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durch unsere hungrigen finger
fällt die zeit
du flüsterst: es war nichts
nichts war
doch dein echo klingt
in mir
immer noch
klingt unsere wahrheit
immer -
noch.
gräbt jeder wimpernschlag
deine spuren tiefer
es war nichts
flüstert die zeit
nichts
war
eine lüge
am rand unserer angst
hi saddai! diese zeilen machen einen wesentlich ruhigeren und angenehm reduzierten eindruck im vergleich zu deinem letzten gedicht. damit will ich nicht sagen, dass gedichte generell so geschrieben werden sollten und dass diese reduktion also prinzipiell etwas anstrebenswertes wäre, aber hier passts gut. die variation der wortbedeutungen führt mir eine feinfühlige beziehung vor augen, in der diese zwischentöne verstanden werden, also eine intime, sehr intensive beziehung. freilich zeigst du hier kein poppiges liebesgedicht, sondern die andere seite solch enger beziehungen. interessante aufnahme, gerne gelesen.
kjub
Hallo saddai,
auch ich habe dein Gedicht sehr gern gelesen, es gefällt mir sehr.
Gerade weil deine Zeilen so spürbar sind, kommt es mir schon fast
lächerlich vor, daran herumzumäkeln, aber ich finde, dass der Punkt
hinter dem 2. "noch" stört. Diese zusätzliche Betonung brauche ich als
Leser dort nicht, schon die Zeilenschaltung unterstreicht sehr bildlich die
Möglichkeiten, sich dieses "noch" zu erlesen. Im Gegenteil, ich empfinde
den m.E. zu dick aufgetragenen "Schlusspunkt" an dieser Stelle des sehr
feinen und fühligen Textes als zu großen Ruck im Lesefluss, wenn man
das "noch" in den nächsten Satz übertragen möchte und insofern als
Einengung des Interpretationsspielraumes und als eher unnötige
Gängelung, auch wenn solche "Betonungspunkte" mal als modern galten.
Diesen hier empfinde ich nicht als gelungenes Stilmittel.
Lieben Gruß,
Grille
Danke, Grille, für dein Kompliment!
Und ja, du hast recht. Ohne den Punkt isses besser. Ich find es gar nicht kleinlich und pedantisch, auf sowas zu achten. Zumindest nicht in einem Gedicht, da sind Satzzeichen ja enorm wichtig.
Danke auch für den Tipp-
Saddai
RE: immer noch
in Liebe und Leidenschaft 10.10.2009 19:27von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte
Hallo Saddai,
gefällt mir diese leicht wehende Sprache mit ihrem dunklen Hintergrund.
Was hältst du von folgender Verdichtung:
durch unsere finger
fällt die zeit
flüstert: es war nichts
nichts war
dein echo klingt
immer noch in mir
klingt unsere wahrheit
gräbt jeder wimpernschlag
die spuren tiefer
es war nichts
flüstert die zeit
nur eine lüge
am rand unserer angst
Vielleicht ist ja eine Anregung dabei.
LG
Perry
hi Perry, erstmal Danke, dass du dich mit meinem text beschäftigt hast.
Ich habe mir Deine Umformulierung angesehn und überlegt:
Z 1: durch unsere hungrigen finger : das hungrig kann man nicht einfach weglassen, weil das für die Aussage m. E. wichtig ist.
Z 3 : du flüsterst : mir war wichtig hier das lyrische Du wichtig, es flüstert ja eben nicht immer nur die Zeit
Z 5: doch dein echo klingt: das doch ist m. E. wichtig, damit der Gegensatz klar wird, sonst klingts so, als ob genau obige Aussage in S1 noch in mir klingt
Z 6 : warum die umstellung? wenn das immer noch hinten steht, kann mans auch so lesen, als obs zu Z7 gehört, diese doppeldeutigkeit war absicht
Z 7: das " immer - noch" fehlt. Erstens finde ich, dass durch diese Wiederholung die Eindringlichkeit erhöht wird, und zweitens gefiel mir auch hier die doppeldeutigkeit: ... immer. Noch ...
Z 9 : deine spuren tiefer: wenn man das deine durch die ersetzt, spart man genau 2 buchstaben, erhält aber einen andern sinn.
