Sehnsucht liegt für mich zwischen Freiheit und Geborgenheit. Und Geborgenheit vermittelt (leider) häufig das banal Gewohnte.
Herzlichen Gruß
Karl

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