#1

Überall

in Mythologisches und Religiöses 08.06.2009 20:08
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Überall das Medium schäumt in sich wogend.
Still, kein Schall kein Widerhall,
ganz und gar zerstoben, noch schwingend träumt’s,
zerstört, zerstreut, von der Form und der Gestalt.
Die sind noch nicht gewoben.

Überall das Medium treibt in sich bebend.
Still, kein Ort und keine Zeit
können sich bewegen ohne den Geist.
Nur dessen Wort löst den Sturm der Stringgewalt,
der den Neubeginn verheißt.

Überall das Medium schwebt in sich ringend.
Still, kein Ton, der Embryo
nur spürt das ferne Klingen, das ihn belebt,
und er ersehnt, daß die Norm und der Gehalt,
sich bildend, in ihn dringen.

Überall das Medium schwillt sich ausdehnend.
Schrill, der Klang, wie Jubelsang,
den alle rein vernehmen, der seitdem quillt
mit Überschwang, wie eines Gottes Segen,
aus Allem und in Jedem.


Jetzt hat's die Form zerissen. Darum:


Hastanirwana
GHEG
zuletzt bearbeitet 10.07.2015 11:39 | nach oben

#2

RE: Überall

in Mythologisches und Religiöses 17.08.2009 20:04
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hi gheggrun,

über diese Zeilen habe ich eine Weile nachgedacht. Eigentlich gefallen sie mir.
Hättest du behauptet, einen mystischen Text aus dem Sanskrit zu übersetzen, so überwiegend
hätte ich das wohl geschluckt. Nur fällt das Wort Medium wohl verbindlich in die Neuzeit. Ersetze
ich diesen Begriff durch inkarnationswillige Seele, komme ich mit dem Text immer noch gut zurecht.
Vielleicht zum Befremden des Dichters.
Läßt sich, da Seele angeblich ein Unwort ist wie Herz und Schmerz und so, für die energiegeladene
nichtmaterielle Geisterwelt kein schönes Wort finden?
Unter Medium verstehe ich spontan eine Person mit sogenannten übersinnlichen Käften, was die
Bedeutung hier nicht sein kann. Astralkörper klingt wohl auch komisch. Ist fehlende Begrifflichkeit
im Deutschen ein Problem des Textes?
Hat die eigenwillige Formgebung eine geheime Bedeutung, die sich für Outsider nicht erschließt?
Jedenfalls der Text hat etwas. Viele Grüße mcberry

zuletzt bearbeitet 20.08.2009 19:09 | nach oben

#3

RE: Überall

in Mythologisches und Religiöses 24.08.2009 17:34
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallihallo, mcberry!

Mich freut, daß dir "Überall" 'eigentlich' gefallen hat.
Bei "Medium" habe ich ganz prosaisch an Energie,
von der uns nur einige Aggregatzustände bekannt sind,
als Träger aller physikalischen, chemischen und
nichtstoffgebunder Vorgänge gedacht - und an einen eher
unbeseelten Zustand, der erst in der letzten Strophe anklingen soll.
Energie ist ein großes Rätsel, denn niemand weiß, warum es sie gibt,
bzw.woraus sie besteht.

Die Formgebung ergibt sich aus dem Bestreben (Marotte),
eine Word-seite (früher war's Papier) zu füllen.
Physik, Metaphysik und Mystisches sind letztlich verwandt.
Deshalb ist deine Interpretation auch o.k.

Also, Danke für den Kommentar.


Hastanirwana
GHEG
zuletzt bearbeitet 24.08.2009 17:36 | nach oben

#4

RE: Überall

in Mythologisches und Religiöses 16.11.2009 16:05
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Ahoi Gheg

Es lässt mich an vielen Stellen Ratlos, aber die bildliche Kontroverse ist dir wohl gut gelungen. Mir gefällt der optische Kontrast in deinem Werk und auch die Gegenüberstellungen ergeben eine Einheit. Nichts zum Nachdenken, gestehe ich, aber eine schöne Lektüre.

Lieben Gruß

Gem


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#5

RE: Überall

in Mythologisches und Religiöses 26.11.2009 21:46
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Halloli, Gemini!

Schönen Dank für die Kommentierung. Leider habe ich sie erst heute gesehen.
Ich gebe zu, ich bin ein schlechter Vater meiner Kinder. Habe ich sie in die Welt
entlassen, kümmere ich mich nur selten um ihren Werdegang.
Manchmal stehe ich auch "ratlos" vor Texten. Dann muß ich mich entscheiden,
es dabei zu belassen oder darüber nachzudenken. Wie die Entscheidung dann
ausfällt, hängt von Vielerlei ab und paßt fast nie in ein Schema.

Wenn nur jemand etwas Positives davon hat, dann ist es schon ein Gewinn und
motiviert zum Weitermachen.
Sei bedankt!


Hastanirwana
GHEG
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#6

RE: Überall

in Mythologisches und Religiöses 27.11.2009 14:06
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Na komm, ich bin ein noch viel schlechterer Vater. Ich habe gar keine Kinder. Na was sagst du nun, kannst du das toppen?
Passt schon.

Gem

edit: Ach so, die Gedichte sind deine Kinder. Und ich dachte schon du willst dich an meiner Brust ausweinen. Gott, was bin ich für ein Idiot.


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

zuletzt bearbeitet 27.11.2009 14:09 | nach oben

#7

RE: Überall

in Mythologisches und Religiöses 29.11.2009 17:18
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Halihalali, Geminie!
Zu toppen bist du nicht, schließlich gehören alle Lebenden zur
Artelite (-weshalb ja auch der Forumname berechtigt ist-).
Wer aber sein Genom nicht direkt weiter vermengt, leistet
trotzdem für die Arterhaltung etwas, indem er nicht zur Lebens-
raumverknappung der Zukünftigen beiträgt, was durchaus eine
positiv zu bewertende Leistung ist.
Außerdem kann man sich nie ganz sicher sein betreffs der Nach-
kommen. Es gibt sogar päpstliche und manchmal Doppelgänger
unbekannter Herkunft.
Aber, wie du richtig erkannt hast, war meine Selbstbezichtigung
nicht biologisch begründet.


Hastanirwana
GHEG
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