Z 12: nichts war eine lüge: mir hat hier die Wiederholung der ersten strophe gefallen, die dem ganzen so einen Kreischaracter gibt. Und es fällt durch dein "nur" auch wieder eine doppeldeutigkeit weg: das nichts war kann man noch auf die Zeit in Z 11 beziehn, oder aber auf die lüge in Z 13.
Ich fühl mich sehr geehrt, dass dich das Gedicht so ansprach, dass du dir Gedanken gemacht hast. Aber leider finde ich, dass dadurch der Sinn völlig verändert wird ( was ja nicht immer schlecht sein muß, ok ), dass sämtliche Doppeldeutigkeiten ausgeräumt werden ( muß ja auch nicht schlecht sein - ich selber mags aber gern doppeldeutig ) und dass die Intensität und Sprachmelodie durch das Weglassen der Wiederholungen leidet. Ich kanns aber mit Sicherheit nicht objektiv beurteilen, welche Fassung jetzt wirklich besser ist.
liebe Grüße
saddai
RE: immer noch
in Liebe und Leidenschaft 18.10.2009 14:38von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte
Hall,
das finde ich teilweise okay, allerdings nervt mich immer dieses vermeintlich gedankenschwere Häckseln der Zeilen. Das macht nichts tiefer, sondern versucht mehr zu sein, als es ist. Die erste Strophe ist für mein Empfinden völlig vergurkt, die hungrigen Finger wirken unfreiwillig komisch auf mich und auch hier versucht der Dichter, dem Ding mehr Größe zu geben, als es hat.
Worum geht es überhaupt? Ich lese da Folgendes:
Es war nichts, flüstert die Zeit,
nichts als eine Lüge
am Rand unserer Angst
Doch das Echo klingt
noch immer in mir nach.
Jeder Wimpernschlag gräbt
deine Spuren tiefer.
Befreit von dem Gedöns als Skizze, als Andeutung nicht schlecht, aber die Finger und die Wahrheit und im Grunde auch der Wimpernschlag sind mindestens überflüssig. Statt dessen würde ich lieber wissen wollen, was da so berührend war. Durch die hungrigen Finger bleibe ich beim One-Night-Stand hängen, dem der Dichter/die Dichterin hinterher trauert.
Gruß
o.
Gedichte und Kommentare in allerbester Absicht
hallo Oliver!
sorry, dass ich erst so spät antworte. Wir sind umgezogen und ich hab ne Weile nimmer reingeschaut.
ja mei, ... so isses halt. Dem Einen ist was wichtig, was den Andern gar nicht berührt.
War nett von dir, dass du dir die Zeit genommen hast, deine Kritik zu begründen.
Saddai
RE: immer noch
in Liebe und Leidenschaft 11.11.2009 23:25von Ivana Ivano • | 73 Beiträge | 73 Punkte
Hallo saddi,
Ich habe es mir kopiert und für mich so geschrieben, so schaut das aus:
durch unsere hungrigen finger
fällt die zeit
du flüsterst:
nichts war
doch dein echo klingt
in mir
klingt unsere wahrheit
noch
gräbt jeder wimpernschlag
deine spuren tiefer
flüstert die zeit
war
eine lüge
am rand unserer angst
Nur wenn ich es richtig lese, gefällt es. Zuerst kam es mir kahl vor und ich wollte daran vorbeiziehen.
Tschüs Ivana
RE: immer noch
in Liebe und Leidenschaft 08.12.2009 14:26von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ahoi Saddai, finde ich nicht schlecht, wenngleich es sehr kurzatmig ist. Am Rand unserer Angst ist eine gute Metapher. Es verbindet und es entfremdet. Deine Zeichensetzung solltest du überdenken. Bei dieser Struktur, lass die Zeichensetzung weg. Die Zeilenschaltung übernimmt in deinem Werk die Betonung.
Lieben Gruß
Gem
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
Danke, Gemini, für deine Anregung.
Es sind ja nur 3 Satzzeichen drin. Den Punkt hab ich schon eingesehn, dass der besser weggehört. Und ja, du hast recht, der Strich is dann auch überflüssig. Aber lass mir doch dann wenigstens den kleinen doppelpunkt, der is wichtig für den Sinn.
ich müßte da sonst einen Zeilenumbruch machen. Und der passt nicht, wie ich finde.
Grüße
Saddai
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